Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, unser Sohn ist nun ein Jahr. Ich weiß gar nicht, wovon er sich ernährt. Mit 8 Monaten hat er 1/3 bis 1/2 Gläschen Babykost gegessen. Jetzt ist es 1-2 TL voll. Ich glaube, er will keinen BABY-Brei mehr, sondern unser Essen. Ich gebe ihm auch immer was von unserem Essen ab: Mal ein paar Gemüsestückchen, Dinkelbrezelchen, Apfel, Banane, Birne,... Das will er auch, aber er kaut nur darauf rum und schiebt die zerkleinerten Stücke nach einer Weile wieder zum Mund heraus. Worauf er ganz scharf ist: Püriertes Obst zum Trinken (Trinkbrei) oder Apfelschorle (normalerweise gibt es nur ungesüßten Fencheltee). Ich stille ihn mind. 4x pro Tag und mehrmals in der Nacht. Ich vermute, dass er sich davon ernährt. Oft hat er Hunger zu den Mahlzeiten, isst aber fast nix, und wartet bis wir mit dem "Essen" fertig sind, damit er endlich seine Muttermilch kriegt. Was soll ich denn nun machen? Das Stillen finde ich gut und will es auch weiter machen, aber ein bißchen mehr essen könnte er schon essen, sonst ist er so abhängig von mir. Ich muß ja immer zu den Mahlzeiten da sein (weil er ja von Muttermilch satt wird). Ein bisschen Sorgen mache ich mir ja auch, ob er damit (noch) gut ernährt ist. Vielen Dank für Deine Hilfe! Bienchen
Liebe Bienchen, voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Gleichzeitig solltest Du trotzdem versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Nicht nur Brei, denn sehr oft liegt das zögernde Essverhalten einfach daran, dass das Kind keinen Brei mag und/oder nicht gefüttert werden will. Es gibt Kinder gibt, die es geradezu hassen, wenn ihnen etwas in den Mund gesteckt wird und schon fast panisch darauf reagieren, wenn der Löffel kommt. Diese Kinder essen aber oft sehr gut, wenn man sie selbst essen lässt. Das gibt zwar am Anfang einiges Geschmiere, doch die Kinder lernen erstaunlich schnell selbstständig zu essen. Versuch es deshalb auch einmal mit fingergerechter Nahrung. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Mit neun Monaten bietet sich auch Brot an. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. LLLiebe Grüße Biggi Welter