Mitglied inaktiv
Hallo, in Kürze steht mir eine Operation bevor. Mein Kleiner ist nun fast 4 Monate alt und ich stille voll. Nun meine Fragen: Wie lange sollte ich nach der Operation Milch abpumpen und wegwerfen? Sind Schmerzmittel schädlich fürs Kind? Mein Kleiner ist ein Vielfraß, deswegen weiß ich nicht, wieviel Milch ich auf Vorrat abpumpen muss während der OP-Zeit und danach. Manchmal kommt er sogar stündlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die abgepumpte Milch ausreicht, egal wieviel ich abpumpe, der zieht die bestimmt in Kürze ab. Können Sie mir einen Tipp geben? Beim Pumpen kommt auch leider nicht viel raus, höchstens 50 ml. Wie lange kann man die Milch nach dem Auftauen aufbewahren und wie taue ich richtig auf? Im Kühlschrank? Gibt es Narkosearten, bei denen man direkt danach wieder stillen kann? Es gibt ja auch Mütter mit Kaiserschnitt und die dürfen ja auch nach der Narkose stillen. Sind Röntgenstrahlen schädlich? Irgendein Arzt hat mal gemeint, die Strahlen gehen in die Milch über, was ich mir jetzt nicht so vorstellen kann. Ich wurde vor 2 Monaten schonmal geröntgt. Ist ein halbes Jahr voll stillen notwendig oder kann man schon früher Beikost geben? Meine Bedenken: Mein Mann und ich sind beide Allergiker und der Kleine hat bereits Neurodermitis, sogar im Gesicht. Er schläft übrigens nur an der Brust ein, wie gewöhn ich ihm das ab bis zur OP, denn dann gehts ja nicht? Und woher weiß ich denn, ob er die Flasche überhaupt nimmt? Den Schnuller nimmt er jedenfalls nicht. Es sind nun doch ein paar mehr Fragen geworden...Leider lässt sich meine OP nicht länger hinauszögern, aber ich möchte so gerne weiter stillen. Meine Tochter konnte ich 15 Mon. lang stillen. Ich danke Ihnen jetzt schon vielmals für Ihren Rat. MfG Melone
Liebe Melone, es tut mir leid, dass Du dich einer Operation gegenüber siehst. ABER: eine Operation muss kein Abstillgrund sein. Sprich mit den Ärzten darüber, dass Du stillst und dass Du auch nicht abstillen willst. Sie können dann evtl. Narkosemittel und Medikamente so wählen, dass ein weiterstillen möglich ist. Das Pumpen vor und nach der OP kannst Du dir sparen. Es gibt keinen Grund eine Stillpause einzuhalten. Stillen ist sowohl nach einer örtlichen Betäubung als auch nach einer Vollnarkose möglich (nach einem Kaiserschnitt können die Frauen auch anlegen, nachdem sie aus der Narkose aufgewacht sind). Wenn Du unmittelbar vor dem Eingriff stillst, so dass dein Kind möglichst nicht in der nächsten halben Stunde hungrig sein wird und in den nächsten Tagen eine "Notfallration" Muttermilch abpumpst, damit etwas da ist, falls dein Baby Hunger bekommt während Du im OP bist, so dürfte das vollkommen genügen. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Du musst auch keine Sorge haben, dass Du deinem Kind durch das Pumpen etwas wegnimmst. Deine Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch o 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) o 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) o 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch o 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät o 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank o 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) o 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebensmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Sie Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren wollen, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch). Als nächstes bist Du auf die Kooperationsbereitschaft des Pflegepersonals und auf die Hilfe durch deinen Mann, deine Mutter, eine Freundin usw. angewiesen, falls Du in der Klinik bleiben musst. Da es leider in Deutschland nur in wenigen Kliniken gemacht wird, dass das Baby in einer solchen Situation mit der Mutter mitaufgenommen wird (was das einfachste wäre, sprich diese Möglichkeit einfach einmal an, solange niemand danach fragt, so lange wird es auch in Deutschland nicht populär werden, dass dies eine Möglichkeit ist), brauchst Du jemanden, der zumindest tagsüber viel Zeit mit deinem kleinen Sohn bei dir im Krankenhaus verbringt. Dein Mann oder sonst jemand, müsste sich um die Versorgung deines Babys kümmern, so dass Du es lediglich stillen musst. Wichtig ist, dass Du immer dann, wenn deine Brust voll wird und dein Baby nicht in der Nähe ist, abpumpst, damit Du keinen Milchstau riskierst. Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Zum Thema Röntgen zitiere ich dir aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: "Röntgenuntersuchungen, Ultraschall und Magnetresonanztomographie erfordern keine Stillpause unabhängig vom Organ, das untersucht wird. Das gilt selbstverständlich auch für die Mammographie und die Computertomographie." Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Wenn Du deinem Kind etwas Gutes tun willst, dann verzichte noch etwa zwei weitere Monate auf jegliche Form von Beikost. Selbst wenn dein Baby nicht allergiegefährdet wäre, so ist die zu frühe Einführung der Beikost immer eine starke Belastung für den noch unreifen Darm und belastet auch die Nieren enorm durch die erhöhte Molenlast. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Ich würde auch nicht versuchen das Einschlafstillen abzugewöhnen, dein Kind ist zu jung dafür. Ich kann deine Sorge wirklich gut nachvollziehen, aber aus eigener Erfahrung kann ich dir auch sagen, dass unsere kleinen "Großen" sehr gut unterscheiden können zwischen "NichtdaseinKÖNNEN" und wollen. Wenn dein Mann mehrmals täglich mit deinem Kleinen vorbei käme, euch beim Anlegen hilft (und das sollte im Liegen ja machbar sein, ähnlich wie nach einem Kaiserschnitt), dann sollte das machbar sein. Natürlich ist es sicher nicht machbar, dass dein Kleiner die ganze Zeit dabei bleibt, denn wenn Du nicht in einem Einzelzimmer liegst und jemanden dabei hast, der sich mit ihm beschäftigen kann, bringt das ja einige Unruhe in den Krankenhausalltag und gerade in den ersten Tagen wirst Du wohl sicher so viel wie möglich liegen müssen. Wenn's dann besser geht, könntest Du ja die Möglichkeit prüfen, in ein Einzelzimmer zu wechseln, oder auf eine andere Station verlegt zu werden, wo dein Kleiner weniger "stört". Auf jeden Fall würde ich weiter um einen Kompromiss mit dem Krankenhaus ringen. Frage doch mal nach, ob es nicht eine Kontaktperson im KKH gibt, die für die Belange der Patienten zuständig ist. Wenn Du die auf deine Seite bekommst, wird die Verhandlung mit den Ärzten eventuell leichter. Signalisiert Du Bereitschaft, die Richtlinien des Krankenhauses anzuerkennen, ist es oftmals leichter, Ausnahmen zu erwirken! Und vielleicht kannst Du auch prüfen, ob nicht ein anderes Krankenhaus ebenfalls in Frage käme. Wenn dein Sohn die abgepumpte Milch bekommt, muss das nicht mit einer Flasche sein, Du kannst die Milch auch mit einem Becher geben. Zum Becherfüttern gibt es spezielle Becher, aber Du kannst auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden. Der Vorteil der Säuglingsbecher ist, dass sie eine Maßskala haben Du weißt also, ob Du 30 oder 40 g hineingetan hast. Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Du kippst den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Kopf hoch, Du musst sicher nicht abstillen und den Eingriff schaffst Du! Ganz llliebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Vielen lieben Dank für Ihre Mühe und eine so ausführliche Antwort. Sie haben mir wirklich sehr geholfen. MfG Melone
:-) Biggi
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