Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ich bin am verzweifeln!!!!!!!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ich bin am verzweifeln!!!!!!!

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Hallo, ich bin langsam so am verzweifeln. Meine Tochter ist jetzt 11 Wochen alt und ich habe totale Probleme beim stillen. Dazu kommt noch, daß sie die ganze Zeit in der sie wach ist meinstens nur am schreien ist, und ich weiß nicht mehr weiter!!!! Es gibt Tage da denke ich auch mal wieder ans Abstillen aber dann halte ich durch und will doch wieder weiter machen. Sie trinkt seit langer Zeit echt komisch. Ich habe auch zwei andere Kinder die mich auch echt fertig machen. Die eine ist 7 Jahre und mein Sohn ist 5 Jahre alt. Die stressen mich, daß ist der Oberhammer. Das dann das stillen meist nicht klappt ist mir irgendwie klar aber im Moment hören die zwei anderen überhaupt nicht auf mich und nutzen das so aus, das kann man sich garnicht vorstellen. Ich bin mit meinen Nerven echt am Ende. Ich weiß nicht mehr hat meine Sina (11 Wochen) Hunger?? oder hat sie Bauchweh??? oder oder oder??? Laufend will sie an die Brust, trinkt mal dann meckert sie wieder dann schläft sie ein, schlafen am Tag tut sie seit einigen Tagen nur wenn ich sie am Arm habe, wenn ich sie in ihr Bettchen lege, dann wacht sie innerhalb 5 - 10 minuten wieder auf. Sie schläft auch ganz schlecht ein, oder hat auch Probleme im Moment 2 - 3 Stunden mal am Stück zu schlafen, sogar im Auto schläft sie nicht richtig fest mehr ein, nur noch auf meinem Arm. Auch wenn sie gestillt ist dann dauert es keine halbe Stunde und sie meckert naja kein meckern, sie schreit schreit und schreit, den ganzen Tag. Ich halte das echt nicht mehr aus. Ich kann sie ja nicht alle Stunde anlegen. Ich weiß nicht mehr weiter?!!!!!!!! Ich bin auch der Meinung wenn sie nicht ihre 2 - 4 Stunden am Tag schläft dann hat sie Abends keine kraft mehr am busen zu trinken und schläft wieder ein und wacht aber wieder nach ca. 10 minuten wieder auf. Gerade hat sie auch wieder geschrien. Was soll ich noch machen?? Ich schreib es deswegen in das stillforum, weil ich immer der Meinung bin daß sie immer irgendwie unzufrieden ist, auch nach dem Stillen. Vor ca. 2 Wochen hatte sie ca. 4800 gr. und war 56 cm groß. Also zu wenig bekommt sie nicht sagt der Arzt und meine Hebamme. Aber warum die dauernd nur am schreien ist wenn sie wach ist kann sich der Arzt und meine Hebamme auch nicht erklären. Haben Sie vielleicht einen Rat?? Oder jemand anders?? Ging es jemanden genauso wie mir??? Ich brauche irgendwie einen Rat. Ich will ja auch das stillen nicht abbrechen, daß hatte ich nicht vor, aber ich möchte auch durch den Streß den ich habe (mit dem Stillproblemen und meiner anderen zwei Kindern) meiner 11 Wochen alter Tochter auch nicht das Leben schwer machen (so jetzt halt mal ausgedrückt) Wie mache ich mich wieder streßfrei??? Ich danke jedem der mir einen Rat gibt sehr viele Male und ich hoffe das es mir mal bald wieder besser geht. Vielen lieben Dank nochmals und ich freue mich auf hoffentlich viele Ratschläge. Bis bald Steffi


Biggi Welter

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Liebe Steffi, drei Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das dritte Kind weiß nicht, dass es das dritte ist und dass seine Mutter noch eschwisterkinder zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Du mehr Ruhe bekommst. Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Du kannst dir und Sina das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Du dich auf Ihr Kind einläßt. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es dir möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwölf Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Sina nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Sina aufwacht, sobald Du sie hinlegst. Sie wird einfach deshalb wach, weil sie durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird dein Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Ein Tragetuch kann in dieser Situation ebenfalls sehr hilfreich sein. Ein Tragetuch ist fast einZaubermittel. Dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche Sie es einmal. Lass dir von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Du wirst vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird und mit etwas Geschick kannst Du Sina sogar im Tuch stillen. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die dir auch weitere Tipps geben kann. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: o nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leer bügeln, einige vor gekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... o Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinen Kinder zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. o Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. o Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. o Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. o Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


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