Mitglied inaktiv
Meine Tochter ist 4 Wochen alt, sie wird bisher voll gestillt. Sie trinkt alle 1 1/2 - 2 Stunden, nachts etwas seltener, etwa alle 3 Stunden.. Sie wog bei der Geburt 3.400g, heute 4.000g Heute war die Nachsorgehebamme da, die meinte, das wäre zu oft Stillen (ca. 12 mal am Tag), meine Milch wäre vielleicht zu dünn, bei der Wiegeprobe trank sie bei jeder Stillmahlzeit 100-120ml. Muttermilch habe ich zur Genüge. Sie hat immer so kleine Abstände, es kann also kein Schub sein. Die hebamme meint 3 Stunden müsste sie jetzt schon satt bleiben und ich sollte besser zufüttern, weil sie auch nicht so viel zugenommen hat. Muss ich jetzt zufüttern oder kann ich die Milch irgendwie andicken?? Ich dachte immer, wenn genug Muttermilch da ist, kann man auch voll stillen? Kann ich etwas tun um meine Milch zu verbessern? Vielen Dank, Michaele
? Liebe Michaele, wenn ich diesen Blödsinn von der zu dünnen Muttermilch höre, dann packt mich jedes Mal die kalte Wut! Ich bin immer wieder betroffen und betrübt, wenn ich erleben muss, dass eine Frau so verunsichert ist, dass sie Angst hat, dass ihre Milch nicht das Beste ist, was es als Nahrung für ihr Kind gibt. Du musst dir keine Sorgen um die Qualität deiner Milch machen. Es gibt keine zu dünne oder zu wenig nahrhafte Muttermilch. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Doch so weit kommt es bei uns normalerweise nicht, denn selbst eine nicht so optimale Ernährung ist in der Regel doch ausreichend und ich gehe nun einmal nicht davon aus, dass Du kurz vor dem Hungertod stehst. Auch hat deine Tochter keinesfalls zu wenig zugenommen. Ausgehend vom Geburtsgewicht hat sie 600 g in vier Wochen zugenommen, was aber nicht so ganz stimmt, da die Gewichtszunahme immer vom niedrigsten Gewicht und nicht vom Geburtsgewicht ausgehend berechnet wird. In Wirklichkeit hat sie also noch mehr als diese 600 g zugenommen. Doch selbst wenn es „nur" 600 g wären, dann wäre das immer noch ein Durchschnitt von 150 g pro Woche, was einer absolut normalen Zunahme für ein Baby in diesem Alter ist. Statistisch gesehen nimmt ein Baby in den ersten vier Monaten zwischen 113 und 227 g zu. Zwölf Stillzeiten innerhalb von 24 Stunden sind für ein so junges Baby die Regel und nicht die Ausnahme. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Durchschnittlich bedeutet, dass es Babys gibt, die seltener an nach der Brust verlangen und andere, die noch häufiger gestillt werden wollen. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Alles in Allem besteht aufgrund dessen, was Du von deinem Kind und seinem Stillverhalten schreibst, kein Anlass zum Zufüttern oder zu anderen Maßnahmen. Schau dir dein Kind nochmals in Hinblick auf die folgenden Punkte an: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann gedeiht dein Kind und Du solltest dich vielleicht nach einer anderen Hebamme umschauen. LLLiebe Grüße Biggi