Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe!!! jetzt geht gar nichts mehr

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hilfe!!! jetzt geht gar nichts mehr

Mitglied inaktiv

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Hallo liebe Stillberater, ich bin am Verzweifeln, meine Maus ist jetzt 3 Monate und trinkt ziemlich schlecht an der Brust. Aber bis jetzt habe ich es immer irgendwie hinbekommen, dass sie doch zwei drei Mahlzeiten ordentlich trinkt, dir restlichen waren immer eher nur so 10 Minuten. Ich bin herum gelaufen, hab sie im Halbschlaf gestillt, im Liegen und in jeder erdenklichen Variante. Seit den letzten zwei drei Tagen hat sie nicht mal mehr 10 Minuten an der Brust geschafft. Sie fängt dann fürchterlich an zu weinen. Heute hat sie fast gar nichts getrunken, höchstens vier oder fünf Minuten und dann gab es riesen Theater. Ich weiss nicht mehr, was ich machen soll. Ich leg Sie an, sie trinkt und lässt dann sofort los und schreit. Sie dann wieder an die Brust zu bekommen ist unmöglich. Sie macht sich steif und dreht den Kopf weg. Ich habe heute abend aus lauter Verzweiflung abgepumpt und eine Flasche gegeben. Ich weiss, dass das vielleicht nicht richtig war, aber sie muss doch was zu sich nehmen, ich kann sie doch nicht hungern lassen. Was kann ich tun, dass sie wieder an der Brust trinkt? Ich bin schon völlig fertig mit den Nerven, das Stillen ist für uns beide warscheinlich inzwischen nur noch Streß. Ich bin jetzt fast soweit, gar nicht mehr zu stillen. Das ist für uns beide entspannter. Vielleicht habt ihr ja noch einen Tip für mich. Danke schon mal im Voraus.


Biggi Welter

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Liebe peggy.marie, es klingt ganz so, als ob Du mit deinem Baby einen Stillstreik erlebst. Gründe für einen Stillstreik kann es viele geben und manchmal lässt sich die Ursache für den Stillstreik auch überhaupt nicht finden. Unter Umständen schieben die Zähne in den Kiefer ein (es kann dann noch Monate bis zum ersten Zahn dauern). Eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass das Baby beim Trinken behindert wird, Ohrenschmerzen, so dass das Stillen wehtut. All dies kann zu einem Stillstreik führen. Vorsichtshalber sollte deshalb ein streikende Kind vom Arzt angeschaut werden. Wenn die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht ist können Babys auf die Gefühle ihrer Mutter mit einem Streik reagieren. Einen unliebsamen Zwischenfall beim Stillen kann Anlass zu einem Stillstreik sein. Z.B. wenn das Baby gestillt wurde während der/die Arzt/Ärztin es untersucht hat und es dabei erschrocken ist. Kurz: alle einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen im Leben des gestillten Kindes oder seiner Familie können das Kind zu einem Stillstreik bewegen. Wichtig ist, dass Du in dieser Situation nicht die Geduld verlierst und versuchst so ruhig wie möglich zu bleiben. Außerdem haben sich die folgenden Dinge bei einem Stillstreik bewährt: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten bzw. wieder dem Bedarf des Baby anzupassen, solltest Du deine Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch kannst Du deinem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich glaube, dass einzigste, was ich noch nicht versucht habe, ist in der Badewanne zu stillen. Den Schnuller versuche ich momentan so gut wie gar nicht zu verwenden. Ist allerdings schwierig, weil sie sich schon zu sehr daran gewöhnt hat und ich nicht noch mehr Streß erzeugen will. Sie bekommt ihn aber nur, wenn sie sich gar nicht mehr beruhigen lässt. Ich habe versucht, die Milch mit einem Medizinlöffel einzuflösen, das war allerdings nur mäßig erfolgreich. Sie hat den größten Teil wieder mit der Zunge rausgeschaufelt. Deshalb habe ich dann doch die Flasche genommen. Wie lange hält denn so ein Stillstreik in dern Regel an? Wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Noch öfters als alle zwei Stunden anlegen oder soll ich ihr lieber mehr Zeit zum beruhigen geben? Vielen Dank für die Hilfe.


Biggi Welter

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Liebe peggy.marie, bitte lass den Schnuller weg und gebe keine Flasche! Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Wenn Du zufütterst, gib die Milch mit einer alternativen Fütterungsmethode (Löffel, Becher, Brusternährungsset), damit dein Kind wieder lernt, korrekt und effektiv an der Brust zu trinken. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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