Hallo,
Meine zwei Wochen alte Tochter möchte alle 1-1, 5 Stunden an die Brust. Ich habe genug Milch, aber sie möchte trotzdem ständig trinken. Sie trinkt stets und schnullert nicht nur.
Ich bekomme jetzt schon schiefe blicke und Aussagen von Leuten aus dem Umfeld, dass die Abstände viel zu kurz sind und ich sie schreien lassen soll. Meine Tochter schreit sich dann total weg und lässt sich nicht beruhigen.
Ist Stillen nach Bedarf denn so verkehrt? Kann ich mein Kind "dick" füttern? Und ich höre immer wieder, dass Kinder, die so häufig gestillt werden, zu "Fressern" erzogen werden.
Kann es sein, dass die muttermilch nicht richtig sättigt, wenn man als Frau nicht wirklich zum essen kommt.
Vielen Dank im voraus
von
laviedaloca
am 05.06.2014, 08:55
Antwort auf:
Häufiges Stillen so verkehrt?
Liebe laviedaloca,
keine Sorge, Du machst NICHTS falsch, sondern alles RICHTIG :-).
Dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen).
Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen.
Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa drei Wochen zu erwarten.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Lass dich einfach weiterhin so auf dein Kind ein. Du wirst sehen, der Alltag mit Baby ist viel einfacher, wenn frau sich nicht in irgendwelche Schemata pressen lässt und so anstrengend wie die ersten Wochen mit Baby oft sein können, so bleibt das Leben mit Kind nicht auf ewig.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.06.2014
Antwort auf:
Häufiges Stillen so verkehrt?
Ein liebes Hallo,
Falls dich die Antwort einer Mama interessiert der es auch so ging.
Mein Sohn ist mittlerweile zwar schon 4 Monate aber trinken möchte er auch immer noch alle 2 Stunden. Zumindest am Tag. Und das darf er auch. Dafür wurde/und werde ich auch immer noch schief angesehen.
Du machst das genau richtig. Stillen nach Bedarf ist gut für unsere Babys. Wenn wir Hunger haben essen wir auch und warten nicht noch Stunden weil uns jemand das einredet.
Babys die nach Bedarf trinken können später einmal sogar ein besseres Körpergefühl entwickeln und werden weniger zu kleinen "Mopeln" weil sie wissen wann sie satt sind.
Anfangs kam ich auch nur selten zum Essen, da mein kleiner viel Aufmerksamkeit eingefordert hat. Aber laut meiner Stillberaterin hat das keine Auswirkungen. Die Milch hat trotz allem eine gute Qualität.
Niemals sollte man ein Kind schreien lassen. Ich finde soetwas vorsetzlich zu tun damit es nut alle paar Stunden trinken will ist nicht zum Wohl des Kindes sondern der Eltern. Sicher gewöhnen sich die Kinder daran aber zu welchem Preis.
Auch wenn noch alles neu und ungewohnt ist hör auf dein Bauchgefühl und lass dir nichts einreden. Genau wie alle ist auch jedes Baby anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse.
Alles gute euch beiden
von
Mom2014
am 05.06.2014, 10:39
Antwort auf:
Häufiges Stillen so verkehrt?
Die Blicke und Kommentare werden auch nicht abreißen. Meine Tochter ist 2,5, und ich bekomme solche Kommentare und Blicke seit ich stille. Sie hat übrigens immer noch mal Phasen, in denen sie alle 2h stillt. Als sie so klein war, lag sie gefühlt den ganzen Tag an der Brust.
Also schön stillen! Vertrau Deinem Kind, es weiß, was es braucht, und lass die anderen unken!
:-)
LG Sileick
Mitglied inaktiv - 05.06.2014, 17:04
Antwort auf:
Häufiges Stillen so verkehrt?
Vielen, vielen Dank für die Antwort. Das beruhigt mich enorm, dass ich nicht allein bin mit dieser Thematik. Man macht sich ja schon völlig verrückt, aber ein bisschen beruhigter bin ich jetzt schon.
Lg kathi
von
laviedaloca
am 05.06.2014, 19:43