Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Gleich mehrer Fragen rund ums Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Gleich mehrer Fragen rund ums Stillen

Zwetschge

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Hallo, ich hätte gleich mehrere Fragen auf einmal: 1. Ab wann dürfte ich theoretisch wieder ins Schwimmbad schwimmen wenn ich noch voll stille, meine Kleiner ist jetzt 7 Wochen alt 2. Gibt es auch mal eine Zeit, in der man die Milch "halten" kann? Ich lauf immer so aus, das selbst die Stilleinlagen es fast nicht aufsaugen können und das ist unterwegs doch etwas lästig. 3. Meine Brust ist von anfang an sehr empfindlich gewesen und die eine Seite hatte er schon aufgenuckelt. Das habe ich an der Warze wieder zubekommen nur ist die Haut darum sehr rissig und schmerz und ich pflege sie schon gut, aber es geht nicht zu. Dies tut mir beim Stillen sehr weh. Haben sie noch einen Tipp, ausser Lanolin bzw Heilwolle? Achso laut meiner Hebamme ist er richtig angelegt und trinkt auch so sehr gut, aber er fasst meist nur die Warze an sich und kaum Vorhof. Mit 3 Tagen habe ich ihm das Zungenbändchen kappen lassen, da er davor noch schlechter hin kam. Ich danke schon mal im voraus für die Antworten Gruß Zwetschge


Biggi Welter

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Liebe Zwetschge, selbstverständlich kann eine Frau auch in der Stillzeit zum Schwimmen gehen. Schwimmende Mütter haben nicht mehr Brustentzündungen als nicht schwimmende. Die Brust ist normalerweise ein Einbahnsystem, solange die Brustwarzen nicht verletzt sind, dringen gewöhnlich keine Keime ein. Nach dem Schwimmen sollten Sie sich gründlich mit klarem Wasser abduschen (das gilt auch nach einem Bad im Meer oder See). Der Chlorgeruch und -geschmack (oder Salzgeschmack) kann bei manchen Kindern dazu führen, dass sie die Brust ablehnen, was dann im ungünstigsten Fall zu einem Milchstau führen kann. Ursächlich dafür ist aber dann nicht das Schwimmen, sondern die Brustverweigerung durch das Kind, der durch das gründliche Abspülen vorgebeugt werden kann. Relativ kaltes Wasser kann dazu führen, dass der Milchspendereflex gehemmt wird, dem kann entgegengewirkt werden, indem Sie kurz vor dem Anlegen die Brust etwas wärmen (z.B. warme Dusche im Schwimmbad oder auch ein Handtuch umlegen, das vorher auf einem Heizkörper oder in der Sonne lag). Ein Einfetten der Brustwarzen ist nicht erforderlich. Auslaufende Milch ist ein Problem, das recht weit verbreitet ist und das sich in der Regel mit zunehmendem Alter des Kindes von alleine löst, da sich das Auslaufen mit der Zeit in den meisten Fällen immer weiter verringert. Allerdings gibt es keine Garantie, dass das auch bei Ihnen so sein wird. Um nicht immer in einer Überschwemmung zu enden, empfehlen sich hoch aufsaugende Stilleinlagen und nachts im Bett eventuell Stoffwindeln im BH und ein dickes Badetuch als Unterlage und Schutz für die Bettwäsche. Manchmal wird zu sogenannten Milchauffangschalen geraten, aber diese tragen sehr auf, können zu Stauungsproblemen führen (vor allem, wenn sich die Frau im Schlaf darauf legt) und beim Bücken oder einer schnellen Bewegung kann die darin gesammelte Milch herausschwappen. Die Milch, die sich in diesen Schalen sammelt, darf übrigens nicht verfüttert werden. Sie können diesen Milchfluss jedoch gerade beim Stillen in der Öffentlichkeit mit recht einfachen Mitteln stoppen. Sie können versuchen sanft auf die Brustwarze zu drücken. Sie können auch die Arme vor der Brust verschränken und Ihre Handballen gezielt auf die Brustwarze drücken, um den Milchfluss zu stoppen. Auf diese Weise lässt sich der Milchfluss meist schnell eindämmen. Einfarbige Kleidung ist unvorteilhafter als etwas mit Muster, das Flecken, beim Auslaufen der Milch kaschiert. (Das ändert zwar nichts an dem Auslaufen, hilft einem aber über die eventuell peinliche Situation mit großen, deutlich sichtbaren Milchflecken auf der Bluse in der Öffentlichkeit stehen zu müssen). Eine Jacke und ein Schal sind auch praktisch, um eventuelle Flecke zu kaschieren. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange es noch dauern wird, dass ihre Milch so sehr ausfließt, aber die Zeit arbeitet für Sie, dass es weniger werden und schließlich aufhören wird. Wunde Brustwarzen werden fast immer durch falsches Anlegen verursacht und Sie sollten die Anlegetechnik noch einmal überprüfen lassen. Bis Sie eine Kollegin gefunden haben, hier einige Tipps für eine Verbesserung der Heilung: • vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird. • an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen • nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). • ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. • zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden. In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Auch über das Handausstreichen, Abpumpen und alternative Fütterungsmethoden kann Sie eine Kollegin vor Ort genau informieren. Außerdem ist es sinnvoll, dass Sie Ihr Kind so anlegen, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet. Solange jedoch nicht die Ursache der wunden Brustwarzen beseitigt ist, sind alle Tipps wirklich nur Kosmetik und bringen keine langfristige Lösung! Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi Welter


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