Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Fragen über Fragen vor dem 2. Kind

Frage: Fragen über Fragen vor dem 2. Kind

Mitglied inaktiv

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Hallo liebes Experten-Team Unser Sohn ist jetzt 15 Monate alt und ich bin erneut schwanger (im 4. Monat). Das Stillen hat bei unserem Sohn und mir leider nicht geklappt. Ich habe es irgendwie immer auf meine flachen Brustwarzen geschoben die auch bei Stimulation nur wenig hervortreten. Auch mit Stillhütchen ging im Krankenhaus absolut nichts. Es kam einfach nichts und ich hatte immer das Gefühl das mein Sohn die Brustwarze einfach nicht zu fassen bekam. Die rechte Brust hat er fast komplett verweigert. Links ging es zwischendurch ab und zu mal. Aber es kam eben nur sehr wenig Milch und ich hatte trotz immer wieder Anlegens keinen Milcheinschuss. Irgendwann hat er dann so viel an Gewicht verloren das wir zufüttern mußten. Selbst das haben wir dann im Krankenhaus und zu Hause noch mit Stillbecher versucht um bloß keine Saugverwirrung hervorzurufen. Schnuller gab es auch keinen. Das ganze hat mich seelisch arg mitgenommen weil ich meinen Sohn wirklich gerne gestillt hätte. Es gibt für mich nichts innigeres. Das tat echt weh ihm DAS nicht geben zu können. Verwirrt hat mich im Krankenhaus auch die Ansichten der verschiedenen Schwestern. Die eine sagt "Abpumpen" um den Milcheinschuss anzuregen (das haben wir ein Mal versucht und es kam NICHTS... absolut gar nichts. Es tat nur weh und ich habe geweint weil es so frustrierend war), die andere sagt "Bloß nicht abpumpen. Um Gottes Willen." Einmal Hü und einmal Hott. Das konnte einen ganz schön fertig machen. Jetzt erwarten wir unser zweites Kind und ich möchte es trotz allem gerne noch einmal versuchen. Nur schwirrt mir die Frage im Kopf: Hat das überhaupt Sinn? Oder kann ich meine Energie von Anfang an anderen Dingen widmen? Ich meine, wenn man beim ersten Kind solche Probleme hatte, muß man die dann zwingend beim zweiten Kind auch haben? (wenig Milch, etc.) Oder kann auch alles anders laufen? Ich habe gehört das man die Brsutwarzen unter Umständen schon in der Schwangerschaft mit Nipletten oder ähnlichen aufs Stillen vorbereiten kann. Ist das sinnvoll? Danke im Voraus ! Julia


Biggi Welter

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Liebe Julia, es tut mir leid, dass deine erste Stillerfahrung nicht so war, wie Du es dir gewünscht hast. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von dir, dich bereits vor der Geburt deines nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, hast Du gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Hohlwarzen sind nicht zwingend ein Stillhindernis. Diese Warzenform kann muss aber nicht Probleme beim Anlegen verursachen. Das englische Wort für "Stillen" verdeutlicht so schön, dass die Form der Brustwarze nicht unbedingt wichtig für den Stillerfolg ist: Stillen heißt "Breastfeeding" also Brusternährung. Es heißt nicht etwa "Nipplefeeding" sondern "Breastfeeding". Das Kind trinkt nicht ausschließlich an der Brustwarze, sondern an der Brust. Ein korrekt angelegtes Kind umfasst nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenhofes. Wenn ein Kind ausschließlich die Brustwarze beim Saugen an der Brust fasst, dann führt das zu wunden Brustwarzen. Zunächst einmal sollte festgestellt werden, ob es sich bei den Brustwarzen um Hohlwarzen (eingezogen) oder Flachwarzen handelt. Dazu kann der "Kneiftest" verwendet werden. Der Brustwarzenhof wird etwa 2,5 cm hinter dem Brustwarzenansatz zusammendrückt. Tritt die Brustwarze dann hervor, handelt es sich nicht um eine echte Hohlwarze, und es ist meist keine besondere Behandlung notwendig. Zieht sich die Brustwarze zurück oder nimmt sie eine konkave Wölbung an, ist es eine echte Hohlwarze. Hohlwarzen kommen in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Manche Brustwarzen sind nur leicht eingezogen, und ein Baby mit normaler Saugfähigkeit kann sie ohne Schwierigkeiten herausziehen (allerdings kann ein frühgeborenes oder saugschwaches Baby zunächst durchaus Probleme haben). Andere Brustwarzen sind mäßig bis stark eingezogen, was bedeutet, dass sie sich beim Zusammenpressen stark zurückziehen, auf die gleiche Höhe oder vielleicht sogar noch hinter den umgebenden Brustwarzenhof. Eine tief eingesunkene Brustwarze kann das Ansaugen und das Stillen problematisch werden lassen. In diesem Fall kann eine Behandlung zum Herausziehen der Brustwarze während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Das Tragen von Brustwarzenformern (gibt es von den Firmen Medela und Ameda und können bei Apotheken oder der La Leche Liga oder LLL Stillberaterinnen bestellt werden) kann helfen, die Brustwarzen hervortreten und besser fassbar zu machen. Die mit der Schwangerschaft einhergehenden Hormonveränderungen erhöhen die Elastizität der Haut einer Frau. Brustwarzenformer wurden erdacht, um diese natürliche Dehnbarkeit auszunutzen und durch sanften, aber fortwährenden Druck die Brustwarze herauszuziehen. Brustwarzenformer bestehen aus leichtem Hartplastik. Einige haben eine nachgiebige Innenseite aus Silikon (Medela). Sie sollen von der Mutter im Büstenhalter getragen werden. Der innere Ring übt sanften, aber anhaltenden Druck auf den Brustwarzenhof der Mutter aus, was die Brustwarze veranlasst, hervorzutreten und die Verwachsungen dehnt, die sie einziehen. Die Schale die mit Löchern versehen sein sollte hält den Büstenhalter von der nach außen strebenden Brustwarze fern. Um sie bequem im Büstenhalter unterzubringen, kann es notwendig sein, dass die Mutter eine um eine Nummer größere Körbchengröße trägt. Ist der Büstenhalter der Mutter nicht groß genug, kann durch den Druck eine Brustentzündung hervorgerufen werden. Brustwarzenformer sollten in den letzten Wochen (ev. drei Monaten) der Schwangerschaft verwendet werden, häufig ist es auch sinnvoll sie in der ersten Zeit nach der Geburt vor dem Anlegen zu tragen. Seit einiger Zeit wird auch die "Niplette" auf dem deutschen Markt angeboten, um die Brustwarzen herauszuziehen und zu formen. Meine Erfahrungen mit diesem Hilfsmittel sind allerdings nicht überzeugend und außerdem kann die Niplette bei manchen Frauen wehenauslösend wirken. Nach der Geburt kann wenn nötig der Einsatz einer Milchpumpe oder einer anderen Saugapparatur helfen, Flach oder Hohlwarzen unmittelbar vor dem Stillen herauszuziehen und dem Baby das Fassen der Brustwarze erleichtern. Ganz wichtig ist, dass bei Hohl oder Flachwarzen auf absolut korrektes Anlegen geachtet wird. Von Stillhütchen ist bei Hohlwarzen eher abzuraten. In jedem Fall würde ich dir raten, noch während der Schwangerschaft eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernst Du auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Dazu brauche ich den Wohnort mit Postleitzahl. Ich wünsche dir eine problemlose Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Wow... Danke für die tolle und ausführliche Antwort. Über einen Kontakt zu einer Stillberaterin in der Nähe würde ich mich sehr freuen. Mein Wohnort ist 42657 Solingen. Danke nochmal. Das macht schon mal Mut das es mit ein bißchen "Vorbereitung" evtl. doch klappen könnte.


Biggi Welter

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Liebe Julia, Du kannst dich an Frau Elke Holtmann-Stephan, Tel.: 0202 - 2429086 wenden, sie wird dir gerne weiter helfen. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank. Evtl. habe ich sogar noch jemanden direkt in Solingen - fiel mir gerade noch ein. Die gute Dame habe ich mal bei einem Interview über das Stillcafe, dass sie ins Leben gerufen hat, kennengelernt. Sie ist seit letztem Jahr wieder als freiberufliche Hebamme und Stillberaterin tätig. Liebe Grüße Julia


Biggi Welter

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Na also, das wird schon, ich freu mich mit :-) Biggi


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