Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Erziehungsfrage: Trotzphase und Eifersucht zusammen? Wie gehe ich damit um?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Erziehungsfrage: Trotzphase und Eifersucht zusammen? Wie gehe ich damit um?

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Hallo Biggi, unten habe ich Dir bereits mein Problem mit dem Stillen geschildert. Nun habe ich eine persönliche Frage, die eigentlich weniger mit dem Stillen zu tun hat.... wobei ich Angst habe, dass mir durch den Stress und Ärger die Milch wegbleibt. David ist seit der Geburt von Joshua sehr empfindlich und weinerlich. Ich mache einfach alles falsch. David schreit, wenn ich ihm den falschen Löffel gebe. Er schreit, wenn ich die Spülmaschine ausräume und er sie doch ausräumen will. Natürlich habe ich ihn vorher gefragt ob er mir helfen möchte. Die Frage hat er verneint. Er wirft plötzlich mit Sachen herum und verletzt mich absichtlich. Entschuldigen tut er sich auch nicht mehr. Er ist sehr anhänglich und ich schmuse mit ihm wann immer ich kann. Er provuziert und ich habe durch meinen Schlafverlust und noch durch meinen starken Wochenfluss einfach keinen Nerv und Kraft mehr. Jetzt habe ich ihn bereits schon mehrmals angeschrien und sogar geschlagen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Habt Ihr Tipps für mich, wie ich damit umgehen kann? David war bisher ein sehr fröhliches und ausgeglichenes Kind. (ich habe ihn 16 Monate gestillt) Jetzt ist er 2 1/4 Jahre alt und ich habe Angst, ihn zu "verderben". Tanja


Biggi Welter

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? Liebe Tanja, kennst Du den Ausdruck „terrible two"? Genau da befindet sich David gerade, in diesem „schrecklichen Alter" und jetzt ist auch noch ein kleiner Bruder dazugekommen. Davids Welt ist zur Zeit ohnehin schon kompliziert, denn Zweijährige werden permanten mit ihrer Ohnmacht konfrontiert, wo sie sich doch schon „soo groß" vorkommen und dann doch immer wieder scheitern, mit Dingen und Fähigkeiten, die sie doch meistern wollen. Dazu kommt jetzt dieser Eindringling, der die Aufmerksamkeit von Mutter, Vater, allen Verwandten und Besuchern auf sich zieht. Das ist doch zum Schreien, Toben, Haarausreißen und was sich sonst noch alles so anbietet. Zwei so kleine Kinder zu versorgen ist eine ungeheure Anstrengung und Du bist nicht die erste Mutter, die sich damit überfordert fühlt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Du dir Hilfe suchst und annimmst. Hilfe beim Haushalt, Kochen, Einkaufen usw. Möglichkeiten, die dir Zeit zum Erholen und Kraft schöpfen geben. Es ist verständlich, dass dein Großer viel Aufmerksamkeit braucht. Schließlich ist er ja durch die Geburt des Kleinen nicht plötzlich um Jahre reifer geworden, aber er soll es in den Augen vieler Menschen sein, denn jetzt ist er ja der „große Bruder". Dabei ist es für ein Kind eher eine Last, denn eine Auszeichnung, in dieser Situation „groß" zu sein. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Du stillst oder nicht. Eine Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas Besonderem zu machen ist eine „Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto - je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Hier noch ein paar gezielte Tipps, die dir vielleicht weiterhelfen, mehr Zeit für dich zu finden: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die dich hinlegst, spazierengehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem älteren Kind oder dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder dich mit dem größerem Kind beschäftigen oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch deine beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Ich hoffe, es war bei den Tipps etwas dabei, was dir hilft. LLLiebe Grüße Biggi


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