Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Eisenmangelanämie

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Frage: Eisenmangelanämie

Tina100

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Sehr geehrte Frau Welter, erneut wende ich mich an Sie. Nachdem nun ein Bluttest bei meinem Sohn (fast 2 Jahre alt) gemacht wurde, steht fest, dass er einen Eisenmangel m. Anämie hat (schlechte Blutwerte). Da er "bumsfidel" ist, bisher nie krank war, erfolgte der Test erst jetzt. Unabhängig davon, dass es anfangs eine Katastrophe war, ihm die Tropfen zu verabreichen (3x tgl.), ist es nun so, dass er die Tropfen nimmt, dann Zähne putzen möchte und beim Anblick von Essen tlw. schreit. Er probiert nun so gut wie gar nichts mehr. Er hat noch nie "gut" gegessen, ab und an 3 Nudeln, ein paar Löffel Joghurt, Knabberbrezel. Wir haben tlw. gekämpft, die Brust biete ich schon seit einem Jahr nicht mehr aktiv an, dennoch schreit/schrie er an manchen Tagen danach bis zum "Erbrechen". Da er die Tropfen zu den Mahlzeiten und nicht mit Muttermilch und Milchprodukten einnehmen solle, versuche ich ihm am Morgen ein paar Löffel Hirsebrei, Haferflocken mit einem Klecks Apfelmuß, etc. anzubieten. Er mag es nicht, lehnt meist ab. Auch Nudeln, mit oder ohne Bolognese, Frikadellen, ... Brokkolie, Erbsen...er mag es nicht "aktiv". Er sagt, dass wir es kochen sollen und dann, war es das. Nun habe ich das Gefühl, dass er, weil ich ihm sagte, dass ich nicht mehr so viel Milch habe und wir zusammen essen sollten (was ich seit einem Jahr mache), nun Wirkung zeigt. Nämlich die, dass er nicht mehr so oft die Brust energisch verlangt, nach seiner Medizin "verlangt" und einen Schluck Wasser trinkt. In der Nacht bekommt er dann aber die Brust. Ich habe Sorge, dass er abnimmt, seine Werte durch die Tropfen besser werden (das sollen sie ja) und wir am Ende "von vorne" anfangen? Sollte ich ihm nun Kindermilch (zugestzt ist Eisen) anbieten? Bisher mochte er weder Vollmilch, noch Hafermilch, Bisher war und bin ich kein Fan von diesen "Kinderprodukten"! Heute hat er 2 Löffel Müsli, 2 Spaghetti, eine Cocktailtomate, einen Apfelschnitz, einen Krümel Eigelb gegessen. Gestillt wurde er nach dem Aufstehen, vor dem Mittag, mit der Abmachung, dass nach ein paar Schluck "probiert" wird, nach der Ruhezeit und nachher zum EInschlafen. Nach dem Aufstehen ist es unmöglich, ihm die Brust zu "verweigern", ebenso vor dem "Mittag". Bevor er die Tropfen einnehmen musste, wollte er abends ab und an einen Joghurt aber das ist ja nun nicht mehr drin? Käse mag er aktuell gar nicht, Wurst/Fleisch lehnt er ab. Ich möchte, dass er mit "Freude" isst. Wir setzen uns 3x am Tag *Zwischenmahlzeit hin, ein Obst- und Gemüseteller (+Knabberein) steht immer bereit. Fazit: Er verlangt nicht mehr so oft die Brust, nimmt seine Medizin und isst sehr wenig. Entschuldigen Sie auch das Durcheinander. Vielleicht haben Sie noch einen Ratschlag? Danke vorab, Tina


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Tina, dazu zitiere ich meine Kollegin Denise Both, IBCLC, die folgendes dazu schreibt: Laktoferrin ist ein eisenbindendes Eiweiß, das die Eisenresorption fördert (Transportprotein). Gleichzeitig sorgt es dadurch, dass es das Eisen bindet dafür, dass schädlichen Bakterien im Darm das Eisen entzogen wird, das diese für ihr Wachstum benötigen. Laktoferrin ist daher ein wichtiger Faktor bei der Immunabwehr, da es einerseits durch die Bindung der Eisenionen mit Bakterien in Konkurrenz tritt und somit deren Wachstum hemmt und andererseits beim Abbau des Laktoferrins bakterizide Fragmente gebildet werden. Gesichert ist die zumindest bakteriostatische Wirkung des Laktoferrins auf verschiedene gram positive und gram negative Aerobier und Anaerobier sowie Hefen. Muttermilcheisen ist u.a. deshalb so gut verwertbar, weil die Muttermilch einen relativ hohen Gehalt an Laktoferrin hat (in Kuhmilch ist nur sehr wenig Laktoferrin enthalten). Außerdem FÖRDERT das Laktoferrin in der Muttermilch die Aufnahme von Eisen aus der Beikost, wenn in zeitlichem Zusammenhang mit der Beikostaufnahme gestillt wird. Bei der zusätzlichen Gabe eines Eisenpräparates ist nun allerdings zu beachten, dass das Laktoferrin durch dieses zusätzliche Eisen „gesättigt“ und dadurch in seiner immunologischen Funktion beeinträchtigt wird und so das Keimwachstum, insbesondere von Escherichia coli, gefördert wird. Auch ist laut meinem Wissen nicht genau geklärt, in wie weit durch eine zeitnahe Verabreichung des Eisenpräparates zum Stillen es möglicherweise zu einer Konkurrenzsituation zwischen der Aufnahme des Muttermilcheisens und dem Eisen aus dem Eisenpräparat kommt. Hier gilt wohl weiterhin das, was auch Lawrence und Lawrence in „Breastfeeding: A Guide for the medical profession“ schreiben: „The exact action of lactoferrin in the breastfed infant must be more specific clarified“ (Die exakten Wirkmechanismen des Laktoferrins beim gestillten Säuglingen müssen noch eindeutiger abgeklärt werden). Da es aber in der Praxis sowieso nicht möglich ist, die Gabe der Eisentropfen und das Stillen zeitlich genau aufeinander abzustimmen, handeln wir hier eine akademische Frage ab. Bei deinem Kind ist es wichtig, dass der Eisenmangel behoben wird und dass es möglichst bald einen guten Beikostaufbau erlebt, um weitere Probleme zu verhindern. Ich bin sicher, dass dein Kind von ganz alleine besser essen wird, wenn die Werte in der Norm sind! Seit wann gibst Du denn die Tropfen? Liebe Grüße Biggi


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