Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einfluß der Ernährung/Trinkdauer

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einfluß der Ernährung/Trinkdauer

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Hallo Frau Welter, da Sie uns schon ein paar Mal helfen konnten, hoffe ich, dass Sie mir diesmal auch einen Rat geben können. Bei meinem Sohn (7 Monate) wurde eine Kuhmilcheiweißallergie (Klasse 3) festgestellt. Mein Kinderarzt hat mir geraten, Milch und Milchprodukte von meinem Speiseplan zu streichen, um festzustellen, ob es irgendwelche Auswirkungen auf die Verdauung oder das HAutbild meines Sohnes hat (Verdauung ist normal, Haut --> er hat Neurodermitis). Jetzt habe ich 4 Wochen milchfrei gegessen, konnte aber überhaupt keine Veränderung an ihm feststellen, weder positiv noch negativ. Wie groß ist denn eigentlich der Einfluß meiner Ernährung auf die Muttermilch? Kann es sein, dass er die Allergie zwar hat, aber keine Symptome auftreten, solange er nicht selbst direkt Milch(-produkte) isst/trinkt? Ich möchte ihm natürlich keinesfalls schaden, aber es fällt mir schon sehr schwer, auf Joghurt, Käse und Quark (und Schokolade :-)) zu verzichten. Gibt es hierzu Infos aus Studien o.ä., ob das Allergen über die Milch übertragen wird und auch ein Symptom auslöst? Die 2. Frage betrifft sein Trinkverhalten. Er trinkt meist nur noch sehr kurz, beide Seiten zusammen max. 5 Minuten. Ich habe den Eindruck, dass er sehr neugierig ist und alles andere interessanter ist. Kann er in dieser kurzen Zeit überhaupt genügend Milch bekommen? Ist es normal, dass Babys in diesem Alter so kurz trinken? Er kommt neuerdings auch nachts sehr oft, manchmal alle 1,5h. Das macht auf die Dauer ganz schön platt.In guten Nächten schläft er 8h, trinkt dann und schläft nochmal 1-1,5h, aber das kommt vielleicht 1x/Woche vor. Vielen Dank für eine Antwort und viele Grüße, Mama Knopf


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Liebe Mama_Knopf, manche Kinder entwickeln trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kind eine Diät der Mutter helfen wird und bei welchen nicht, das muss ausprobiert werden. Ehe sich eine Frau auf eigene Faust in eine Eliminationsdiät stürzt, sollte sie sich in jedem Fall von einer Ernährungsberaterin, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat, beraten lassen. In extrem seltenen Fällen, wenn das Kind nicht nur an Neurodermitis leidet, sondern auch nicht mehr wächst und zunimmt, also nicht mehr gedeiht und eine Diät der Mutter nichts verbessert, dann kann es vorkommen, dass das Kind abgestillt werden muss und dann eine ganz hoch hydrolisierte Spezialnahrung bekommen muss. Normale HA Nahrung macht keinen Sinn, wenn bereits eine Kuhmilchunverträglichkeit aufgetreten ist, sie ist nicht weit genug hydrolisiert. Weiterstillen und ausprobieren, ob sich etwas bessert, wenn auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, ist ein Weg, der versucht werden kann. Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. Dein Sohn ist jetzt in dem Alter, in dem er die Welt zu entdecken beginnt. Da kann alles interessanter sein, als die Brust und das Stillen. Viele Babys in diesem Alter trinken nur kurz un unkonzentriert, denn ihre Konzentration gehört der Umgebung. In diesem Fällen hilft es oft, wenn die Mutter sich mit dem Baby für einige Zeit beim Stillen ganz bewusst in eine ruhige, vielleicht auch abgedunkelte Umgebung zurückzieht. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist allerdings auch ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen "Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn Ihr Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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