Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Eifersucht

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Eifersucht

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Hallo ! Unser Sohn wird im Okt 3 Jahre alt und seine Schwester ist heute 4 Wochen. Am Anfang fand er es ganz schön das das Baby Milch aus dem Busen trinkt, er wollte auch probieren und ich habe ihn gelassen. Allerdings meinte er es würde nicht schmecken und das Baby sollte weiter trinken. Jetzt bekommt er richtige Wut und Trotzanfälle wenn ich die Kleine anlege, er will dann auf den Arm, was ja an sich kein Problem ist, aber er will immer auf die Seite wo seine Schwester gerade liegt. Und abends wird das ganze noch schlimmer, da möchte sie ab ca. 18.30-19 Uhr dauergestillt werden "Marathonstillen" bis ca. 22-23 Uhr und dann schläft sie bis ca. 6 Uhr. Da habe ich natürlich die Hände voll, stille die Kleine und der Große muß Abendbrot essen, waschen und ins Bett. Das ist ganz schöner Streß und es zehrt an meinen Nerven, vorallem wenn er dann nicht essen oder den Schlafanzug anziehen will. Letzte Woche habe ich abends dann voller Verzweifelung überlegt, abzustillen und ihr die Flasche zu geben. Den Plan habe ich dann morgens dann schnell wieder zur Seite gepackt, aber jeden Abend kommt mir erneut dieser Gedanke. Mein Mann kommt erst gegen 18.30 und beschäftigt sich dann sofort mit ihm, oder ich muß ihm die Kleine auf den Arm drücken weil der Große nach mir verlangt. Dann geht er mit einem schreienden Baby durch die Wohnung und versucht sie zu beruhigen. Wie können wir das Abends in den Griff bekommen? Steffi


Biggi Welter

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? Liebe Steffi, für den kleinen Mann ist die Schwester ein Eindringling, der ihm die Mama wegnimmt. Zunächst ist das bei den meisten Kindern noch kein Problem, erst wenn sie merken „dieses Baby bleibt bei uns und das ist jetzt für immer so" kommt es vielfach zu dem eifersüchtigen Verhalten. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob das Baby gestillt wird oder nicht, denn in beiden Fällen braucht es die Aufmerksamkeit der Mutter, im Gegenteil, Flaschegeben ist schwieriger, denn dazu braucht frau zwei Hände und hat keine Hand frei für das größere Kind. Es ist doch also nur zu verständlich, dass dein Großer jetzt viel Aufmerksamkeit braucht und verlangt. Schließlich ist er ja durch die Geburt des Kleinen nicht plötzlich um Jahre reifer geworden, aber er soll es in den Augen vieler Menschen sein, denn jetzt ist er ja der „große Bruder". Dabei ist es für ein Kind eher eine Last, denn eine Auszeichnung, in dieser Situation „groß" zu sein. Lass deinen Sohn „klein" sein, er braucht es jetzt. Eine Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas Besonderem zu machen ist eine „Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto - je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Hier noch ein paar Tipps, die dir vielleicht weiterhelfen, mehr Zeit für dich zu finden: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die dich hinlegst, spazierengehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem älteren Kind oder dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder dich mit dem größerem Kind beschäftigen oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch deine beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Hast Du ein Tragetuch? Spätestens ab dem zweiten Kind, ist ein Tragetuch ein unverzichtbarer Bestandteil der Babyausstattung. Du kannst dein Kind sogar im Tuch stillen und hast mindestens eine Hand für den Großen frei. Als mehrfache Mutter weiß ich aus eigener Erfahrung wie anstrengend diese Zeit sein kann, aber ich weiß auch, dass es vorbeigeht und wieder einfachere Zeiten kommen. Ich hoffe, es war bei den Tipps etwas dabei, was dir hilft. LLLiebe Grüße Biggi


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