Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Eifersucht ??!!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Eifersucht ??!!

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Hallo. Ich habe ein ziemliches Problem mit meiner groosen (3). Ich erwarte im September mein zweites Baby und ich versuche jetzt schon, Alicia so gut es geht darauf vorzubereiten. Es klappt auch ganz gut, bis auf eine Sache. Sie bekommt regelrechte Panikattacken, wenn sie stillende Mamis sieht :-( Sie brüllt wie am Spies und versucht das Baby oder die Brust wegzureissen. Ich habe schon alles möglich versucht, ihr diese Sache zu erklären. Da ich schon Vormilch habe, habe ich mir von einer Tante eine Milchpumpe geliehen um ihr das zu das vielleicht verständlicher zu machen, aber es hat nix genutzt :-( Nun war ich am Freitag beim Doc und habe ihn gefragt, was man da noch machen könnte. Aber er meinte, dass es eine normale (bitte??) Reaktion auf das Baby sein könnte und man da nichts machen kann. Aber irgendwie will ich das nicht hinnehmen. Ich möchte gerne stillen, aber nicht mit Theater, da das ja auch nix bringt. Was kann ich noch machen? Weiss mir langsam keinen Rat mehr. LG Sandra


Biggi Welter

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? Liebe Sandra, leider fürchte ich, dass der Kinderarzt nicht unrecht hat: es ist eine normale Reaktion auf die Tatsache, dass da Konkurrenz im Anmarsch ist. Es reagieren zwar nicht alle Kinder so, doch es gibt immer wieder Kinder, die sehr extrem auf die erneute Schwangerschaft und dann auch auf das neue Baby reagieren. Mit großen Erklärungen ist das dann auch nur in den seltensten Fällen etwas auszurichten, denn Eifersucht und die Angst, jetzt Mamas Liebe zu verlieren ist nichts Rationales, sondern eine emotionale Sache. Für die „Großen" ist das neue Baby ein absoluter Eindringling, der Mama vollkommen in Beschlag nimmt, unabhängig davon, ob es gestillt wird oder nicht. Also wird oft alles versucht, um die Aufmerksamkeit der Mutter zu bekommen und sie von diesem neuen Baby wegzubringen. Häufig richtet sich das auffällige Verhalten des größeren Kindes auch gegen die Mutter oder den Vater und dem Baby gegenüber ist das größere Geschwisterkind sogar ganz liebevoll und rührend besorgt. Ich habe jetzt kein Patentrezept, wie Du diese Situation lösen kannst, nur ein paar Tipps, was vielleicht helfen kann: • dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass sie sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. • dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch „Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn „groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). Wenn das Kind es mag und die Mutter kein Problem damit hat, spricht nichts dagegen, dass das größere Kind auch wieder einmal versucht an der Brust zu trinken. • ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine „Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto - je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Mir persönlich gefällt das Buch zur Vorbereitung auf den Alltag mit dem neuen Geschwisterkind„Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist „Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. „Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3-934941-03-6) oder auch über den Stillshop hier auf der Seite. Vor allem musst Du dir aber darüber im Klaren sein, dass es für deine Tochter keinen Unterschied machen wird, ob Du stillst oder Flasche gibst, in beiden Fällen ist der „Eindringling" da und nimmt Mama in Beschlag. Eine schöne restliche Schwangerschaft, eine gute Geburt und hoffentlich nicht zu dramatische Eifersuchtsprobleme. LLLiebe Grüße Biggi


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