Maluna
Liebe Biggi, Ich habe ein etwas kurioses Stillproblem… prinzipiell klappt das stillen gut, doch seit einiger Zeit will meine Tochter (fast 6,5 Monate alt) während dem Stillen immer ihre Fingerchen in den Mund nehmen. Sie ist da mittlerweile auch sehr präzise und piekst sehr zielgenau genau an den Übergang Lippen/Brust. Zum einen erschwert das natürlich das Stillen an sich, zum anderen ist es wirklich schmerzhaft. Habe schon lauter kleine Verletzungen um die Brustwarze von ihren Fingernägeln (sie noch kurzer zu schneiden geht eigentlich nicht, ich halte sie schon sehr kurz). Gerne nimmt sie auch mehrer Fingerchen und kneift dann feste zu. Manchmal klappt es, das Händchen anderweitig zu beschäftigen (dann lass ich sie an meinen Fingern spielen), manchmal wird sie aber echt zornig, wenn ich sie von ihrem eigentlichen Vorhaben abhalte. Sie ist gut entwickelt und das Problem hat jetzt nicht solche Auswirkungen, dass sie insgesamt zu wenig Milch abbekommen würde. Irgendwie geht es dann schon immer. Mich würde aber dennoch interessieren, warum tut sie das? Und vor allem, gibt es einen Trick, wie ich ihr das abgewöhnen kann? Es kann tatsächlich ziemlich schmerzhaft sein. Würde schon gerne noch ein paar Monate weiterstillen, denn eigentlich genießen wir das beide. Vielen Dank bereits im Voraus für deine Hilfe!!!
Liebe Maluna, wie so oft im Leben mit den Kleinen geht es hier nicht so sehr um das, was Dein Kind macht, als um das, was Du mit Dir selbst machst. Uns Müttern fällt es oft schwer, auch für uns selbst da zu sein. Wie sehr achten, lieben und respektieren wir uns selbst? Wo sagen wir "STOP, Du überschreitest eine Grenze und das lasse ich nicht zu!" Gerade wenn wir selbst (und das betrifft ja die meisten unserer Generation) nicht unbedingt mit liebevollen, einfühlsamen Eltern gesegnet waren machen wir oft den Fehler, davor zurückzuscheuen, unseren Kindern ein klares NEIN vorzugeben. Wir möchten sie ja nicht unglücklich machen! Nur machen wir sie auch nicht glücklich damit, dass wir sie alles machen lassen, alles ertragen und erdulden - oder dadurch, dass wir bestimmte Situationen vermeiden (so wie Du das ja auch beschreibst), denn damit präsentieren wir ganz klar das Bild einer schwachen, hilflosen Mutter. Und das wiederum verunsichert unsere Kinder und gibt ihnen eine Macht, die sie nicht brauchen, nicht wollen und nicht haben sollten. Zurück zum „Fummeln“. Es ist eine Angewohnheit, die sich Deine Kleine jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von Dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn sie kneifen oder fummeln möchte, sagst Du ganz deutlich NEIN und hältst ihr Händchen fest. Wird sie sich freuen? Keinesfalls, sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder Dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst Du damit umgehen? Lass es zu. Lass Dich nicht verunsichern, denn es geht Deiner Tochter ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an Deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei Du ruhig und klar, so dass sie sich an Dir orientieren kann. Vielleicht wirst Du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst Du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Vielleicht kannst du ihr auch eine Fummel- und Kneif-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder kleine Igelbälle, oder auch Styroporkugeln mit verschiedenen Stoffüberzügen) an denen die Kleinen "fummeln" können. Wenn Du konsequent bleibst, sollte sie in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es… Alles Gute für Euch, schreibst Du mir in ein paar Tagen noch einmal, wie es Euch geht? Herzlichen Gruß Biggi
Maluna
Liebe Biggi, ganz herzlichen Dank für deine ausführliche und hilfreiche Antwort. Wir haben die letzten Tage wie du empfohlen hast daran gearbeitet - mit teilweisem Erfolg. In den meisten Fällen akzeptiert sie nun, dass ich ihr Händchen beim Stillen festhalte (ohne festhalten geht noch nicht, der „Fummel-Reiz“ ist noch sehr stark ausgeprägt). Problematisch ist es noch so am frühen Abend. Da hat sie schon immer (phasenweise mehr oder weniger) so eine Art Unruhephase, in der das Stillen einen wichtigen Beruhigungseffekt für sie bringt. In dieser Phase zeigt sie deutlich, dass ihr ein zusätzlicher Finger im Mund sehr wichtig ist,bzw kommt eben nicht zur Ruhe wenn ich sie davon abhalte sondern ohne Brust und Finger im Mund regelrecht verzweifelt. Zunächst habe ich diese eine Phase am Tag dann etwas weniger konsequent behandelt, da sie mir einfach leid getan hat. Gestern konnten wir uns nun auf den Kompromiss einigen, dass sie während der Unruhephase meine Brust anfassen und kneten darf, aber eben einige Zentimeter von ihrem Mund entfernt, also weiter oben. Andere Gegenstände akzeptiert sie nur außerhalb ihrer Unruhephase, am frühen Abend muss es jedoch die Brust sein. Bin mal gespannt ob der Drang in den kommenden Tagen soweit zurück geht, dass ich sie nicht mehr permanent halten muss (bin aber schon sehr froh dass sie das akzeptiert und trotzdem ruhig trinkt dann). Allerdings fordert sie seit wenigen Tagen nun permanenten Körperkontakt in der Nacht. Kann es sein dass es da einen Zusammenhang mit den neuen Still-Regeln gibt? Oder ist das eher eine zufällige zeitliche Überschneidung?
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