Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Demfall muss ich mehr stillen?

Frage: Demfall muss ich mehr stillen?

Mitglied inaktiv

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habe eben einen Beitrag gelesen von einer Frau die fast das gleiche hatte und dieser hast du empfohlen mehr anzusetzen; naja meine kleine 10 Wochen alt bekam bisher immer so alle 3 Std. milch bzw. die Brust (stille voll) aber eben ich mache mir sorgen weil sie am abend im bett immer stunden lang noch schreit nach dem stillen; ist es denn falsch wenn ich sie um halb sieben stille und am sieben ins Bett bringe?? man hört immer wieder man müsse mind. eine Stunde sich noch mit den kleinen abgeben nach der Stillmahlzeit...kann ich sie denn stillen und wenn ich merke sie hört im Bett nicht auf zu weinen grad nochmals stillen??? meine Hebamme hat mir eben auch gesagt mind. 2.5 std. abstand sonst gebe es bauchweh???


Biggi Welter

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? Liebe Pimpoli, warum legen Sie Ihr Baby denn um 19.00 Uhr ins Bett? Ein Baby, das am Abend um diese Zeit noch nicht müde ist (und viele Babys sind um diese Zeit nicht so weit, dass für sie der Nachtschlaf schon beginnt) wird sich nicht wohl fühlen, wenn es einfach ins Bett gelegt wird und dort alleine sein soll. Als logische Folge wird es weinen und da es sich verlassen und einsam fühlt, wird es so lange verzweifelt weinen, bis es entweder vor Erschöpfung einschläft, resigniert oder eine liebevolle Person kommt und es aus diesem unangenehmen Zustand erlöst. Dass Ihr Baby eingeschlafen ist, nachdem Sie es wieder aus dem Bett genommen haben und ihm so die Gelegenheit zu weiterem (Körper)Kontakt und zum Saugen gegeben haben, ist also nicht erstaunlich. Es muss noch nicht einmal körperlicher Hunger gewesen sein, ihr Kind kann schlicht und ergreifend durch die Zuwendung, die es so erfahren hat, zur Ruhe gekommen sein und konnte dann einschlafen. Dazu kommt: Mit zehn Wochen ist Ihr Baby im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Doch auch ohne Wachstumsschub sind kurze Stillabstände bei kleinen Babys nicht selten und es gibt keinen Grund ein Baby dann hinzuhalten, um einen angeblich notwendigen Mindestabstand einzuhalten (s. angehängten Artikel). Blähungen entstehen nicht von zu häufigem Stillen (was immer auch unter diesem Begriff „zu häufig" verstanden werden soll). Es ist ein Ammenmärchen, dass zwischen zwei Stillzeiten ein bestimmter Mindestabstand eingehalten werden müsste. Was allerdings Blähungen verursachen kann, ist eine ungünstige Stillhaltung und nicht korrektes Saugen. Ein Baby, das an der Brust viel Luft schluckt, hat mehr Probleme mit dem Bauch. Deshalb ist es extrem wichtig auf korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten. Lassen Sie sich doch einmal von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann sagen, ob das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt oder Ihnen Tipps geben, was Sie vielleicht verändern können. Ohnehin möchte ich Ihnen den Besuch einer Stillgruppe empfehlen. Dort werden Sie sehen, dass sich Ihr Baby keineswegs anders verhält, als die Mehrzahl aller Babys in seinem Alter. Der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann ungeheuer hilfreich sein. Ich weiss, dass Sie aus der Schweiz kommen, kann mich aber nicht erinnern, ob ich Ihnen schon einmal eine Schweizer Kollegin herausgesucht habe. Falls nicht, geben Sie mir doch Ihren Wohnort mit Postleitzahl und Kanton an, dann hole ich das nach. Stillen ist mehr als nur eine Form der Ernährung. Das deutsche Wort „Stillen" beinhaltet ja bereits, dass ein Kind an der Brust nicht nur Nahrung, sondern auch Geborgenheit, Trost und Sicherheit findet. Es schadet daher nichts, wenn Sie Ihrem Kind Gelegenheit geben, alle diese Bedürfnisse an der Brust zu „stillen". LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


Mitglied inaktiv

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Also die meisten stillen ihr Kind zum Einschlafen und haben keine Probleme - also warum das Kind unnötig wach halten? Den Stillabstand halte ich für absoluten Blödsinn, ich esse auch dann wenn ich Hunger habe und achte nicht auf zeitl. Abstand. Außerdem hat das Stillen bei meiner Neugeborene damals ziemlich lange gedauert, d.h. 20 Min 1. Brust, Baby eingeschlafen aber trotzdem gewickelt, dann 2. Brust wieder 20 Min. Zwischem ersten und letztem Schluck an der Brust waren oft mehr als 1. Stunde. Bauchweh hat sie nie bekommen. Wieso auch? Der Magen verdaut ununterbrochen, d.h. mind. der 2. Schluck Milch trifft auf halbverdaute Milch aus dem 1. Schluck. Probier es einfach selber aus. habe festgestellt, daß ich manchmal abends mein Stillbaby auch nicht richtig satt bekommen habe. Das war immer dann der Fall wenn ich tagsüber zu wenig getrunken hatte. Servus Karin


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