Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Daumenlutschen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Daumenlutschen

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Liebe Biggi! Unser zweiter Sohn ist nun 3 Moante alt und steckt, seit er seine Hände gezielt zum Mund führen kann, mit großer Freude seinen Daumen in den Mund und lutscht daran. Es gibt zwar auch Phasen, wo er das glaube ich tut, um seine "einschießenden Zähne" zu beruhigen, aber die Phasen, wo er das aus reiner Freude macht, überwiegen mittlerweile. Ich bin deshalb ein wenig besorgt, da unser erster Sohn (jetzt 2 Jahre alt) fast nie Daumen gelutscht hat. Wir haben unserem ersten Sohn nie einen Schnuller gegeben und das möchten wir beim Zweiten auch so halten. Mich beschäftigt eigentlich die Frage, warum er am Daumen lutscht. Ich stille ihn nach Bedarf. Ab und zu ist es sogar so, daß er vom Brusttrinken aufhört und seinen Daumen in den Mund steckt. Ich frage mich, ob ich ihm zu wenig Aufmerksamkeit widme, da ich ja doch mit dem Erstgeborenen und dem Haushalt recht beschäftigt bin, und er sich deshalb so beruhigen will. Das wäre mir nämlich gar nicht recht. Ich trage ihn aber jeden Tag eine zeitlang im Tuch oder am Rücken. Er war schon von Anfang an ein sehr ruhiges und ausgeglichenen Kind (er war eine Hausgeburt) und weint viel weniger, als es sein Bruder getan hat (oder vielleicht fällt es mir nicht mehr so auf?!) Ganz abgesehen davon, daß Daumenlutschen nicht gut für den Kiefer ist (wurde mir gesagt, habe ich gelesen?!). Vielmehr möchte ich wissen, ob dahinter eine versteckte Botschaft des Kindes an mich verborgen sein könnte. Ich war immer der Meinung, daß Kinder dann mit dem Daumenlutschen anfangen, wenn man auf ihre Signale nicht reagiert und sie sich selbst trösten wollen. Ich reagiere sehr wohl auf seine Äußerungen, auch wenn ab und zu etwas verzögert, weil ich gerade irgendwo nicht wegkann. Mir ist auch schon aufgefallen, daß er sich mit dem Daumenlutschen selbst zum Schlafen bringen kann. Beim Ersten war soetwas nie der Fall. Kann es sein, daß ich ihn zu "routiniert" behandle? Liebe Grüße und danke für Deine Antwort. Annemarie


Biggi Welter

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? Liebe Annemarie, mit Sicherheit bekommt nicht jedes Daumen lutschende Kind zu wenig Zuwendig oder wird zu „routiniert" behandelt. Ab einen bestimmten Alter beginnen Kinder ihren Körper zu entdecken und das fängt meist damit an, dass sie die Finger in den Mund stecken. Damit erforschen sie sowohl den Mund mit ihren Fingern, als auch die Finger mit dem Mund. In diesen Zusammenhang stellen die Kinder auch fest, dass das Lutschen an den Fingern ein sinnliches Erlebnis ist, das sie als angenehm empfinden und wiederholen wollen. Nun gibt es Kinder, die mehr an ihren Fingern lutschen und andere die es weniger tun. Das hat jedoch primär noch nicht damit zu tun, ob die Kinder zu wenig Zuwendung bekommen, sondern ist auch typbedingt. Es ist also vollkommen normal, dass ein Kind seine Finger in den Mund steckt und muss keineswegs bedeuten, dass das Kind zum Daumenlutscher wird. Doch selbst wenn das Kind Daumenlutschen würde, ist sehr umstritten, ob dies „schlimmer" ist als ein Schnuller. Daumenlutschen steht zwar in dem Ruf, nicht so günstig für die Zahnstellung zu sein, doch das ist der Schnuller auch nicht (allen Bezeichnungen wie „kiefergerecht" usw. zum Trotz). Auch haben lange nicht alle Kinder , die am Daumen lutschen hinterher Probleme mit der Zahnstellung und der Daumen ist schon allein deshalb, weil die Hände zum Spielen und Erforschen der Umwelt gebraucht werden lange nicht so viel im Mund, wie ein Schnuller. Alternativ zum Daumen bieten sich ein Schmusetuch oder ein Kuscheltier an. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass sich ein überzeugtes Daumenlutschkind so einfach „umpolen" lassen wird. Ich kenne Mütter, die ihr Kind jedes Mal wenn es den Daumen in den Mund genommen hat, angelegt haben und nach einiger Zeit, in der sie absolut konsequent immer wieder so gehandelt haben, hat das Baby auf den Daumen verzichtet. Ob Du das ausprobieren magst, kannst nur Du selbst entscheiden. LLLiebe Grüße Biggi


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