Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauernuckler

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauernuckler

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, unser kleiner Großer (knapp 7 Wochen, knapp 60 cm, ca. 6000 g, wird voll gestillt) hat seit etwa 2 Wochen Probleme, die folgendermaßen aussehen: Immer gegen Abend bekommt er einen Hunger- oder Nuckelschub, der sich so darstellt, dass er gleich nach dem Stillen (bei dem er schon jeweils eine halbe Stunde pro Brust getrunken hat) wieder nach der Brust sucht und sich kaum beruhigen lässt (einzig hochnehmen und herumtragen hilft, wenn auch nur kurz). Wenn ich ihn dann wieder anlege (ich versuche immer, ihn etwa anderthalb Stunden "hinzuhalten", meiner Brustwarzen zuliebe), lässt er gar nicht mehr ab und ist manchmal sogar richtiggehend "aggresiv" und hektisch beim Trinken, als wäre es eine Frustkompensation. Riesiger Hunger kann es eigentlich nicht sein, denn wenn er anschließend endlich einschläft, hält er meist 6 Stunden (bis ca. 3 Uhr in der Nacht) durch und gibt sich dann auch immer mit nur einer Brust zufrieden. Außerdem hat er bis jetzt pro Woche immer zwischen 300 und 400 g zugenommen, jede Menge nasse Windeln pro Tag und macht auch sonst einen munteren und gesunden Eindruck. Andererseits ist er auch mit einem Schnuller nicht zu beruhigen - das reine Nuckeln kann's also auch nicht sein .... Was könnte das für Ursachen haben? Kann es sein, dass ich abends zu wenig Milch habe? Zuerst dachte ich, es hat mit dem berühmten Wachstumsschub um die 6. Woche herum zu tun, aber dafür dauert das Ganze wohl schon zu lange, oder? Zufüttern möchte ich - wenn's irgendwie geht - nicht ... und das muss ich bei seiner Entwicklung wohl auch nicht, oder? Vielen Dank schon mal vorab und liebe Grüße, Uli


Biggi Welter

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Liebe Uli, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Wenn deine Brust schmerzt, stimmt etwas mit der Anlegetechnik nicht, denn auch wenn Du viel stillst, darf es nicht schmerzen! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Lass dich einfach auf dein Kind ein. Du wirst sehen, der Alltag mit Baby ist viel einfacher, wenn frau sich nicht in irgendwelche Schemata pressen lässt und so anstrengend wie die ersten Wochen mit Baby oft sein können, so bleibt das Leben mit Kind nicht auf ewig. Zusätzlich wäre es gut, wenn Du dich an eine Kollegin vor Ort wenden könntest, die dir gezielte Tipps zur Anlegetechnik und verschiedenen Stillpositionen geben kann und dir auch zeigen kann, worauf Du achten musst. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Er sucht deine Nähe und das am liebsten an der Brust. Biggi hatte schon häufig übers Clusterfeeding gesprochen bzw. über Wachstumsschübe. Also, schau mal im Suchlauf danach. Da gibt es etliche Aufmunterer ;-) Kopf hoch! Wenn deine Brustwarzen weh tun, solltest du auf die richtige Anlegetechnik achten. auf keinen Fall dein Baby von der Brust fernhalten. Er zeigt ein ganz normales Verhalten, meiner Meinung nach. du solltest seinem Bedürfnis auf jeden Fall nachkommen. Wie gesagt, Anregungen wie es zu meistern wäre findest du im Suchlauf unter "Clusterfeeding" oder "Stillepisoden".


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