Maibaby2019
Liebe Frau Welter, mein Sohn ist fast 16 Monate alt und ich stille ihn noch (zum Einschlafen, nachts, zur Beruhigung, zum Trost etc...). Nun habe ich ein Problem und weiß nicht so recht weiter: Ich möchte eigentlich nicht Abstillen, sondern vertraue bisher darauf, dass sich das schon irgendwann im beiderseitigen Einvernehmen ergibt. Aber ich habe im Moment leider einen Neurodermitis-Schub, den ich mit "Hausmitteln" - Totes-Meer-Salz, Nachtkerzenöl etc - bisher nicht in den Griff bekomme. Insbesondere meine rechte Hand ist so verkrustet, blutig und steif, dass ich oft kaum greifen kann. Die Hautärztin hat mir eine Cortisonsalbe (Glucocorticoid) verschrieben, die ich laut ihr und der Packungsbeilage "in kleiner Menge", sprich einmal täglich und auch nur an der sehr verletzten Hand, verwenden könnte. Aber ich verzichte seit der Schwangerschaft auf alle Medikamente und fühle mich jetzt sehr schlecht, etwas zu nehmen. Kommentar der Ärztin: Abstillen, Kind ist alt genug... Wie würden Sie das einschätzen, was ist das geringere Übel? Eigentlich "braucht" mein Sohn ja keine Milch mehr, er isst 3-4 Mahlzeiten täglich. Oder doch die Salbe, evtl morgens, damit ein längerer Zeitraum zwischen Anwendung und nächstem Stillen möglich ist (nachts ist das nicht berechenbar, tagsüber könnten wir Ablenkung schaffen)? Würde das überhaupt einen Unterschied machen, oder müsste ich das Stillen komplett pausieren (geht das überhaupt?), bis der Wirkstoff aus dem Körper ist? Aushalten kann ich es, insbesondere an den Händen, wohl nicht mehr sehr lange, ich muss und möchte ja mein Kind auch anderweitig versorgen, nicht nur stillen... Haben Sie vielleicht einen Tipp aus Ihrer Erfahrung, was ich noch zur Abhilfe versuchen könnte, das sich mit dem Stillen besser verträgt als ein Medikament? Vielen lieben Dank für Ihre Hilfe!
Liebe Maibaby2019, Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert. Ich zitiere dir dazu mal, was in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage, dazu steht. "4.11.7 Cortcosteroide Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu Decor tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), Mometason (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet. Die M/P Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25. Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen). Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10 80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1 2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1 g Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol Produktion entspricht. Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor. Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3 4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen." Bei Fragen zur Vereinbarkeit und Dosierung von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich Ihr Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Liebe Grüße und gute Besserung! Biggi
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