Frage: Clusterfeeding

Liebe Biggi, nun haben wir unser 3. Kind (6 Wochen alt) und ich hab immer noch Fragen zum Stillen :) Eigentlich haben sich alle 3 Kinder genau gleich verhalten. Mein 1. Problem ist, dass die Kleine immer nur eine Seite trink und nach einer Stunde oder einer halben die 2. Seite will. Auf diese WEise bin ich irgendwie nur am Stillen. Vor allem wenn ich mal irgendwo hin muss geht das so nicht weiter. Wie krieg ich sie dazu, dass sie beide Seiten in einem angemessenem Abstand trinkt? Manchmal geht es wenn ich stehe und sie beim Anlegen schuckel. Bleibe ich sitzen und lege sie an die 2. Seite schreit sie wie am Spieß. Aber satt ist sie ja auch nicht richtig sonst würde sie ja nicht eine halbe Stunde später den Rest wollen. Das haben meine Anderen beiden auch so gemacht und das war damals auch echt anstrengend. 2. hab ich ein Problem mit dem Clusterfeeding. das war bei den Anderen beiden auch schon so. Heute war es z.B. so, nachdem ich sie an jeder Seite 4 mal angelegt hatte, dauert es ja immer länger bis der Milchspendereflex einsetzt und irgendwann lässt die Geduld des Babys nach und sie hat nur noch geschrieen. Was mach ich da? Ein Wachstumsschub ist das nicht, das macht sie jeden Abend schon seit 2 Wochen. Eine Flasche hat sie bisher noch nie bekommen. Ich weiß ja das sich die Milchmenge an den Bedarf anpasst, aber ich hab das Gefühl das mir so ein paar millilieter fehlen und mein Körper auch nicht mehr produziert. Bei den Anderen war es nämlich genauso, dass die irgenwann nur geschrieen haben, weil die Brust nach 4 mal anlegen erst mal nichts mehr hergegeben hat. Ich hab überlegt (Hab ich bei den Anderen auch immer gedacht) ob es wirklich so schlimm ist wenn ich sie auf beiden Seiten 4 mal hatte und sie schreit vor Hunger und Ungeduld ihr dann noch ein Fläschchen anzubieten. Eigentlich will ich das nicht, aber ich kann auch nicht mit ansehen wie sie so hungrig an meiner Brust saugt und nix mehr bekommt. Nach einer halben Stunde ist ja wieder was da, aber so lange wartet sie nicht nur mit Gebrüll.Und wie gesagt, das ist jeden Abend so, nicht erst seit 2 Tagen. Dieser Stillmarathon hindert sie auch am schlafen und so zieht sich das ganze jeden Abend bis elf Uhr und sie hat definitiv Hunger also will nicht nur kuscheln oder so. Kannst du mir da helfen? LG

von fischlein2012 am 25.05.2012, 23:40



Antwort auf: Clusterfeeding

Liebe fischlein2012, und wenn es das achte Kind wäre, Fragen gibt es immer ;-). Vielleicht hast Du es einfach verdrängt, aber das Verhalten deines Kindes ist ziemlich normal. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Du schreibst, dass dein Baby oft weint an der Brust und anscheinend den Milchspendereflex nicht gut auslösen kann. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Bekommt dein Baby einen Schnuller? Dann könnte eine Saugverwirrung vorliegen. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Die Kollegin kann dir dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 26.05.2012