Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Clindamycin und Stillen bzw. mögliche Alternativen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Clindamycin und Stillen bzw. mögliche Alternativen

getsumen

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Liebe Stillberaterinnen, Seit einigen Tagen habe ich Zahnschmerzen am wurzelbehandelten Zahn, die ich bis jetzt mit Ibuprofen lindern könnte. Mein Sohn ist 3,5 Monate alt, ich stille ihn voll und plane nicht abzustillen. Mein Zahnarzt hat mir zwei Antibiotika zur Wahl gestellt: Penicillin und Clindamycin. Auf Penicillin reagierte ich viele Jahre her mit einem Scheidenpilz, seitdem gebe ich immer an, ich hätte eine Penicillinallergie. Gemeinsam mit dem Arzt überprüften wir Clindamycin auf der Seite e-lactancia.org, da steht Clindamycin hätte ein sehr geringes Risiko für den Säugling. Auf dem Beipackzettel von Clindamycin wird allerdings davon abgeraten, in der Stillzeit zu nehmen, es könnte in die Muttermilch übergehen und Konsequenzen für das Baby verursachen. Andere Antibiotika (wie Erithromycin) seien in meinem Fall laut Arzt nicht so effektiv wie die genannten. Was würden Sie mir empfehlen? Clindamycin nehmen und das Risiko eingehen? (Ist das Risiko wirklich so hoch? Oder sind die Hersteller einfach zu übervorsichtig? Wie vertrauenswürdig ist die Seite e-lactancia.org?) Doch eine Alternative (Erithromycin) mir verschreiben lassen? Einen Allergietest auf Penicillin machen, vielleicht habe ich tatsächlich keine? Weiter Ibu nehmen, bis das Baby 6 Monate alt wird, und man zunehmend auf Beikost umsteigen kann? Vielen Dank!


Biggi Welter

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Liebe getsumen, das Präparat ist kein Grund zum Abstillen oder für eine Stillpause. Zum Clindamycin zitiere ich aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer: "Falls wirklich unumgänglich, dürfen Clindamycin, Vancomycin, Lincomycin sowie Colistin und Polymyxin B verordnet werden. Clindamycin sollte jedoch nicht routinemäßig nach zahnärztlichen Eingriffen angesetzt werden." Ich zitiere zum Thema auch nochmal aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer: Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Liebe Grüße und gute Besserung! Biggi


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