Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brauche dringend Hilfe

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brauche dringend Hilfe

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Hallo, ich habe große Probleme mit dem Stillen. Mein Sohn ist jetzt 5 1/2 Wochen alt und meine Brustwarzen sind extrem wund. Zuerst waren sie blutig, so dass mein Sohn sogar Blut gespuckt hat. Meine Hebamme und ich haben es mit Schüsslersalzen (aufgelöst und aufgetragen), Linolinsalbe, AloeVera-Kompressen, Schwarzen Teebeuteln viel Luft versucht. Leider stille ich aus diesem Grund jetzt schon die ganze Zeit mit Stillhütchen. Seit ca. 2 Wochen habe ich einen starken Juckreiz und ein kribbeln und stechen in den Brustwarzen und der Brust selber. Mein Sohn hat laut Kinderärztin auch ein wenig Soor. Wir haben dann die Brustwarzen mit Mykoderm Mundgel behandelt und mit Gentiana Violett. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch machen soll, sie bluten zwar nicht mehr sind aber immer noch sehr wund. Kann BH nur mit kleinen Küchensieben als Schutz tragen. Was kann ich noch tun? Abstrich und Pilz von innen behandeln? Ist der Pilz gefährlich? Muß ich deswegen Abstillen? Meine 1. Tochter und ich haben Neurodermitis und deshalb möchte ich unbedingt 6 Monate voll stillen, wenn es geht. Sorry, viele Fragen und erhoffe mir Hilfe Vielen Dank Mira


Biggi Welter

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Liebe Mira, nein, Sie müssen ganz sicher nicht abstillen, aber Sie müssen DRINGEND behandelt werden! Bei einer Soorinfektion ist es unabdingbar, dass immer Mutter und Kind behandelt werden, selbst wenn einer von beiden keine Symptome zeigt. Candida ist hartnäckig und wird nur einer behandelt, dann stecken Sie sich immer wieder gegenseitig neu an. Das gibt den berühmten Ping Pong Effekt und Sie kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus. Die Standardbehandlung wird in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich gehandhabt. In den USA wird gewöhnlich eine nystatinhaltige Salbe für die Brustwarzen der Mutter und eine oral zu verabreichende Nystatin Suspension für den Mund des Babies verordnet. Der Mutter wird manchmal orales Nystatin verordnet, wenn es zu Rückfällen kommt (Lawrence S. 265). Einige Stämme von Candida albicans sind gegen Nystatin resistent geworden. In diesem Fall werden andere Medikamente benötigt. In Australien wird eine Kombination von oralem Nystatin für die Mutter und äußerlich anzuwendendem Miconazol oder Clotrimazol Gel für Mutter und Baby von einigen Ärzten empfohlen (Amir 1995). Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welches Mittel Sie nehmen sollen. Ganz wichtig ist, dass lange genug behandelt wird. Sie müssen auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Ich zitiere Ihnen nun noch aus „The Breastfeeding Answer Book" Stock, Mohrbacher, 1997: „Durch die Soorbehandlung muss das Stillen nicht beeinträchtigt werden. Bei leichteren Soorinfektionen kann bereits 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Behandlung eine Besserung der Symptome verspürt werden. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Tage oder länger dauern, bis die Symptome verschwinden. Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Es gibt Möglichkeiten, wie die Mutter die Beschwerden während der Soor Behandlung mildern und das Stillen angenehmer machen kann. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: • häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, • an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), • den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Sobald die Diagnose Soor bestätigt ist, sollte die Mutter Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit es keinen Rückfall gibt. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. • Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa, 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. • Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich 20 Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. • Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. • Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. • Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Treten immer wieder Soorinfektionen auf, müssen unter Umständen alle Familienmitglieder behandelt werden. Männer können mit Soor infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben. Soorinfektionen können durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hin und her übertragen werden und von Kind zu Kind, wenn sie die gemeinsam verwendeten Spielzeuge in ihren Mund stecken oder beim Tandem Stillen. Tritt der Soor immer wieder auf, nachdem bei Mutter und Baby zwei komplette Behandlungszyklen durchgeführt wurden, kann es sein, dass die ganze Familie gleichzeitig behandelt werden muss." Es wäre sicherlich auch sinnvoll, wenn Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden könnten, die Ihnen zeigt, wie Sie auf die Stillhütchen verzichten können und Ihnen zeigt, wie korrekt angelegt wird. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi Welter


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