Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brauch mal deine (hoffentlich aufmunternde) Meinung!!!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brauch mal deine (hoffentlich aufmunternde) Meinung!!!

Mitglied inaktiv

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Hallo, folgendes Problem: Mein Sohnemann (11 Monate) hat vor laaaanger Zeit (so mit 6 Monaten) schonmal 2 Monate durchgeschlafen. Seither kommt er meistens mehrmals in der Nacht. Ich stille ihn noch morgens, abends zum Einschlafen und seither eben auch wieder nachts. Jetzt bekomme ich von einigen Seiten gesagt, wenn ich ihn nachts nicht mehr stille, sondern mein Mann ihm ein Wasserfläschchen gibt, sei das Aufwachen nicht mehr interessant und er würde durchschlafen (Sei bei ihren Kindern auch so gewesen). Tja, eigentlich macht es mir meistens nicht so viel aus, nachts aufzustehen, aber mal wieder ein paar Nächte durchschlafen, träum:)))). Andererseits würde das ja wohl kaum, wenn überhaupt, ohne nächtelanges Geschrei funktionieren. Und ob's das sein kann??? Ich frag mich halt, ob ich einfach blöd bin, wenn ichs nicht probiere. Ein weiteres Problem (sorry, wird etwas länger): Pascal ist morgens spätestens um 5 Uhr fit. Dann stille ich ihn mehrmals bis ca. 9 Uhr, da er es nie lange an der Brust aushält (Spieltrieb ist größer). Dabei schläft er mir aber meistens wenigstens nochmal ein, so ca. 30-45 min. Jetzt habe ich den Tipp bekommen, diesen Frühschlaf zu streichen, damit er es lernt, morgens länger zu schlafen. Meinst du, dass das funktioniert? Viele Fragen und leider ziemlich lang. Viiiiielen Dank für deine Antwort, Sabine


Biggi Welter

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Liebe Sabine, bevor Du dich blöd fühlst, probiere es aus, ob Pascal sich tatsächlich mit Wasser zufrieden gibt, es gibt tatsächlich Kinder, die damit zufrieden sind. Sollte sich dein kleiner Mann allerdings wehren, brauchst Du dir kein schlechtes Gewissen machen zu lassen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade um den ersten Geburtstag herum gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten, sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Auch das mit dem Frühschlaf kannst Du versuchen, allerdings bedeutet das für dich doch erst einmal, dass Du morgens aufstehen musst, oder? Wenn es für dich okay ist, ihn morgens oft zu stillen und Du zu mehr Schlaf kommst, würde ich persönlich nichts ändern ;-). Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Zuspruch schicken, llliebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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liebe sabine, ich stimme Biggi zu, dass einige kinder schneller bereit sind, durchzuschlafen als andere. aber ich hoere auch aus deinen fragen, dass es dir ja eigentlich nicht viel ausmacht, das naechtliche stillen... es sind die "anregungen" anderer, die dich verunsichern, nicht wahr. es ist schon erstaunlich, dass die kommentare von aussen uns so leicht aus dem gleichgewicht bringen koennen. allerdings, egal was du machst, DU BIST NICHT BLOED. ich habe eines jedoch begriffen: wenn du etwas an deiner situation veraendern willst, ueberlege gut, was und wie, denn staendig neues ausprobieren kann deinen pascal sehr verunsichern. meine celena ist mittlerweile 22 monate alt und denkt nicht dran durchzuschlafen. im gegenteil: ihr liebste schlafposition ist auf meinem bauch, angedockt an der brust. und seit letzter nacht kommt noch hinzu, dass sie nicht mehr in die windel pinkeln will, sollte sie gerade wach sein. ich weiss manchmal selber nicht, wie ich das schaffe, noch genug gehirnaktivitaet fuers buero zu haben, aber ich gehe die situation meistens mit dem motto der anonymen alkoholiker an: jeden tag fuer sich, einen tag nach dem anderen. es gibt tage, da lass ich mich verunsichern von denen, die mir beibringen wollen, dass Celena das sagen hat und nicht ich (und manchmal mag das stimmen), aber dann denke ich, dass diese naehe, die wir in der nacht haben, irgendwann ein ende haben wird, und ich bin einfach noch nicht bereit, dieses herbeizuzwingen. wenn du die kraft hast und den willen, mach, was dein herz dir sagt. viel kraft, geduld und entdeckungen, christina


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