Bin völlig ratlos und verzweifelt...

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Bin völlig ratlos und verzweifelt...

Hallo, ich habe folgendes Problem: unser Kleiner (nun 4 Wochen) wurde in den ersten Tagen ein wenig gelb (Billi am 8. Tag bei 16) und hatte vom 7. auf den 8. Tag abgenommen, obwohl er vorher schon wieder zugenommen hatte. Er saugte nicht mehr an der Brust, sondern lag mit offenem Mund schreiend und rudernd davor - wenn er dann doch mal anfing, schlief er nach den ersten Riesenschlucken ein. Mittlerweile waren wir mit ihm 6x bei der Krankengymnastik, seine Blockierungen wurden gelöst (er lag immer nur zu einer Seite und ließ sich rechts gar nicht an die Brust legen) und ich habe 2 Wochen lang abgepumpt und dieses nach dem Stillen mit der Flasche nachgefüttert. Vor 6 Tagen habe ich aufgehört zu pumpen und habe nur noch gestillt, was meines Erachtens nach gut klappte - er wiegt nun 4300 g. Aber vor zwei Tagen fiel mir auf, dass die rechte Brust ganz klein ist, die linke immer gut gefüllt und viel größer. Unser Kleiner bringt die Milch rechts zum Laufen und trinkt mit Riesenschlucken, dann wirds Quälerei, meist bringt er sie kurz danach nochmal zum Laufen und danach schnullert er nur noch. Links wird dann über etwa 10 Minuten fast konstant getrunken. Ich versuche nun seit gestern rechts wieder durch Abpumpen anzuregen, aber scheinbar ohne jeglichen Erfolg. Manchmal schaffe ich in 8 Minuten gar nichts oder aber max.15ml. Wenn ich die Brust drücke, kommen auch nur kleine Tropfen, wenn überhaupt. (Die linke Brust spritzt jedoch beim Zusammendrücken.) Was kann hier verkehrt sein??? Ich bin total verzweifelt und verstehe es nicht?? Wer oder was kann - möglichst schnell - helfen?? Ich habe noch zwei Kinder (3 und 5), die ich 14 bzw. 23 Monate gestillt habe. Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht einen Rat??? LG julchen

Mitglied inaktiv - 18.11.2009, 19:27



Antwort auf: Bin völlig ratlos und verzweifelt...

Liebe Julchen, fast bei jeder Frau gibt es mehr oder wenige deutlich ausgeprägte Unterschiede zwischen beiden Brüsten. Es gibt z.B. Frauen, die auf einer Seite eine Hohlwarze und auf der anderen Seite eine normal ausgebildete Brustwarze haben. Und beinahe jede Frau bemerkt, dass eine Brust besser "läuft" als die andere. Die meisten Babys haben eine "Lieblingsbrust". Das ist gar nicht ungewöhnlich. Normalerweise besteht kein Grund zur Sorge wegen dieser Unterschiede, sie sind ebenso normal, wie die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Rechtshänder sind und andere, die die linke Hand bevorzugen. Manchmal geht die Bevorzugung durch die Babys jedoch so weit wie bei Deinem Sohn dass sie nur noch an einer Seite trinken. Die Milchmenge in der bevorzugten Brust wird dann mehr und nimmt auf der anderen Seite ab. Das ist im allgemeinen kein großes Problem, denn es ist durchaus möglich ein Baby mit nur einer Brust zu ernähren. Es dauert allerdings einige Zeit, bis sich die erforderliche Milchmenge durch häufigeres Anlegen an der bevorzugten Seite eingependelt hat vielfach sind beim einseitigen Stillen zumindest anfangs die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten auch kürzer. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. Manche Babys lassen sich auch überlisten. Lege Deinen Sohn zuerst an der linken Seite an. Sobald der Milchspendereflex ausgelöst wurde, wechsle, ohne die Stillhaltung zu verändern, an die andere Seite. Du kannst auch den Milchspendereflex durch Massage auslösen und Deinen Sohn dann an der ungeliebten Seite anlegen. Vielleicht lässt Du ihn vom Kinderarzt anschauen, um eine medizinische Ursache auszuschließen. Möglicherweise tut ihm beim Trinken an der rechten Seite etwas weh. Hat er eine Erkältung? Babys mit Ohrenschmerzen verweigern häufig eine Seite, wenn nur ein Ohr betroffen ist, weil es ihnen unangenehm ist auf dem erkrankten Ohr zu liegen. Ein Schlüsselbeinbruch während der Geburt (kommt gar nicht so selten vor), kann dem Baby ebenfalls Probleme bereiten und sein Stillverhalten auf einer Seite beeinflussen. In diesen Fällen hat es sich bewährt, das Baby in einer eher Position zu stillen. So lange dein Kind gut gedeiht, besteht kein Grund zur Sorge! Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf. Bitte melde dich dann noch einmal. Ich hoffe, ich konnte etwas helfen, für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 18.11.2009