Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

bin verzweifelt!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: bin verzweifelt!

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter! Endlich traue ich mich, auch eine Frage zu stellen, auch wenn ich befürchte, dass schon alles zu spät ist. Mein Sohn ist nun 13 Wochen alt. Vor fünf Wochen ist mein Vater gestorben, seitdem geht alles bergab. Zwar habe ich versucht, meine Trauer vor meinem Kind so gut es eben ging zu verbergen, aber leider klappte das nicht... Angefangen hatte alles damit, dass mein Baby abends lauthals schrie und die rechte Brust verweigerte (diese ist erheblich kleiner als die linke). Der Kinderarzt brachte erstmals das Wort "Hunger" ins Gespräch. Und tatsächlich: als Max abends die Pre-Milch bekam, war das Geschrei zu Ende. Eine Woche später wollte er dann gar nicht mehr an die Brust. Also hieß es: abpumpen und mit der Flasche füttern. Das geht nun seit zwei Wochen so... Ich habe alles getan, um die Milchmenge zu erhöhen (Tipps meiner Hebamme), aber es wird von Tag zu Tag weniger. Heute hat er meine Milch zum ersten Mal rundweg abgelehnt, die Pre-Milch aber genüßlich getrunken. Ganz ehrlich: es war schlimm genug, als er aufhörte, von der Brust zu trinken, aber jetzt fühle ich mich wirklich wie eine komplette Versagerin. Was soll ich nur tun? Abstillen? Und dann hätte ich noch eine Frage: bis jetzt hat er ungefähr 50% MuMi und 50% Pre-Milch (nachts) bekommen. Stimmt es, dass Babys dann zusätzlich noch Tee bekommen müssen?


Biggi Welter

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? Liebe Nana, es ist sicher keine leichte Situation, in der Sie stecken, aber es muss keineswegs alles zu spät sein und mit Sicherheit lehnt Ihr Baby nicht SIE ab. Ich denke auch nicht, dass Ihnen jetzt nur noch der Weg des Abstillens bleibt. Ihr Sohn ist noch recht klein und bei einem so jungen Baby besteht immer die Chance, dass es doch noch an die Brust zurückgeführt werden kann. Das ist zwar nicht unbedingt ein leichter Weg, aber nicht absolut ausgeschlossen. Am besten besprechen Sie einmal in aller Ruhe mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, was es für Möglichkeiten gibt, um Ihr Kind wieder zu stillen oder mit Ihrer Milch zu ernähren. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Solange ein Kind ausschließlich gestillt wird oder Pre-Nahrung erhält, braucht es keine zusätzliche Flüssigkeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo, es tut mir fuer dich sehr leid, was du durchmachen musst. Ganz wichtig: egal, ob dein Baby an die Brust will oder die Flasche bevorzugt, du bist GANZ BESTIMMT keine Versagerin. Denn mit "versagen" hat das nichts zu tun. Manchmal klappt es m dem Stillen wunderbar, manchmal nicht. Du hast durch den Tod deines Vaters gerade in dieser Phase mit einem "neuen" Kind eine sehr schwere Zeit durchzustehen. Das kann nicht spurlos an euch beiden vorbei gehen, aber das ist nicht dein Fehler!!! Das ist unglaublich traurige Umstaende, die leider passieren koennen. Setz dich nicht unter Druck, sondern mach so weiter, wie es dein Baby will und es am Besten klappt, dann ist es fuer euch Beide das Beste, denn dann habt ihr die groessten Chancen, dass etwas Ruhe reinkommt. Und Ruhe ist das was sowohl das Baby, als auch du, in dieser Situation braucht. Das mit dem Tee ist voelliger Unsinn, kein Baby in diesem Alter braucht zusaetzliche Getraenke zur Milch, as wird erst mit der Beikost noetig. Liebe Gruesse, Kira


Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter! Sie machen mir Hoffnung... Heute hat er wieder ein wenig von meiner Milch getrunken, die Pre-Milch schmeckt ihm aber offensichtlich immer noch besser. Werde mich auf jeden Fall mit der Stillberaterin, die Sie mir nennen, in Verbindung setzen. Meine PLZ: 70327. Damit, dass Maximilian nicht mehr an die Brust möchte, könnte ich mich abfinden bzw. habe ich mich abgefunden (tut immer noch sehr weh! - von wegen "jede Frau kann stillen"). Mir würde es ja schon helfen, wenn ich mehr als die bisherigen 350ml bis 400ml abpumpen könnte. Dann hätten auch die endlosen Diskussionen mit meinem Mann ein Ende, der der Meinung ist, dass sich "das eh nicht lohnt" und ich doch die Zeit, die ich für die "Abpumperei" investiere, einsparen und gleich abstillen soll. Vielleicht mache ich ja auch "technisch" etwas falsch? Als ich die Pumpe bekam, hieß es nämlich einfach: "da hast Du - jetzt mach mal". Vielen Dank für Ihre Hilfe! Nana (nicht mehr ganz so verzweifelt)


Mitglied inaktiv

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Liebe Kira! Vielen Dank für Deine nette Mail. Hab fast geheult, als ich sie gelesen habe. Ehrlich... Bin wirklich froh, dass ich hier ernst genommen und nicht ausgelacht oder für völlig "gaga" gehalten werde. Werde mich auf jeden Fall an die Stillberaterin wenden, dann brauch ich mir später nichts vorzuwerfen. Hätte schon viel früher um Hilfe rufen sollen... Ganz liebe Grüße, Nana


Biggi Welter

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Liebe Nana, wenden Sie sich möglichst bald an Frau BRUNI Christine, Tel.: 06201 959176, sie kann Ihnen sagen, wer die nächste Beraterin für Sie ist. Jeder Tropfen Muttermilch, den Ihr Baby bekommen kann, ist wertvoll für Ihr Kind. Deshalb ist es immer sinnvoll, Muttermilch zu geben. Vielleicht können Sie es auch schaffen, dass Ihr Sohn die Brust wieder nimmt, allerdings wird das nicht einfach sein. Ihr Sohn ist saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Er muss erst lernen, wie er an der Brust trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Im Moment ist es aber erst einmal wichtig, die Milchmenge zu steigern. Das Abpumpen oder Ausstreichen von Milch ist eine Sache, die gelernt und geübt werden muss. Und dann kommt es auch noch sehr auf die verwendete Pumpe an. Nicht jede Pumpe passt zu jeder Frau und manche Pumpen sind schlichtweg untauglich (z.B. Modelle mit einem Gummiball) Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mitDoppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie wie oben schon erwähnt vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: \plaino Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. o Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt "Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als alle vier Stunden pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Versuchen Sie so viel Ruhe und Entspannung wie es in Ihrer stressbeladenen Situation möglich ist zu finden.


Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter! Kann es sein, dass Sie mir versehentlich die Fax-Nummer von Frau Bruni genannt haben? Danke für Ihre Tipps!


Biggi Welter

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Liebe Nana, ich habe nur diese Nummer: 06201 959176. Wenn Sie dort niemanden erreichen, wenden Sie sich bitte an Frau GRÜNEWALD STANGL Petra, Tel.: 06201 590020. LLLiebe Grüße Biggi


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