Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beruhigunssauger

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beruhigunssauger

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, meine Tochter wird am Sonntag 11 Wochen und wird voll gestillt. Ich habe ihr von Anfang an keinen Beruhigungssauger angewöhnt. Da ich selbst Zahnarzt-helferin bin, bin ich natürlich daran interessiert, dass sie später keine Zahnfehlstellungen bekommt. Sie hat natürlich ein sehr starkes Saugbedürfniss, d.h. ich stille sie abends in den Schlaf, was ihr bisher immer genügte. Tagsüber nuckelte sie immer mal in ihrer Hand , dann wusste ich, dass sie müde ist und habe sie in den Schlaf gewiegt. Nun hat sie seit gestern aber ihren Daumen entdeckt, und wenn sie jetzt müde ist, nuckelt sie am Daumen. Das wollte ich nun aber auch nicht bezwecken.Den Beruhigungssauger nimmt sie bis jetzt trotz mehrerer Versuche nicht. Was soll ich jetzt tun? Muss ich ihr den Sauger angewöhnen, um dem Daumenlutschen vorzubeugen? Noch kann ich sie ja vom Daumen abhalten, und sie schläft mit Brust oder mit Herumwiegen ein. Aber wie lange klappt das? Liebe Grüsse Sylvana


Biggi Welter

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? Liebe Sylvana, es ist sicher nicht notwendig, dem Kind nun einen Schnuller anzugewöhnen und vor allem sollte niemals vergessen werden, wie wichtig es für das Kind ist, seinen Körper erkunden zu dürfen und dazu gehört auch, dass die Finger – auch der Daumen – die Mundhöhle erforschen und die Fingern mit dem Mund erforscht werden. Die Diskussion über Schnuller und Daumenlutschen wird sehr kontrovers und teilweise sehr vehement geführt. Aus der Sicht der Stillberaterin, ist von einem Gebrauch des Schnullers in den ersten Wochen abzuraten, da er zu einer Saugverwirrung führen und einen negativen Einfluss auf die Milchproduktion der Mutter und die Gewichtszunahme beim Baby haben kann. Babys (und Kleinkinder) haben ein natürliches Saugbedürfnis. Dieses Saugbedürfnis dient dazu, dass sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen um zu wachsen und zu gedeihen. Saugen beruhigt das Kind außerdem. Von der Natur ist es vorgesehen, dass ein Kind sein Saugbedürfnis an der Brust befriedigt und so gleichzeitig seinen Hunger und auch sein Saugbedürfnis stillt. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese so genannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Im Gegensatz zum Daumen, kann der Schnuller fast ununterbrochen im Mund bleiben. Das Kind muss ihn nicht heraus nehmen, wenn es beim Spielen seine Hände braucht. Der Daumen wird daher schon aus praktischen Gründen weniger oft genommen werden. Interessante Informationen bieten die Veröffentlichungen von Gudrun von der Ohe, einer Ärztin und Still und Laktationsberaterin IBCLC "Der Schnuller und seine Auswirkungen" (in Laktation und Stillen Heft 3/1999) und "Schnuller und plötzlicher Kindstod" (in Laktation und Stillen Heft 4/2000) sowie die Facharbeit der Logopädin Caroline Schallhammer, IBCLC "Stillen als Prävention in der Logopädie" die sich ebenfalls ausführlich mit dem Schnuller beschäftigt. Wird ein Kind nach Bedarf gestillt, braucht es nur in den seltensten Fällen Schnuller oder Daumen, da es sein Saugbedürfnis vollständig an der Brust gestillt wird. Ein gestilltes Bedürfnis verschwindet. Häufig wird als Gegenargument für Schnuller oder Daumen eine mögliche Verformung des Gaumens ins Feld geführt. Ein mit uns gut bekannter Kinderarzt und Psychotherapeut sagt dazu "lieber ein verbogener Gaumen, als eine verbogene Seele". LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Sylvana, bei meiner Tochter war das im etwa selben Alter eine Phase, die wenige Wochen anhielt. Ich würde da geduldig abwarten, ob ihr Interesse nicht bald wieder verliert. LG Maren


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