Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikosteinführung

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikosteinführung

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Hallo Biggi! Ich habe vor ein paar Tagen angefangen, Brei zuzufüttern ( habe vorher 6 Monate voll gestillt ). Meine Hebamme sagte mir, ich solle nicht sofort die ganze Mahlzeit durch Brei ersetzen, sondern am Anfang nur ein paar Löffel, ca 50g geben, dann stillen, in der 2. Woche dann ca. 100g + danach stillen, usw. , bis man irgendwann in der 4. Woche bei 200g ohne Stillen angekommen ist. Das klingt für mich logisch, da sich meine Kleine ja erst mal umstellen muß. Das gilt allerdings nicht nur für die 1. Breimahlzeit, die ich ersetze, sondern so ist es auch für den dann folgenden Nachmittagsbrei, den Abendbrei.... gedacht. Als ich dann allerdings meiner Tochter den Brei gegeben habe, habe ich mich gefragt, ob man das so strikt einhalten sollte. Sie ist so begeistert vom Brei essen, ich habe den Eindruck, sie würde auch schon jetzt mehr Brei essen ( sind erst in der 2. Woche, also eigentlich noch nicht bei der vollen Breimenge ) Vor allem, wenn ich dann die 2. Mahlzeit nachmittags ersetze, wird sie das Brei-Essen ja schon "kennen" und muß nicht mehr langsam daran gewöhnt werden. Oder hat es dann garnichts mehr mit der langsamen Gewöhnung zu tun sondern mehr damit, daß sich meine Brust langsam "abgewöhnt" und ich nicht zu schnell die Mahlzeiten auslasse? Vielen Dank für deine Antwort und einen schönen Feiertag Gruß Herbstmama


Biggi Welter

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Liebe Herbstmama, sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Falls Sie aus welchen Gründen auch immer Mahlzeiten unbedingt rasch vollständig ersetzen möchten, sollte immer ein Abstand von etwa vier Wochen zwischen jeweils zwei Mahlzeiten liegen. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Sie bekommen es im Buchhandel, bei einer LLL Beraterin oder auch hier im Still Shop. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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