Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikosteinführung?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikosteinführung?

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Bei der heutigen U5 riet mir unsere Kinderärztin, nun doch langsam mit dem Zufüttern zu beginnen. Es müsse ja nicht viel sein, aber es sei wichtig für die Mundmotorik. Auch würden Kinder in diesm Alter langsam mehr Nährstoffe benötigen, als sie über das Stillen zu sich nehmen können, insbesondere wenn sich die Mutter nicht optimal ernährt. Hmmmm. Meine Tochter ist nun 6 Monate und 11 Tage alt. Sie wiegt 7500 Gramm auf 64 cm, steht also gut im Futter ;-). Sie zeigt keinerlei Interesse an unserem Essen. Und ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ihr etwas fehlt oder ich ihr etwas anderes geben möchte. Dennoch bin ich verunsichert, da ich natürlich nichts falschmachen möchte. Meines Wissens aber trainiert das Saugen an der Brust die Mundmuskulatur hervorragend und ich denke, ein paar Löffelchen Brei am Tag bewirken dagagen eher gar nichts. Oder irre ich mich da? Eine Freundin sagte mir allerdings, das jetzt der günstigste Zeitpunkt wäre, damit die Kinder diesen "Zungen-Rausschiebreflex" verlernen. Ist das der Fall? Ich denke jedoch, dass doch wohl jedes Kind irgendwann Interesse an anderer Nahrung entwickeln wird und dann sicher das Herausschieben des Essens kein Problem mehr sein wird. Oder nicht? Meine Ernährung ist in der Tat nicht optimal, leider wird meine Tochter von jeglichem Obst, dass ich zu mir nehme außer Bananen wund und mein Gemüsekonsum ist nicht immer wie er sein sollte. Ich ergänze durch eine Multivitamintablette am Tag, mehr würde ebenfalls den Po wund machen. Bisher ging ich aber davon aus, dass eher ich den Vitaminmangel bekomme, als meine Tochter. Wie ist den das? Und noch ein anderes Thema: seit einigen Tagen massiert die Kleine beim Trinken wie wild an meiner Brust herum, sie tut dies vor allem an der linken Seite. Trotz akkurat gekürzter Fingernägel sieht die Brust reichlich zerkratzt aus. An der betroffenen Seite ist der Milchfluss etwas schlechter - kann es ein, dass sie diesen positiv zu beeinflussen versucht? Und kann ich etwas dagegen unternehmen? Viele Grüße von Birgit, die im Übrigen auch deshalb voll weiterstillen möchte, weil sie nicht glauben kann, dass echt schon ein halbes Jahr um ist und weil es zudem das allerbequemste ist...


Biggi Welter

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? Liebe Birgit, der Zungenstoßreflex verliert sich von alleine und muss nicht „abtrainiert" werden und Stillen ist eine hervorragende Übung für die Gesichtsmuskulatur inklusive Mund und Zunge. Bei einem gesunden, voll ausgetragenen Kind kann in aller Regel darauf vertraut werden, dass es von sich aus deutlich zu erkennen gibt, wann es ergänzend zur Muttermilch Beikost will, was Du an den folgenden Anzeichen erkennen kannst: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein) und Du kannst deinem Kind langsam zusätzliche Nahrung ergänzend zur Muttermilch anbieten. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Eine unausgewogene Ernährung schadet also mehr dir und nicht dem Kind. Unterschiede im Milchfluss zwischen beiden Brüsten sind normal, denn wir Menschen sind nun mal nicht symmetrisch und es gibt kaum etwas, was Du gegen diese Unterschiede unternehmen kannst. Letztlich kommt es ja außerdem auf die Gesamtmenge der Milch an, ob das Kind gedeiht oder nicht und nicht darauf, dass die Menge rechts und links exakt gleich ist. Manche Kinder verhalten sich an der Brust ähnlich wie Katzenbabys, bei denen es ja den sogenannten „Milchtritt" gibt. Doch diese Massage der Brust ist für uns Menschenmütter nicht unbedingt angenehm (ob für die Katzenmutter kann ich nicht beurteilen) und es ist durchaus möglich, dem Kind dieses Verhalten mit liebevoller Konsequenz und entsprechenden Erklärungen abzugewöhnen. LLLiebe Grüße Biggi


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