Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bauchweh durch Stillen?

Frage: Bauchweh durch Stillen?

Chares

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Hallo liebes Expertenteam, mein kleiner Sohn (4 Monate), noch vollgestillt, wird scheinbar von Bauchweh durch das Stillen geplagt, denn meistens beginnt er sobald ich ihn, nach dem Stillen und Räusperchen machen, hinlege mit weinen an und winkelt die Beine an. Oftmals kommen auch viele kleine Püpserchen, die manchmal auch nicht wirklich angenehm riechen. Sein Stuhl kommt auch nur relativ selten, ca. aller 9Tage und ist dabei meist auch ziemlich fest und nicht wirklich breiig. Das kackern bereitet ihm auch immer ziemliche Schmerzen. Meine Kinderärztin meint, das wäre normal, da er keinen geschwollenen Bauch habe und nicht die ganze Zeit leidlich ist. (Das ist er ja meistens nur nach dem Stillen.) Wenn ich ihn abends in sein Babybettchen lege, das genau neben meiner Bettseite steht, dann schläft er meistens ohne Probleme bis zur nächsten Mahlzeit (ca 3Stunden). Wenn ich ihn dann aber in sein Bett zurück legen möchte, beginnt er fürchterlich zu weinen. Er winkelt dann wieder die Beine an, streckt sich und weint los. Wenn ich ihn dann wieder hochnehme, was ich zugegebenermaßen inzwischen beinahe unmittelbar tue, weil ich das schon gewohnt bin, dann schläft er sofort auf meinem Arm wieder ein. Versuche ich ihn dann wieder in sein Bett zu legen, beginnt er wieder zu weinen. Das geht dann immer so lange, bis ich ihn mir auf den Bauch lege. Ab da können wir bis zur nächsten Stillmahlzeit durchschlafen. Das haben wir damals so oft gemacht, bis ich irgendwann angefange habe, ihn mir sofort wieder auf den Bauch zu legen um ihm das Schreien zu ersparen. Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, dass er nur weint, damit ich ihn zu mir nehme und er eigentlich gar keine richtigen Bauchschmerzen hat. Ist das in dem Alter schon möglich? Oder ist er es einfach so gewöhnt, dass er anders gar nicht mehr schlafen kann? Und wenn ja, wie kann ich es ihm sanft abgewöhnen, indem ich ihn bspweise neben mich lege, weil auf Dauer ist mein Schlaf doch nicht erholsam. Entschuldigt die Fülle an Fragen und bereits jetzt schonmal vielen Dank für Eure Antwort.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Chares, Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls "Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Verstopfung hat nichts damit zu tun, dass der Stuhlgang eher selten ist. Von Verstopfung spricht man bei harten, trockenen Stühlen. Voll gestillte Kinder haben so gut wie nie Verstopfung (es sei denn sie bekämen zu wenig Muttermilch), da Muttermilch genügend Wasser enthält. Allerdings gibt es Kinder, die sich mehr plagen müssen als andere. Dennoch sollte dann nicht massiv eingegriffen werden (z.B. mit der Fieberthermometermethode, Abführmitteln oder Klistieren). Manchen Babys fällt die Darmentleerung in Schräglage im Schoß der Mutter oder in einer Babywippe leichter. Andere stoßen sich gerne mit den Füßen an etwas ab. Wenn Ihr Baby an Ihrer Schulter liegt, dann stützen Sie es mit einer Hand seine Füße ab. Es kann Ihrem Baby womöglich helfen, wenn Sie ihm sanft mit Watte und warmem Wasser über seinen Darmausgang wischen oder ihm sanft den Bauch massieren. Ein Abstand von einer Woche bis zehn Tagen oder sogar noch länger zwischen zwei Stuhlentleerungen ist bei einem voll gestillten Kind keine Seltenheit. Ich habe auch schon drei Wochen erlebt. Solange das Kind dabei gut gedeiht und ausreichend nasse Windeln hat, besteht jedoch normalerweise kein Handlungsbedarf, außer dass frau immer genügend Feuchttücher (o.ä.) und Kleidung zum Wechseln dabei haben sollte. Wenn es dann nämlich so weit ist, dass das Kind die Windeln voll macht, dann sind sie meist so voll, dass es am besten wäre, wenn eine Badewanne in der Nähe zur Verfügung steht. Es ist nicht falsch, wenn Sie Ihr Baby zu sich nehmen und ihm Ruhe und Geborgenheit schenken. Es herrscht zur Zeit in unserer Gesellschaft ein immenser Druck in die Richtung, dass Babys und Kinder so früh wie möglich alleine einschlafen müssen/sollen. Der Trend geht zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Menschenbabys sind von Natur aus nicht dazu konzipiert alleine (einzu)schlafen. Sie sind Traglinge, die den engem Körperkontakt mit der Mutter (oder auch dem Vater) brauchen. Die Fähigkeit alleine einzuschlafen entwickelt sich bei jedem Kind zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt, bei dem einen Kind kann dies vielleicht schon vor dem ersten Geburtstag sein, beim anderen dauert es wesentlich länger. Das liegt einfach in der Natur des Kindes und so wenig, wie Sie es beschleunigen können, dass Ihr Kind krabbelt, läuft oder spricht, so wenig können Sie die anderen Reifungsprozesse beschleunigen. Nun werden die Anhänger der Schlaftrainingsprogramme einwenden "aber mein Kind hat durch das Training gelernt alleine einzuschlafen". Doch es stellt sich die Frage, ob das Kind wirklich "gelernt" hat alleine einzuschlafen, oder ob es nicht einfach resigniert hat und es stellt sich auch die Frage, wie sich ein solches Training langfristig auf das Kind auswirkt. Liebevolles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder, ihnen die Zeit lassen, die sie brauchen, um jeweils den nächsten Schritt zu meistern, das ist der Tipp, den ich allen Eltern nur wärmstens ans Herz legen kann. Wir würden niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn jeder weiß, dass sie dann eingehen würde. An unseren Kindern sollten wir auch nicht "ziehen". LLLiebe Grüße, Biggi


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