Tamara721
Liebe Biggi, Meine Tochter ist am 17.12. mit 2889g zur Welt gekommen, wurde mit 2670g aus dem Spital entlassen. Wir haben ab Tag 2 mit Stillhütchen gestillt, sie tat sich schwer beim Anlegen und es wurde mir von den Krankenschwestern empfohlen. Bei der ersten Untersuchung nach 4 Wochen hatte sie nicht mal ihr Geburtsgewicht erreicht, hatte nur 2840g. Ich habe sie ca alle 2 Stunden gestillt, meistens öfter. Dachte es läge an den Hütchen, habe mir also Mühe gegeben sie zu entwöhnen und direkt an die Brust zu bringen. Hat ab Woche 7 funktioniert, sie hat brav getrunken, sehr häufig, teilweise wirklich stundenlang. Von Woche 4 bis 7 haben wir Flasche dazugefüttert, da ihr Gewicht ja wirklich sehr niedrig war. Kaum füttere ich keine Flasche dazu (sie hat nur eines pro Tag bekommen), bleibt ihr Gewicht stehen. Meine Milchproduktion scheint okay zu sein, kann genug ausstreichen, sie wirkt auch meistens satt, wenn sie "nur" gestillt wurde. Ausserdem wurde die Produktion trotz des häufigen Anlegens (auch weiterhin, ab Woche 7 direkt an der Brust ohne Hütchen) nicht mehr, aus meiner Sicht. Mit 9 Wochen wog sie 3580g. Habe jetzt aus Sorge und mit Empfehlung der Ärztin mehrere Fläschchen mit Milchpulver zugefüttert und nebenbei noch ca 5 Mal am Tag gestillt. Jetzt, fast eine Woche später, über 4 kg. Nun meine lächerliche Frage.. Ich mache mir Schuldgefühle, ob ich denn wirklich alles versucht hab, um das volle Stillen zu schaffen? Ich habe sie häufig angelegt, gepumpt, ausgestrichen, mühsam das Stillhütchen abgewöhnt, Stilltee getrunken, mit Stillöl massiert, mehr fällt mir doch mittlerweile nicht mehr ein... Es war für meine Tochter u mich nur noch frustrierend. Hätte ich mehr tun können? Ohne Flasche weiterstillen sollen?
Liebe Tamara 721, Sie haben NICHTS falsch gemacht, gar nichts, Ihr Kind MUSS zunehmen!! Auch eine Mutter, die ihr Kind nicht stillen kann, ist eine gute Mutter. Stillen darf hier nicht überbewertet werden. Márta Guóth Gumberger, IBCLC in Rosenheim, schreibt in Ihrem Text "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zu wenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter Kind Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden. " Gern schicke ich Ihnen den kompletten Text zu, der als Infoblatt von La Leche Liga Deutschland herausgegeben wurde. Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas Mut machen bzw. Trost spenden. LLLiebe Grüße Biggi