Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby zu bequem zum Stillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Baby zu bequem zum Stillen?

Jessica611

Beitrag melden

Hallo Biggi, mein Baby ist 9 Wochen alt und hatte die letzte Woche mit erbrechen und Durchfall (Rotavirus) zutun, wir waren auch 4 Tage stationär im KH. Zuerst wurde gemutmaßt er hätte Koliken, weil mein Milchspendereflex so stark ist, dann hat er die Brust verweigert kurz nach dem Anlegen, also hieß es ich habe zu wenig Milch, dann ließ er sich überhaupt nicht anlegen, brüllte wie am Spieß und ich bekam NICHTS angepumpt. Vier Zugänge blieben erfolglos und er dehydrierte weiter. Ich habe also die Entscheidung getroffen und ihm die Flasche mit Pre Nahrung angeboten, mir blieb keine Wahl. Die Flasche nahm er dann auch erstmal gut (ich vermute einfach weil es weniger anstrengend als die Brust war). Das wiederum legte sich auch zunehmend, 36h später kam dann Versuch Nr5 und der Zugang mit Infusion. Mich hat es in der Zwischenzeit auch erwischt, ich lag also mit 40 Fieber, Brechdurchfall und krankem baby da. Ich habe immer mal wieder versucht zu pumpen/anzulegen. Anlegen ließ er sich erst 3,5 Tage nach dem Beginn des Stillstreiks wieder. Pumpen war mit 40 Fieber auch kaum noch machbar. Mein Sohn ist mittlerweile wieder ziemlich fit. Er geht jetzt auch wieder an die Brust, das was da ist trinkt er auch zügig weg, da kommt aber noch nicht so viel wie früher, ich hatte eigentlich immer mehr als genug. Jetzt schläft er ein wenn er "nichts mehr findet". Andere Option ist, dass er in diesem Fall schreit, das kommt auch vor. Problem ist, dass er sich noch mühelos 100ml Pre Milch reinzieht nachdem er eingeschlafen ist, ich muss also davon ausgehen dass er nicht einschläft weil er satt ist. Die Schwester meinte ich solle komplett aufs zufüttern nach dem Anlegen verzichten weil ihn das "bequem mache" und hat mich heute morgen dazu gezwungen. Ergebnis war ein schreiendes baby und ich, die in 30 Minuten 20ml Milch gepumpt hat vor lauter Stress. Ich traue mich nicht das Zufüttern wegzulassen bis dass ich sicher bin dass er genug bekommt. Ich will ihn nicht wieder so dehydriert sehen. Und ich will dass er zunimmt und es ihm gut geht. Aber ich vermisse das Stillen und ich fühle mich kaum noch als Mutter, jetzt wo ich ihn nicht mehr satt bekomme wo er vor Hunger schreit. Der Arzt bei der Visite heute morgen vor der Entlassung meinte, dass ich doch mal bitte mehr pumpen solle statt mit Pre zuzufüttern.. Ich war/bin krank, ich hab das bestimmt nicht mit Absicht gemacht. Und er sagte, dass ich mein baby nicht länger als 10 min pro Seite anlegen soll weil er sonst zu sehr erschöpft (wegen zu wenig Milch wird davon ausgegangen dass das Anlegen eh erfolglos bleibt), nach dem Anlegen dann Flasche mit abgepumpter Milch. So die Anweisung des Arztes.. Unsere Stillbeziehung ist jetzt jedenfalls mehr als gestört... Hast du Tips?


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Jessica611, leider kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie du weiter vorgehen kannst. Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Bitte wende dich an eine gute Kollegin vor Ort! Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Sie kann dich beim Stillen sehen und kann so feststellen, ob dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Auch wenn du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt! Welche Pumpe benutzt du denn? Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Dein Arzt kann dir ein Rezept ausstellen mit dem Zusatz Doppelpumpset. So kannst du deine Milchmenge sicherlich erhöhen. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, musst du vor allem anfangs deinen Milchspendereflex anregen. Dazu kannst du einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der deine Arme in einer bequemen Haltung stützt und es dir ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Du solltest z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was du brauchen könntest bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann deinen Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch dir helfen: • Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Du duschst warm. • Da Wärme entspannend wirkt, solltest du dir eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder dich in die Nähe einer Heizquelle setzen. • Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn du angespannt bist. • Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. • Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem du das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrichst, deine Brust massierst und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland kannst du das Infoblatt „Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Iss genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinke entsprechend deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange du dich nicht ausgedörrt fühlst, dein Urin hell ist und du keine Verstopfung bekommst, trinkst du genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn du Milchbildungstee trinken möchtest, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Zusätzlich kannst du auch etwas Muttermilchsahne anbieten. Du streichst dazu Milch aus oder pumpst sie ab, gibst sie dann in 10 ml Spritzen und stellst sie dann kopfüber in ein Glas (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Liebe Grüße, ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen. Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Meine Tochter ist jetzt 5 Wochen alt. Sie hatte anfangs sehr stark die Gelbsucht und war deshalb zu schwach an der Brust zu trinken. Deshalb habe ich abgepumpt und ihr die Muttermilch mit der Flasche gegeben. Da dies aber sehr zeitaufwendig ist (besonders nachts) will ich wieder normal stillen. Das Problem ist nur sie schläft ständig an der Brust e ...