Frage: Baby unzufrieden

Liebe Biggi! Mein Sohn ist 6 Wochen alt und befindet sich wahrscheinlich gerade im Entwicklungsschub. Seit ein paar Tagen schläft er tagsüber nur noch zwei Mal je 3 Stunden und sonst ist er munter. In der Zeit wo er munter ist, will er nur an der Brust sein, was für mich kein Problem ist, da mein erster Sohn (3 Jahre) damals den ganzen Tag an der Brust verbracht und nur geclustert hat. Anstrengend finde ich, dass das Baby in der Zeit wo es munter ist zwar gestillt werden möchte, aber sobald es die Brust im Mund hat, weint es. Wenn ich merke, dass es nicht mehr an der Brust sein möchte und ich es ablege, um es zu massieren oder zu singen/reden, dann wird geweint, wenn ich es trage oder in das Tragetuch gebe wird auch geweint. Dann probiere ich wieder die Brust zu geben (da es verlangt), dann trinkt es ein paar Schluck und fängt wieder an zu weinen. Das Ganze dauert dann meistens so zirka 5 Stunden und irgendwann schläft es müde und erschöpft ein. Mir tut es dann leid, weil einfach nichts passt und es ohne Brust eingeschlafen ist (obwohl es diese verlangt hat). Ich stelle mir auch die Frage, was ich mit meinem 3 jährigen Sohn in dieser Zeit machen soll/kann, denn er möchte mit mir gerne spielen, aber ich kann in dieser Zeit gar nichts machen! Weder spielen, noch draußen mit beiden Kindern sein oder kochen, denn das Baby will bei mir sein, aber eben nicht im Tragetuch und auch nicht wirklich gestillt werden. Wenn das Stillen wenigstens ruhig und entspannt wäre, einfach ohne Probleme, dann könnte ich mit dem Großen etwas spielen oder Buch lesen, aber so geht einfach gar nichts. Meistens sind diese Phasen am späten Nachmittag/Abend und in der Früh/Vormittag. Gestern war es zum Beispiel von 16 Uhr bis 19 Uhr munter und wollte nur an der Brust sein, aber eben nicht ständig trinken und ablegen war unmöglich. Ab 19 bis 22 Uhr ging es zusätzlich mit Blähungen und sehr starkem weinen/schreien dann weiter, bis dass es um 23:00 eingeschlafen ist. Alle Bekannten und Verwandten sind berufstätig und Papa kommt erst am Nachmittag nach Hause, somit bin ich alleine mit den zwei Kinern und was mache ich mit dem Baby? -> trotz weinen in die Trage geben oder immer wieder stillen probieren,...? Mir tut das Baby leid, da es so viel weint und ich es nicht beruhigen kann und ich mir denke, dass es in ein paar Monaten bestimmt noch mehr weinen wird, wenn es zum Beispiel die Zähne bekommt oder einfach so. Mein erster Sohn hatte so etwas nie. Wenn er für kurze Zeit munter war, dann hat er geschaut, gelacht und ich konnte ihn massieren und ihm etwas singen/erzählen und dann wurde er ohne weinen und ohne Unterbrechungen gestillt, bis er eingeschlafen ist, er war auch ein Mama-Kind und hat es geliebt zu kuscheln. Und jetzt bin ich erschöpft und traurig, dass ich ein unzufriedenes Baby habe, welches sich gar nicht beruhigen lässt und nur weint. Ach ja, es werden keine Fremdsauger verwendet und die Trage passt auch. LG Kristina

von k_ristina am 10.07.2023, 15:50



Antwort auf: Baby unzufrieden

Liebe Kristina, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von Dir bevorzugte Haltung nicht. Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Ehe du aber jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet. Suche für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und Abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Am besten besprichst du auch mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.07.2023