Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ausschleichen des morgendlichen Stillens

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ausschleichen des morgendlichen Stillens

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, unter anderem Dank Deines Forums und Deiner Beratung stille ich mittlerweile (gerne!) weit ueber meine urspruenglich mal vorgenommenen sechs Monate hinaus. Amanda wird jetzt 15 Monate, und ich stille sie einmal abends vor dem Schlafengehen, was wir auch beide sehr geniessen, und das andere Mal morgens zwischen halb sechs und sechs. Dabei schlaeft sie praktischerweise wieder ein, meist bis gegen acht, was ich ganz wunderbar finde. Nur die fruehe Schlafunterbrechung wuerde ich gerne auf die Dauer loswerden.... Ich denke, dass es "gelernter Hunger" ist, und die Macht der Gewohnheit sie aufwachen laesst (ab und zu kommt es vor, dass sie dieses Aufwachen "verschlafen" hat, und dann ist sie um acht froehlich und ohne Baerenhunger oder Stillbeduerfnis aufgewacht und hat einfach gewartet, bis das Fruehstueck fertig war). Ich habe gestern mal versucht, in ihr Zimmer zu gehen, als sie sich gemeldet hat, und sie einfach so auf dem Arm zu beruhigen, aber sie hat weinend in meinen Ausschnitt gedeutet und gesagt; "Da, da, da! Ja?". Das hat mich voellig geruehrt, und haette mir das Herz gebrochen, ihr in dieser Situation die Brust zu verweigern. So geht es also nicht.... Nun bekomme ich im Freundeskreis (fast alles auch Langzeitstiller, die aber mittlerweile abgestillt haben) lauter Tips, von "Stille sie jeden Tag etwas kuerzer" ueber "Schick' Deinen Mann in ihr Zimmer zum Beruhigen" (er ist leider viel auf Reisen) bis hin zu "Gib' ihr ein Flaeschchen" (was fuer mich keinen Sinn macht, denn wenn ich aufstehen muss, dann stille ich sie doch lieber als ihr ein Flaeschchen zu machen). Hast Du eine Idee, wie ich vorgehen koennte? Liebe Gruesse aus New York, Sabine


Biggi Welter

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Liebe Sabine, ich kann dir nicht sagen, wie Du deiner Tochter das morgendliche Stillen abgewöhnen kannst. Sicherlich könntest Du deinen Mann schicken oder eine Flasche geben, aber ich denke, für Amanda bedeutet das Stillen viel mehr als nur Frühstück, es bedeutet für sie Nähe, Kuscheln, wahrscheinlich einfach einen schönen Start in den Morgen :-) und die nötige Sicherheit für den neuen Tag. Du könntest ihr am Abend wahrscheinlich drei Flaschen mit Kuhmilch oder Kaba oder Brei oder sonst was geben, sie würde trotzdem aufwachen :-), wahrscheinlich sogar viel früher, weil ihr die Milch im Bauch liegen würde. Du musst ganz alleine entscheiden, ob Du Amanda am Morgen nicht mehr stillen magst und vor allem musst Du hinter deiner Entscheidung stehen. Du kannst versuchen den Abstillprozess allmählich und viel Liebe und Geduld zu beschleunigen. Wie Amanda auf deine Abstillbemühungen reagieren wird, hängt auch von dir ab. Wenn Du (vielleicht unbewusst) nicht völlig davon überzeugt bis, wirklich am Morgen abzustillen zu wollen, wird dein Kind dies spüren. Ich möchte dir nun ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab“. Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Amanda eine kleine Weile anlegen und sie dann ablenken oder ihr etwas zu essen anbieten. Vielleicht solltest Du einfach mit ihr aufstehen, was ich mir allerdings nicht leicht vorstelle :-). Ich wünsche dir, dass ihr eine Lösung findet, mit der ihr alle gut leben könnt. Ganz ganz llliebe Grüße nach NY :-) Biggi


Mitglied inaktiv

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So viel geschrieben und trotzdem etwas vergessen :-) Ein guter (oder gutgemeinter?) Rat ist auch: "Fuehre abends Kuhmilch ein, dann ist sie so satt, dass sie fruehmorgens nicht mehr aufwacht. Hat bei uns funktioniert!" Ist da etwas dran? Hoert sich fuer mich ein bisschen nach dem Motto an "Abends abfuellen, dann durchschlafen", das ja als ueberholt gilt. Amanda bekommt uebrigens aus Allergieprophylaxe im Moment nur Reismilch und Sojamilch neben der Mumi.


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