Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

An Nicki + Aishato: Klingt dieser Brief vorwurfsvoll oder entgegenkommend?

Frage: An Nicki + Aishato: Klingt dieser Brief vorwurfsvoll oder entgegenkommend?

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Hallo Nicky , hallo aishato, danke noch einmal für Eure schnelle Hilfe gestern. Danke für die Idee mit dem Brief. Klingt dieser Brief vorwurfsvoll oder entgegenkommend? Wie würdet Ihr ihn empfinden, wenn Euer Mann so etwas an Euch schreiben würde? Ich werde ihr den Brief nicht direkt geben, sondern in einem Umschlag in den Briefkasten und ihr sagen, dass für sie ein Brief dabei ist. Oder soll ich ihr den Brief persönlich geben? Vorsicht, ist etwas lang! "Liebe ..., Dass ich Dir schreibe und nicht mit Dir persönlich rede, empfindest Du vielleicht als feige. Aber ich sehe es als den einzigen Weg, ohne verletzende Worte und weit gehend sachlich über mein Anliegen zu sprechen. Das Wichtigste, was ich schon lange los werden wollte: Ich bin wahnsinnig stolz auf Dich, was Du neun Monate geleistet hast und auch jetzt leistest, dass Du unseren Sohn neun Monate in Dir ausgetragen hast, ihn unter Schmerzen zur Welt gebracht hast und ihn nun mit Deinem eigenen Körper ernährst. Mir ist sehr bewusst, dass Du zur Zeit Höchstleistungen vollbringst und Dein Körper viel Energie und sehr viel Zeit braucht, um sich zu erholen. Deswegen empfinde ich Dir gegenüber auch keinerlei sexuelle Gefühle. Wenn ich Dich in letzter Zeit berührt hatte, war es nicht in der Absicht, mehr von Dir zu wollen. Ehrlich gesagt, habe ich im Moment auch gar nicht den Kopf dafür frei. Gleichzeitig will ich Dir auch nicht das Gefühl vermitteln, für mich nicht mehr begehrenswert zu sein. Was ich einzig und allein wollte und will: Dir das Gefühl geben, dass Du mit dem Baby nicht allein bist. Ich nahm an, dass Du zur Zeit soviel Kraft für ihn aufwendest, dass Du diese Kraft ja wieder irgendwo herholen musst. In dem ich Deine Schulter berührte – mehr als Dein Gesicht, Deine Schultern und Deine Hände würde ich auch nicht berühren – wollte ich Dir Kraft geben. Was mein Verlangen nach Zärtlichkeiten angeht, habe ich keine großen Bedürfnisse. Ich bin keineswegs eifersüchtig auf das Baby, schon gar nicht, was das Stillen angeht. Was mir aber weh tut, ist, dass ich – wie ich es seit einigen Wochen empfinde – eigentlich gar nicht richtig gebraucht werde. Dabei hatte ich mir das Kind so sehr gewünscht und bin ich gerade deswegen so oft zu Hause, um mich total um Euch kümmern und Euch verwöhnen zu können. Aber ich habe das Gefühl, dass Ihr beide mich gar nicht dabei haben wollt. Es ist wunderschön zu sehen, wie innig und vertraut Ihr beide seid, aber es tut wahnsinnig weh, wenn mir bewusst wird, dass ich nicht mit dabei sein darf. Vor einigen Nächten träumte ich sogar, dass ich nach Hause kam, die Wohnung war leer und Ihr beide wart nicht mehr da. Das Wachsen des Babys möchte ich so gern miterleben, ihn näher kennen lernen und ein Freund für ihn sein. Mein Vorschlag: Er hat jede Woche einen Papatag, wo ausschließlich ich mich um ihn kümmere. Dann kannst Du Dir auch mal Zeit nur für Dich selber nehmen. Das brauchst Du doch auch. Vergiss Dich selber und Deine eigenen Bedürfnisse nicht! Ich lerne dann nämlich auch, wie anstrengend ein Baby sein kann. „Woher weiß ich jetzt, was er will?“ Mit solchen Fragen will ich mich auseinandersetzen dürfen. Schließlich habe ich ihn gewollt. Ganz besonders wünsche ich mir, dass wir jeden Tag mindestens ½ h miteinander reden, wo Du ohne jede Angst Deine Sorgen, Erlebnisse und Empfindungen schildern kannst und ich meine. Es ist für uns eine Chance, uns wieder neu kennen zu lernen. So ähnlich wie damals, als wir uns als Liebespaar kennen lernten. Dir fällt die Umstellung ebenso schwer wie mir – und das lässt sich besser zu zweit bewältigen als wenn es jeder von uns für sich allein versucht. Wir beide haben mindestens die nächsten 18 Jahre eine sehr wichtige Aufgabe: Gemeisnam unseren Sohn auf das Leben vorzubereiten, damit er als ausgeglichener, selbstbewusster und selbstständiger Mensch bestehen kann. Daran möchte ich genauso sehr teilhaben wie Du. Lass mich bitten wissen, was in Dir vorgeht, damit ich Dich besser verstehen kann. Ich will versuchen mich in Deine Lage zu versetzen. Als letztes verlange ich nur noch, dass Du mir gegenüber weder Schuldgefühle empfindest noch dass Du ein schlechtes Gewissen hast. Ich liebe Dich und unseren Sohn von ganzem Herzen, Dein Peter"


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Hallo Peter, ich habe diesen Brief gelesen & mir kamen die Tränen. Ich habe mir einfach vorgestellt, mein Mann hätte diesen Brief geschrieben. Ich finde ihn sehr schön. Nur im letzten Satz würde ich nicht "...verlange ich...", sondern "....möchte ich..." schreiben. Und wenn Du ihn ihr nicht persönlich übergeben willst, dann stelle ihn irgendwo so hin, dass sie ihn findet. Vielleicht, wenn Du auf Arbeit gehst. Kaufe eine rote Rose, stelle sie in eine Vase und den Brief daran. Ich fand ihn sehr ergreifend und man weiß, was in Dir vorgeht. Ich wünsche Dir & Deiner Familie von Herzen alles Gute. Liebe Grüße Nicole


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..schöööön....also besser kann mans gar nicht sagen! alles gute für dich!!!!


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Auch wenn Du mich nicht direkt angesprochen hast, muss ich dazu was sagen. Der Brief ist sehr gut geschrieben und mir kamen auch die Tränen! Alles Gute für Euch, Jasmin.


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Hallo Ihr, meine Frau hatte den Brief gestern morgen gelesen. Ich hatte ihn ihr persönlich gegeben. Sie war ziemlich gerührt. Sie hatte sich dafür bedankt, dass ich sie aus einer gewissen Isolation geholt hätte, in der sie sich nur noch um das Baby kümmerte und meinte, nur sie wäre für ihn verantwortlich. Ich solle sie öfter "wach rütteln", wenn ich den Eindruck hätte, dass sie sich in irgendwas "verrennt". Im Moment sei sie emotional total aufgewühlt, so dass sie manchmal keinen klaren Gedanken fassen könne. Wir haben einen Schichtplan aufgestellt: Da ich selbstständig bin, kann ich mir den Arbeitstag entsprechend selber einteilen. Vormittags - von ca. 8:00 bis 13:00 Uhr - kümmert sie sich um das Baby. Nachmittags und abends - von 13:00 bis 22:00 Uhr - kümmere ich mich um ihn, dann kann sie sich ausschlafen oder was für sich selber tun. Wenn er Hunger hat, bringe ich ihn zu ihr. Anschließend nehme ich ihn wieder. Nachts stehe ich auf, um ihn ihr zum Stillen zu bringen. Bereits letzte Nacht konnte ich mich um ihn kümmern. Da er gestern abend Fieber - 38,5° C - und eine Bronchitis bekam, dachte ich mir, wenn er auf dem Rücken liegt, kann er schwer atmen, auf dem Bauch liegen schon gar nicht wg. der Gefahr von plötzlichem Kindstod. Also band ich mir den Tragegurt um, in dem ich ihn setzte, und saßen wir - er auf meinem Bauch - also vor allem aufrecht schlafend, so dass wenn auch unter schweren Bedingungen und sicher schlimmen Schmerzen wenigstens ein wenig besser atmen konnte - in dem Stuhl, in dem sich tagsüber meine Frau setzt, wenn sie ihn stillt - die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen. Da war das Fieber auch unter 37,5. Durch meine Sorge um ihn konnte ich ohnehin nicht schlafen. Das holte ich heute vormittag nach, während meine Frau mit ihm beim Arzt war. Wir hatten uns verständigt, dass sie - wegen der langen Wartezeiten - mit ihm dorthin geht, da er gerade jetzt, wo er krank war, kein Fläschchen bekommen sollte. Allein durch das Zusammensein mit meinem SOhn letzte Nacht kann ich auch nachvollziehen, warum meine Frau nicht so ein ausgeprägtes Bedürfnis hat, auch noch Zärtlichkeiten von mir zu bekommen. Das Zusammensein mit dem Baby ist einfach zu aufregend, zu spannend, so dass andere Gedanken gar keinen Platz haben. Immerhin finden wir jetzt ein gemeinsames Hobby, ein gemeinsames alltägliches Gesprächsthema, dass - das sagt mir mein Gefühl - uns beiden helfen wird, auf dieser Ebene, vor allem als Eltern, neu zu uns zu finden. Wahrscheinlich ist in den letzten zwei Tagen ein kleines Wunder geschehen und meine Frau - das konnte ich an ihrem Blick erkennen - war heute morgen richtig stolz auf mich, dass ich mir letzte Nacht Zeit für ihn genommen hatte. ALlein das hat mir viel mehr gut getan als tausend Küsse, Umarmungen und Streicheleinheiten zusammen. Gruß an Euch alle und danke noch mal, Peter


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