Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Amalganfüllung / erster Brei

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Amalganfüllung / erster Brei

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Hallo Biggi, 1. mein Kleiner wird nächste Woche 6 Monate alt und ich möchte gern mit dem Abstillen anfangen. Daß zuerst die Mittagsmahlzeit langsam ersetzt wird und mit Möhrchen angefangen wird weiß ich. Da er noch in der Nacht ca. 22:30 Uhr gestillt wird meine Frage. Wie ersetzte ich diese Mahlzeit? Soll ich bei dieser Mahlzeit immer weniger stillen und dann noch die Flasche geben? Was gibt man da zu trinken? Wie geht es weiter mit dem Abstillen und was gibt man da? 2. Jetzt wirst Du sicher lachen: Die Spargelzeit geht ja auch bald wieder los und wir essen zum Mittag immer einen Riesenteller nur Spargel. Welchen Einfluß hat das auf die Muttermilch? Sollte ich mich da etwas zügeln? 3. Mein Zahnarzt hat während der Schwangerschaft und auch während der Stillzeit bis jetzt mit einer Amalganfüllung gewartet und gesagt, daß ich in ca. 3 Wochen mir einen Termin geben lassen soll. Wie kritisch ist das zum jetzigen Zeitpunkt? Vielen Dank!


Biggi Welter

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? Liebe Cindy, zunächst einmal musst Du dir darüber klar sein, wie rasch Du abstillen willst. Ob Du allmählich über Beikost bis zum Familientisch ohne die Verwendung von künstlicher Säuglingsnahrung abstillen magst oder eher schnell und mit Einführung von Flasche und künstlicher Säuglingsnahrung macht einen großen Unterschied. Wenn Du dir Zeit lassen willst, dann kannst Du im Abstand von jeweils immer etwa vier Wochen eine Stillzeit nach der anderen durch Beikost ersetzen und daneben weiterhin stillen. Bis zum ersten Geburtstag des Kindes könnt ihr dann etwa bei vier bis fünf Beikostmahlzeiten angelangt sein und dein Kind kann so gut aus dem Becher trinken, dass eine Flasche nicht mehr zwingend notwendig wird. Wenn Du schneller vorgehen magst, dann wirst Du um Flasche und künstliche Säuglingsnahrung vermutlich nicht herumkommen. Beim Abstillen gehst Du am besten so vor, dass Du dein Kind zunächst anlegst, aber es sich nicht vollständig satt trinken lässt, sondern anschließend noch die Flasche (oder bei einem Baby ab etwa sechs Monaten Beikost) anbietest. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Beikost oder Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das musst Du ausprobieren. Allmählich steigerst Du die Menge der Beikost bzw. Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche kannst Du dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung oder Beikost beginnen, empfehlenswert ist allerdings ein längerer Abstand von etwa vier Wochen. Mit welcher Mahlzeit Du beginnst, bleibt dir überlassen. Nach Möglichkeit sollten nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzt werden. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpst Du gerade so viel Milch ab oder streichst von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich kannst Du die Brust kühlen. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Biete deinem Kind zur Beikost einfach Wasser an (probiere einmal einen ganz normalen Becher). Wenn es durstig ist, wird es trinken, wenn nicht, wird es eben nichts trinken. Falls Du beim Beikostfüttern den Eindruck hast, dass dein Kind zu wenig Flüssigkeit bekommt und der Stuhl deshalb zu fest und der Urin zu konzentriert wird, kannst Du den Brei etwas flüssiger machen, dann gibt es eben Gemüsesuppe statt Gemüsebrei oder Du legst dein Kind wieder häufiger an. Selbstverständlich kannst Du in der Stillzeit Spargel essen. Das einzige was „passieren" kann, ist eine Geschmacksveränderung deiner Milch, die vielleicht - nicht zwingend - dazu führt, dass dein Baby die Milch nicht so besonders gerne mögen wird. Aber ob das der Fall sein wird, kannst Du nur durch ausprobieren feststellen und die meisten Kinder werden eher nicht so reagieren. Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines Weiheitszahnes erfordert KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Ich zitiere dir und auch deiner Zahnärztin aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Erfahrungen. Organisches (Methyl)Quecksilber wird vor allem oral aufgenommen (z.B. aus belasteten Meerestieren), elementares Quecksilber vorwiegend per Inhalation (z.B. aus Zahnamalgam). Amalgam wurde schon vor über 1000 Jahren in China als Füllmaterial für Zähne benutzt (zitiert in Drexler 1998). Der Quecksilbergehalt in der Muttermilch erreicht unter normalen Ernährungsbedingungen und auch bei zahlreichen Amalgamploben keine toxischen Werte. Empfehlung für die Praxis: Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu „Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belsatungd der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen - und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf quecksilberhaltiges Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer „toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter-Kind-Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet." Es wird also nur vom Legen/Entfernen von Amalgamfüllungen in dieser Zeit abgeraten, wenn diese Behandlung nicht unbedingt erforderlich ist. Bereits vorhandene Amalgamfüllungen sollten in der Stillzeit ruhen, ist deren Entfernung dringend notwendig, sollte der Zahnarzt dies in jedem Fall unter Anlegen eines Spanngummis (Cofferdam) durchführen. Ich hoffe, dein Zahnarztbesuch wird nicht zu unangenehm. LLLiebe Grüße Biggi


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