Frage: Alle 2 Stunden

Hallo, mein Sohn wird am Freitag genau 6,5 Monate alt. Bis zur 18 Woche hat er nachts 8-9 Stunden am Stück geschlafen, dann wurden die Abstände immer kürzer und seit 3 Wochen nachts alle 2 Stunden. Tagsüber hat er vormittags manchmal 4 Stunden ausgehalten, meistens 3 Stunden, seit 3 Wochen auch alle 2 Stunden tagsüber. Jetzt hab ich gedacht, dass ihm vielleicht die Muttermilch nicht mehr ausreicht. Das sie nachts häufiger aufwachen, kann auch entwicklungsbedingt sein, das weiß ich. Hab am Samstag mal Karotte versucht ( hatte schon noch vor, eigentlich ganze 7 Monate voll zu stillen, auch gern länger, aber der 2-Stunden-Rythmus schlaucht schon, hab auch noch einen fast 3-Jährigen). Jedenfalls hat er 3-4 Löffelchen gegessen, aber nicht wirklich den Mund aufgemacht wie ein Vögelchen. Am Sonntag genau das Gleiche, am Montag hat er den Mund gar nicht aufgemacht und heute wieder 3 Löffelchen. Ich hab ihn auf meinen Schoß sitzen, weil ich gehört habe, das wäre für die Kleinen am Anfang vertrauter. Aber da dreht er sich nur nach meiner Brust um. Liegt es vielleicht daran? Samstag und auch Sonntag war er recht müde, deswegen habe ich es am Montag noch mal versucht. Oder mag er vielleicht keine Karotte? Wollte aber anfangs halt nicht alles durcheinander versuchen. Jetzt lass ich es erst mal bis zum Wochenende sein. Hab es ja eigentlich auch nicht eilig. Aber warum kommt er jetzt in so kurzen Abständen? Liebe Grüße Nicole

Mitglied inaktiv - 08.09.2009, 20:59



Antwort auf: Alle 2 Stunden

Liebe Nicole, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Mit der Beikost würde ich so weitermachen wie bisher. Dein Kind darf und soll soviel essen, wie es freiwillig mag. Du solltest die Beikost in diesem Stadium nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum Stillen ansehen. Biete deinem Kind immer wieder Beikost an, aber ohne Zwang. Zwang bringt nichts und führt eventuell zu einem Machtkampf, bei dem Du schnell verlieren kannst. Essen soll deinem Kind auch Freude machen und nicht mit unangenehmen Gefühlen in Verbindung gebracht werden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.09.2009