Hallo im Forum,
ich habe einen drei Monate alten Sohn, den ich voll stille. Seine Geburt wurde wegen Schwangerschaftsdiabetes eingeleitet, er hatte allerdings noch nicht die richtige Geburtslage und wurde daher mit einer Saugglocke entbunden.
Sein Start ins Leben war dadurch nicht sehr einfach, kurz nach der Geburt hatte er einen Atemstillstand und als der "behoben" war, hatte er Unterzucker, weswegen er am ersten Lebenstag zwei Fläschchen Glukoselösung zu trinken bekam.
Da sich die Plazenta nicht selbständig lösen wollte, sollte ich sie unter Vollnarkose entfernt bekommen, als die Narkose wirkte, kam sie jedoch von allein heraus. Wegen der Vollnarkose und dem dringend erforderlichen Handeln direkt nach der Geburt, wurde mir mein Sohn am ersten Tag gar nicht erst angelegt und wir hatten wochenlang Probleme zu stillen. Ich mußte fast rund um die Uhr meine Milch abpumpen und dem Baby per Flasche füttern.
Mit sehr viel Geduld und fachmännischer Hilfe durch meine Hebamme haben wir es dann nach zwei Milchstaus in jeder Brust und Soor auf den Brustwarzen geschafft, daß wir jetzt problemlos stillen können und der Kleine sich auch sehr gut entwickelt.
Das macht mich sehr glücklich, daß wir das geschafft haben und daß es so gut funktioniert!
Mich beschäftigen allerdings die Fragen: wie lange sollte ich stillen, soll ich als Mutter den Abstill-Zeitpunkt bestimmen oder soll ich das meinem Sohn überlassen? Woran erkenne ich genau, wann er bereit dazu ist, Beikost aufzunehmen und wie soll ich dann dabei vorgehen? Ich hatte mir vor der Geburt das Ziel gesetzt, ein halbes Jahr voll zu stillen und dann beizufüttern - ist das sinnvoll? In meiner Umgebung werde ich immer wieder gefragt (von Leuten der Generation meiner Eltern), warum das Baby immer noch keinen Brei bekommt, wie lange ich "denn noch" stillen möchte und dann bekomme ich immer so tolle Ratschläge, wie das damals vor fast vierzig Jahren gehandhabt wurde und daß mein Mann, z. Bsp., bereits mit zwei Monaten jeden Tag seinen Brei gegessen hat. Ich weiß ja, daß man auf diese Meinungen nicht unbedingt viel Wert legen soll, aber seine Gedanken macht man sich ja schon darüber, ob "das früher alles besser gemacht wurde" oder ob sich das Wissen über das Stillverhalten einfach bis heute weiter entwickelt hat.
Vielen Dank für Ihre Antwort/en
Hashomy
von
Hashomy
am 08.12.2011, 08:51
Antwort auf:
Abstillen - wann und wie am besten?
Liebe Hashomy,
wie tapfer Du warst und wie Du gekämpft hast um deine Stillbeziehung - ich ziehe meinen Hut :-) und freue mich mit dir, dass das Stillen nun so klappt.
Lass dir das von NIEMANDEM zerstören und genieße diese Zeit, so lange IHR BEIDE das mögt!
Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus.
Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden.
Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen.
Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens sehr eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird)
Statistisch gesehen stillt sich ein Kind, dem diese Entscheidung selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Abweichungen nach oben und unten möglich und niemand kann vorhersehen, wann ein einzelnes Kind so weit ist.
Mit etwa sechs Monaten ist es in der Regel so weit, dass sich der kindliche Speiseplan erweitert und das heißt ja nicht automatisch, dass damit das Stillen beendet ist. Das Kind wird auch ab der Einführung der Beikost weiter stillen wollen, aber es wird eben nicht mehr ausschließlich gestillt.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei.
Suche dir Menschen, die dich nicht immer in deinen Entscheidungen und Taten in Frage stellen,
sondern dir helfen deinen Weg zu finden. Es geht um dich, dein Kind und deine Familie. Du
musst mit deinen Entscheidungen leben und niemand sonst. Vielleicht magst Du auch einmal ein
Stillgruppentreffen besuchen und dich dort mit anderen Müttern austauschen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.12.2011