Wulle88
Sehr geehrte Frau Welter, ich weiß gar nicht ob hier der richtige Ort ist oder ob ich es besser unter ein anderes Thema schreiben sollte, aber hier fühlte sich jetzt erstmal am naheliegendsten für mich an: Wir haben bereits einen knapp 3 Jahre alten Sohn, den ich knapp 2 Jahre so gerne gestillt habe. Vor 3 Wochen sind wir nochmal Eltern geworden. 3 Tage nach der Geburt kam es bei mir zu einer akuten Herzschwäche im Wochenbett, die sich durch extreme Kurzatmigkeit äußerte. Wir sind dann sofort ins Krankenhaus, wo die Herzschwäche festgestellt wurde. Der Zustand des Herzens ist so schlecht, dass ich sofort abstillen musste um medikamentiert zu werden. Das habe ich nicht gut verpackt und habe ein sehr schlechtes Gewissen, die Kleine nicht richtig versorgen zu können. Auf Grund meines körperlichen Zustands übernimmt mein Mann momentan die Nächte, was meinem Herz und Energielevel bestimmt gut tut, aber auf der anderen Seite fühlt es sich auch als Mama so distanziert und überflüssig an. Ich habe Angst mich von der Kleinen zu entfernen. Vielleicht haben Sie einen Tipp für mich, wie man sich besser verabschieden oder die Situation für sich umdeuten kann. Hab so ein schlechtes Gewissen, hätte es der kleinen Maus und mir so gegönnt mit dem stillen, hätte sie aber auch gerne durchs stillen besser im ersten Kitawinter ihres Geschwisterchens durchs stillen beschützt. Haben Sie da eine Idee, ob man das Immunsystem irgendwie besser unterstützen kann? Liebe Grüße und danke
Liebe Wulle88, was du erlebt hast – ein plötzlicher gesundheitlicher Einschnitt direkt nach der Geburt – ist eine enorme Belastung. Und trotzdem: Du hast sofort richtig gehandelt, bist ins Krankenhaus, lässt dich behandeln und sorgst damit für dich und dein Kind. Das ist keine Schwäche – das ist Mut. Es ist völlig verständlich, dass du trauerst. du hattest dir eine liebevolle Stillbeziehung gewünscht, wie du sie mit deinem ersten Kind erlebt hast – und wurdest nun gezwungen, diese Verbindung früh loszulassen. Dieses Loslassen geschieht plötzlich, ohne Vorbereitung, ohne Abschiedsritual. Kein Wunder, dass das innerlich nachhängt. Aber bitte mach dir bewusst: Stillen ist nur eine von vielen Arten, wie Bindung entsteht. Du bist die wichtigste Bezugsperson deines Babys – ganz egal, ob du stillst oder nicht. Liebe, Nähe, Geruch, Stimme, Blickkontakt – all das ist Bindung. Und du gibst sie – vielleicht nicht nachts im Moment, aber tagsüber, mit jedem Blick, jeder Geste, jedem Lächeln. Dein Baby braucht eine gesunde Mama. Stillen kann man ersetzen – deine Gesundheit nicht. Das Gefühl, auf Abstand gehen zu müssen, ist für viele Mütter nach Komplikationen sehr belastend. Besonders, wenn man nachts nicht dabei ist. Aber das bedeutet nicht, dass du keine gute Mutter bist – im Gegenteil: Du triffst bewusst Entscheidungen, um für dein Kind langfristig da sein zu können. Und auch wenn dein Mann im Moment die Nächte übernimmt – das ändert nichts an deiner Bedeutung für dein Baby. Du kannst deinem Baby tagsüber viel Haut-an-Haut-Kontakt schenken (auch mit Flasche), du kannst dein Baby viel tragen (Tragetuch oder Tragehilfe, wenn dein Herz das zulässt), du kannst Rituale aufbauen: z.B. immer du beim Einschlafkuscheln oder beim Baden dabei sein, du kannst deine Stimme nutzen – diese kennt dein Baby seit dem Mutterleib. Ein bewusstes Abschiedsritual könnte dir evtl. helfen. Du könntest z.B. einen kleinen Brief an dein Baby (oder auch an dich selbst) schreiben, in dem du den Wunsch nach Stillen verabschiedest – aber auch alles anerkennst, was du gerade trotzdem gibst. Vielleicht magst du dazu ein kleines Stoffherz, einen besonderen Stein oder eine Kerze verwenden – etwas, das dich symbolisch durch diese Zeit begleitet. Du bist eine Mama, die gerade eine extrem schwere Entscheidung treffen musste. Und du gehst sie mit Verantwortung und Weitblick. Deine Kleine spürt deine Liebe – nicht über die Brust, sondern über deinen Blick, deine Hände, deine Gegenwart. Und das ist mindestens genauso wertvoll. Wenn du das Gefühl hast, dass du noch tief in der Trauer steckst, wäre vielleicht auch eine Hebamme, Stillberaterin oder psychologische Begleitung in deiner Region eine gute Anlaufstelle. Du musst und sollst das nicht allein tragen müssen. Wenn du möchtest, bin ich gerne für dich da. Ich wünsche dir von ganzem Herzen Kraft, Erholung – und das Vertrauen, dass Bindung auch in neuen Formen wachsen kann. Du machst das gut. Auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Sei umarmt von Biggi
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