Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abpumpen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abpumpen

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe gleich mehrere Fragen. Mein Sohn (zweites Kind) ist jetzt vier Wochen alt. Leider habe ich meine erste Tochter nicht stillen können und habe nach 1 1/2 Wochen abgestillt (hatte psychische Probleme) und keine Erfahrungen machen können. Leider werde ich in den nächsten Wochen oder eventuell zwei Monaten operiert. Nun wollte ich mit Abpumpen einen Vorrat anlegen und einfrieren um die Zeit des operierens zu überbrücken. Nun meine Fragen. 1. Wann soll ich Abpumpen. Nach dem Stillen, oder soll ich 1 Stunde warten. 2. Kann ich die Milch abpumpen (es kommt so 20-30 Gramm nach dem Stillen) und im Kühlschrank aufbewahren und das über tags abgepumpte zusammen in einem Behälter einfrieren? Ich habe gelesen man soll abgepumptes sofort einfrieren, aber immer 20 Gramm Portionen ist ja nicht gerade viel. 3. Wie taue ich die Milch am besten auf. Im Kühlschrank oder bei Zimmertemperatur. 4. Oder soll ich das gar nicht machen und dem Kleinen in der Zeit Fertignahrung geben? Ich habe aber gehört das wenn man einmal Flasche gegeben hat der ganze Sinn vom Stillen im Bezug auf Allergien dann umsonst ist. Ohwei das ist aber lange geworden, aber mir gehen die Dinge so durch den Kopf. Ich habe mich so gefreut das das bei diesem Kind mit dem Stillen so gut geklappt hat, obwohl ich auch noch einen Kaiserschnitt gehabt habe. Vielleicht hat auch jemand Erfahrungen mit einer Op gemacht und trotzdem weitergestillt im Krankenhaus. Vielen Dank Hanni


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? Liebe Hanni, eine OP ist so gut wie nie ein Grund zum Abstillen oder auch für eine längere Stillpause. Sprechen Sie mit den Ärzten darüber, dass Sie stillen und dass Sie nicht abstillen wollen. Die Ärzte können dann Narkosemittel und Medikamente so wählen, dass ein Weiterstillen möglich ist. Als nächstes sind Sie auf die Kooperationsbereitschaft des Pflegepersonals und auf die Hilfe durch Ihren Partner, Ihre Mutter, eine Freundin usw. angewiesen. Da es leider in Deutschland nur in wenigen Kliniken gemacht wird, dass das Baby oder Kleinkind in einer solchen Situation mit der Mutter mitaufgenommen wird (was das einfachste wäre, sprechen Sie diese Möglichkeit einfach einmal an, solange niemand danach fragt, so lange wird es auch in Deutschland nicht populär werden, dass dies eine Möglichkeit ist), brauchen Sie jemanden, der zumindest tagsüber viel Zeit mit dem Kind bei Ihnen im Krankenhaus verbringt bzw. es regelmäßig zum Stillen bringt. Ihr Partner oder sonst jemand, müsste sich um die Versorgung des Kindes kümmern, so dass Sie es lediglich stillen. Am Tag der OP werden Sie wahrscheinlich nicht so gut in der Lage sein, Ihr Kind zu stillen oder zumindest viel Unterstützung dabei benötigen. Diese Zeit kann dann mit abgepumpter Milch bzw. Beikost überbrückt werden. Danach ist es aber möglich - wenn Sie eine Hilfe im Krankenhaus haben - dass Ihr Kind zumindest tagsüber gestillt wird. Für die Nacht muss entweder eine Lösung gefunden werden, dass Ihr Kind bei Ihnen im Krankenhaus bleiben kann oder aber, dass es nachts abgepumpte Milch oder etwas anderes bekommt. Wichtig ist, dass Sie immer dann, wenn Ihre Brust voll wird und Ihr Kind nicht in der Nähe ist, abpumpen. Je nachdem wie lange eine Operation dauert, kann es auch ratsam sein, dass während der Operation abgepumpt wird, was ich allerdings in Ihrem Fall nicht für sehr wahrscheinlich halte. Das Abpumpen kann eine Schwester übernehmen. Sobald Sie aus der Klink entlassen sind, dürfte es kein Problem sein, normal weiter zu stillen. Bleiben Sie hartnäckig mit Ihrem Wunsch weiterzustillen. Es ist möglich, es verlangt lediglich etwas Kooperationsbereitschaft von allen Beteiligten. Abpumpen ist eine Kunst, die gelernt und geübt werden muss und außerdem braucht die Frau eine Pumpe, die zu ihr passt. Ich kann nur immer wieder betonen, dass es wichtig ist, eine gute Pumpanleitung durch eine Stillberaterin zu haben, um Enttäuschungen beim Abpumpen zu vermeiden. Manche Frauen kommen übrigens mit keiner Pumpe zurecht und das obwohl sie eine sehr reichliche Milchmenge haben, für diese Frauen kann das Handausstreichen deutlich besser geeignet sein. Am besten wenden sie sich einmal an eine Kollegin vor Ort und lassen sich direkt beraten. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. DEN idealen Zeitpunkt zum Abpumpen gibt es nicht. Manche Frauen pumpen unmittelbar nach dem Stillen noch etwas ab, andere etwa in der Mitte zwischen zwei Stillzeiten oder aber auch während des Stillens an der anderen Seite. Letztlich muss jedoch jede Frau ausprobieren, was bei ihr am besten funktioniert. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch 24 Stunden bei 15  C (Hamosh 1996) 10 Stunden bei 19 bis 22  C (Barger und Bull 1987) 4 bis 6 Stunden bei 25  C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch 8 Tage bei 0 bis 4  C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19  C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch. Wenn Milch für ein voll ausgetragenes, gesundes Baby zu Hause (nicht im Krankenhaus) abgepumpt wird, reicht es, die Pumpe einmal täglich zu sterilisieren und ansonsten nach jedem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und trocknen zu lassen. Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden und Muttermilch kann nicht über einen längeren Zeitraum hinweg warmgehalten werden. Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebenmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Du Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren willst, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch). Sie können Muttermilch in Glas oder Kunststoffflaschen einfrieren, dabei sollten Sie beim Einfüllen jedoch etwa zwei Platz lassen, damit sich die Milch beim einfrieren ausdehnen kann, ohne dass die Flasche platzt. Am einfachsten ist es, wenn Sie die Milch gleich in die Flasche, in der Sie sie aufbewahren wollen abpumpen, so vermeiden Sie das Umschütten, bei dem Milch verschüttet und verunreinigt werden kann. Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben. und wünsche Ihnen eine komplikationslose Operation und eine schnelle Genesung. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, melden Sie sich einfach nochmals. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo, habe zwar keine Erfahrungen mit OPs in der Stillzeit, pumpe jedoch auch ab und sammele die Milch, da ich in der nächsten Zeit zu einer Hochzeit eingeladen bin. Meine Hebamme hat mir Folgendes geraten, was ich auch mache: 1.Abpumpen direkt nach dem Stillen, aus der gerade gestillten Brust. (Übrigens kommen da bei mir auch ca. 20-30 ml raus)Oder zum Beispiel auch in der Nacht, wenn das Kind mal länger schläft und die Brust dringend entleert werden muss. 2. Man kann die Milch im Kühlschrank tagsüber stehen lassen und halt sammeln, aber nach spätestens 24 Stunden sollte die Milch tiefgefroren werden. 3. Auftauen bei Zimmertemperatur. Wenn es ganz schnell gehen soll - in einem warmen Wasserbad. 4. Wenn du nur für 1-2 Tage nicht stillen kannst, ist es besser, in der Zeit mit der abgepumpten muttermilch zu füttern. Denn Fertignahrung bedeutet Fremdeiweiße, auf die der Darm des Kindes nicht eingestellt ist und mit Verdauungsproblemen reagieren kann... So, ich hoffe, dass auch alles richtig ist. Ist zumindest mein Kenntnisstand. Liebe Grüße Jenny


Mitglied inaktiv

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Hallo, vielen Dank für die tolle ausführliche Antwort. Hat mir sehr weitergeholfen. Eine Stillberaterinadresse ist nicht nötig, denn ich wohne im Haus von Menschenskinder e.V. und die haben zwei Stillberaterinnen, die immer mal wieder im Haus sind. Wenn ich Ruhe habe klappt das auch mit dem Abpumpen gut(heute nach dem Stillen 50 ml, wird immer mehr :-) ). Vielen Dank nochmal und toll das es so ein Forum gibt. Hanni


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