Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

abends stundenlanges Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: abends stundenlanges Stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, unsere Tochter ist 4 Wochen alt. Sie trinkt tagsüber sehr normal und gut. Alle 3-5 Stunden. Sie braucht zwar immer etwas länger (pro Brust ca. 20-25 Minuten) aber das ist ok. Erst gegen Abend fängt unser Problem an. Da will sie im Prinzip die ganze Zeit an der Brust sein, trinkt aber nicht richtig, weil sie immer einschläft. Das führt dazu, dass ich manchmal 3-5 Stunden da sitze und mit Unterbrechungen (wenn sie eingeschlafen ist ca. 20-30 Minuten bis sie wieder wach wird). Da ich noch eine 6-jährige Tochter habe, kann ich mir das eigentlich zeitlich nicht leisten außerdem wird es nach ca. 2 Stunden auch unangenehm, auch wenn es nicht wirklich weh tut. Sie bekommt als letzte Mahlzeit vor der Nacht eine Flasche (Beba HA 1), die mein Mann ihr gegen 22.30 Uhr gibt, so dass ich schonmal vorschlafen kann. Die trinkt sie dann immer, als ob ich sie tagsüber verhungern lassen habe. Das zeigt mir doch, dass sie abends von mir nicht genug bekommt. Was soll ich nun machen? Ihr gegen 20.00 Uhr auch eine Flasche geben? Herzlichen Dank für Ihre Antwort im voraus. Silke Mc Ginley


Biggi Welter

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? Liebe Silke, auch wenn es sich leicht so interpretieren lässt: Es ist kein Beweis, dass die Muttermilch nicht ausreicht, wenn ein Baby eine Flasche leert. Manche Kinder saugen an allem, was ihnen hingehalten wird und wenn das eine Flasche mit Milch ist, dann wird diese Milch eben beim Saugen mit geschluckt, ob das Kind wirklich hungrig ist oder nicht. Das Verhalten Ihrer Kleinen am Abend entspricht nämlich lehrbuchmäßig dem eines Babys in diesem Alter und es gibt sogar einen wissenschaftlichen Ausdruck dafür: Clusterfeeding. Das abendliche Dauerstillen ist NORMAL und keineswegs ein Anzeichen für zu wenig Milch. Deshalb ist es in der Regel auch nicht sinnvoll zuzufüttern, im Gegenteil durch das Zufüttern werden nur neue Probleme geschaffen. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf des Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Wird in dieser Situation zugefüttert, kann das sehr schnell zu einem ungewollt frühen Abstillen führen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es ist ja auch nicht so, dass Sie dann in dieser Zeit ausschließlich nur Ihr Baby stillen können. Sie können sich zusammen mit dem Baby und der Großen gemütlich hinsetzen und Geschichten erzählen, den Tag und die Erlebnisse der Großen besprechen, mit ihr - falls sie schon in die Schule geht - die Leseübungen machen oder Rechnen üben, oder schlicht mit beiden Kindern eine Kuschelzeit haben. Wenn Sie weiter stillen wollen, dann kann ich Ihnen wirklich nur empfehlen, dass Sie Ihr Kind weiterhin nach Bedarf anlegen und nun nicht mit einer (weiteren) Flasche künstlicher Säuglingsnahrung anfangen, denn sonst kann es Ihnen passieren, dass Sie recht schnell unfreiwillig abgestillt haben. Schauen Sie doch einmal in eine Stillgruppe. Dort werden Sie andere Mütter kennen lernen, die die gleiche Erfahrung machen oder gemacht haben und Sie werden erleben, dass Ihr Kind sich keineswegs außergewöhnlich verhält und - was noch wichtiger ist - Sie werden erfahren, dass sich das Durchhalten lohnt und diese anstrengende Zeit nicht ewig andauern wird. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo, das Problem hatte ich auch. Unser Sohn ist jetzt 6 Wochen und ich dachte auch er hat Hunger und habe mir dann eine Waage ausgeliehen, weil ich Angst habe ich habe zu wenig Milch, was aber nicht der Fall war. Nun mache ich es so, das ich ihn um 18 Uhr stille , ihn dann in sein Bett lege, er eine halbe Stunde schläft und dann wieder wach uist und so tut als wenn er verhungert. Da lege ich ihn dann aber nicht an, sondern nehme ihn mit in die Wohnstube und erledige meine Arbeiten. Ab und an rede ich mit ihm und was soll ich sagen, es klappt. Das geht dann leider bis 21/22 Uhr so, dann stille ich ihn wieder und er schläft 3-4 Stunden. Versuch es mal, vielleicht hat sie garnicht wirklich Hunger sondern will nur "beschäftigt" werden und nicht im Bett liegen! Viel Erfolg! Liebe Grüße Anke! P.S. Wie lange schläft sie nach der Flaschengabe?


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe das gleiche Problem und meine Tochter wird am Montag auch vier Wochen alt. Ich habe aber glaube ich wirklich abends nicht genug Milch, ich pumpe deshalb tagsüber Mumi ab und die bekommt sie dann abends mit der Flasche. Ich hoffe dadurch auch die Milchbildung anzuregen, damit sie dann auch bald nur durchs Stillen satt wird. Bei uns fängt der Stillmarathon oft schon am späten Nachmittag an und dauert dann oft bis 22.00/23.00 Uhr. Sie hat aber auch immer abends starke Bauchschmerzen. Tagsüber ist sie meistens recht pflegeleicht. Sie schläft viel und ich muss sie immer wecken, sonst schläft sie viel zu lange und trinkt dann nicht genug. Wenn sie nachts dann erstmal schläft, schläft sie auch meistens bis ca. 06.00 Uhr durch. Mit Hebamme hat zu mir gesagt, ich soll da jetzt konsequent durchgreifen und ihr nach 2 Std. die Flasche geben, zumal ständiges Stillen wohl auch wieder zu Bauchschmerzen führen soll. LG Marion


Mitglied inaktiv

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unser Baby ist nun fast drei Monate alt und schreit vor allem abends (manchmal bis zur hysterie). Ist das auch mit Clusterfeeding zu erklären oder sollten wir uns an den 4 Stunden Rythmus halten? Clusterfeeding interpretieren wir mit füttern wenn das Kind die Brust will. Sollen wir auch die Brust geben wenn unser Baby vor einer Stunde erst getrunken hat?


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