Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ab wann sollte ein Kind lernen, im Bett einzuschlafen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ab wann sollte ein Kind lernen, im Bett einzuschlafen?

vflcoco

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Hallo, Meine Tochter ist jetzt fast 1 Jahr alt. Sie isst tagsüber gut, und trinkt auch schon ordentlich Wasser. Ich stille noch zum Einschlafen Mittags und Abends, und nachts wenn sie aufwacht, ca 2 -3 mal. Mit dem Stillen klappt das Einschlafen und auch das Weiterschlafen nachts sehr gut. Nach dem Stillen ist sie in der Regel schon sehr schläfrig, dann lege ich sie mir auf dem Bauch und kuschel bis sie eingeschlafen ist. Nach ein paar Minuten kann ich sie dann ohne Probleme ins Bett legen. Grundsätzlich sind wir beide mit diesem Vorgehen zufrieden, da es ohne Tränen und sehr harmonisch läuft. Ich habe nur langsam Bedenken, dass sie sich zu sehr daran gewöhnt, und gar nicht allein Einschlafen lernt. Sollte ich so langsam anfangen, sie doch wach ins Bett zu legen? Ich habe es schon mal probiert, es funktioniert zwar, dauert aber sehr lange und sie weint auch viel dabei. Das Einschlafkuscheln ist natürlich wesentlich angenehmer für uns beide. Sollte ich trotzdem langsam umstellen und daran arbeiten, dass sie allein einschläft? Oder ergibt sich das irgendwann von selbst, wenn ich einfach weitermache wie bisher? Danke lm Voraus.


Biggi Welter

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Liebe vflcoco, JA, dein Kind WIRD von ganz alleine alleine einschlafen und auch irgendwann durchschlafen, wenn du ihm die Zeit schenkst. Genauso wie du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonstwas bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Es gibt keinen Grund, dass du etwas daran ändern musst, dass du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Vielleicht möchtest du ein Buch zum Thema lesen? Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Auch das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", das es z.B. über La LecheLiga Deutschland zu kaufen gibt, kann hilfreich sein. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Lieben Gruß Biggi


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