Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

5 Monate Stillen - ich kann nicht mehr?!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 5 Monate Stillen - ich kann nicht mehr?!

kadro

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Hallo Zusammen, Genau genommen habe ich keine wirkliche Frage sondern suche Erfahrungsberichte. Unser "kleiner" Sohn ist nun 5 1/2 Monate alt und wird seitdem er auf der Welt ist voll gestillt. Bei der Geburt war er bereits sehr groß mit 56cm und 4300g. Heute ist er schon bei 10kg und ca 75cm. Wenn ich hier im Forum die Beiträge lese oder auch auf anderen Seiten, mag ich mich kaum beschweren, denn "eigentlich" haben wir kein Still-Problem. Nach anfänglichen Schmerzen, klappt es wirklich prima. Nur jetzt kommt das Aber. Seit 1-2 Wochen nimmt mich das Stillen so sehr mit. Nicht körperlich sondern kopftechnisch. Unser Kleiner hatte von Anfang an Probleme mit dem Bauch. Jede Nacht (auch jetzt noch, jeder der behauptet nach 12 Wochen würde es besser - in unserem Fall definitiv nicht! Und ja wir haben sehr viel probiert) krampft er sich zusammen und quält sich mit Pupsen und Stuhlgang ist absolut unregelmäßig. Mal super viel und dann wieder tagelang nichts. Warum gehe ich darauf ein? Weil der Kleine nachts und tagsüber alle 2 Stunden mindestens gestillt werden möchte. Tagsüber sind die Abstände manchmal länger, aber nachts ist es wirklich anstrengend. Er schlägt um sich, rudert wie wild, macht "mecker" - Geräusche und es hilft nur stillen oder aufstehen und spielen. Dies geht nun seit ca 10 Wochen so und ich kann nicht mehr! Wenn er nachts an die Brust möchte, krampft sich bei mir alles zusammen. Mein Kopf explodiert bei dem Gedanken und möchte am liebsten wegrennen. Es ist wie eine Aversion. Ich fühle mich schrecklich deswegen und bin irgendwie in einer Spirale gelandet aus der ich gefühlt nicht herauskomme. Stillen ist das Beste, ich muss stillen, mein Mann ist absolut pro Stillen und setzt mich damit unabsichtlich auch unter Druck. Ich finde Stillen auch super! Aber nicht in der Intensität. Ich kann gefühlt einfach nicht mehr und mache mir deswegen ständig Vorwürfe, weil eigentlich habe ich doch kein Problem?! Das Stillen an sich funktioniert ja. Was mecker und jammere ich überhaupt? Und warum ist Flasche Geben so negativ behaftet? Ich habe das Gefühl mein Kopf explodiert. Ich liebe den Kleinen so sehr und genieße die Tage mit ihm aber die Nächte machen mir Angst und ich weiß nicht, was ich tun kann. Freunde & Bekannte sind der Meinung ich solle Flasche geben oder mit Beikost anfangen. Aber beim Thema Flasche, also Pre, ist es wieder so negativ und warum soll ich wenn ich doch stillen kann? Und Beikost halten wir aktuell noch für zu früh, wir haben das Gefühl der kleine ist noch nicht so weit. Bitte verzeiht mir den langen Text, das Gejammer und liebe Mamis die nicht stillen könnt, nehmt es mir nicht übel. Ich fühle mich einfach so leer und einsam. Einsam weil mich gefühlt keiner verstehen kann und ich bislang auch keine Beiträge zu dem Thema finden konnte. Ich wollte einfach meine aktuellen Gedanken mit Euch teilen und fragen ob es jemandem genau so geht oder ergangen ist und wie seid ihr damit umgegangen? Kann Stillen zu einer psychischen Belastung werden obwohl es physisch klappt? Viele Grüße kadro


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe kadro, oh ja, wir kennen das so gut - du bist nicht allein mit diesen Gedanken und Gefühlen. Ich glaube, fast jede Mutter, die ihr Baby länger als ein paar Wochen gestillt hat, war schon einmal an diesem Punkt!! Es ist völlig normal, dass du dich ausgepowert fühlst, und du stehst damit nicht allein da!! Hier darfst Du jammern und wohl jede Mutter kann dich wohl verstehen! Setze Dich doch einfach einmal mit Deinem Mann in einer ruhigen Stunde zusammen. Sprich mit ihm über Deine Gefühle dem Stillen gegenüber und frage ihn nach seinen Empfindungen. Vielleicht könnt Ihr eine gemeinsame Lösung finden, Du könntest z.B. tagsüber Mich abpumpen, die Dein Mann dann in der Nacht füttert. Auch könnte er Dich am Tag besser entlasten, damit Du mal eine kleine Auszeit nur für Dich alleine hast. Auch könntet Ihr evtl. eine Haushaltshilfe holen, damit Du am Tag mehr Zeit hast oder einen verantwortungsvollen Teenager, der mit Deinem Baby spazieren geht, damit Du mal in Ruhe in die Badewanne kannst oder sonst etwas tust, was Dir gut tut. Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn sich einer nicht wohlfühlen, dann muss etwas geändert werden! Ich hoffe, es schreiben noch viel andere Mütter! Lieben Gruß Biggi


MaGin

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Liebe Kadro, Ich traue mich einfach mal, Dir hier zu antworten, weil Du ja in die Runde gefragt hast. Mir kommt Deine Verzweiflung so bekannt vor. Als mein Sohn ca. 3,5 Monate alt war, stellte ich immer mehr fest, dass mir das Stillen psychisch unangenehm wurde. Es lag bei mir auch mit an den Nächten ( er wurde teilweise stündlich wach). Das Hauptproblem war aber, dass ich mich tagsüber tatsächlich beim Stillen ablenkte, um es besser auszuhalten, was nachts eben nicht ging. Ich habe teilweise bitterlich geweint, wenn ich ihn anlegen musste, obwohl sich alles in mir dagegen gesträubt hat. Ich wollte am liebsten Schreien und wegrennen und habe so oft geheult, dass auch mein Mann schon total fertig war. Ich war nicht mehr ich selbst. Mein Sohn hat sehr früh Interesse an Beikost gezeigt und meine Hebamme hat mich ermutigt, dann auch mit 18 wochen damit zu beginnen und den Gedanken an das Abstillen zuzulassen. Sie sagte mir, dass es ihm auch nicht hilft, wenn es mir immer schlechter geht. Ich hatte natürlich genau die selben Ängste wie Du und wollte doch das Beste für ihn und alles richtig machen. Aber so ging es nicht weiter. Ich habe immer gelesen, wie gut das Stillen für die Bindung zwischen Mutter und Kind ist. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass es uns eher trennt. Nachdem mein Sohn vor 10 Tagen endlich die Flasche angenommen hat (er ist jetzt 6 Monate alt) habe ich schon fast abgestillt, weil die Milch so krass zurückgegangen ist. Ich glaube mein Körper hatte nur darauf gewartet, dass mein Kind die Flasche nimmt. Das verrückte ist, dass ich jetzt fast traurig bin und die verbleibenden Stillgelegenheiten fast genießen kann. Ich bin wieder entspannt und kann nach so langer Zeit endlich wieder das Leben mit meinem Baby genießen. Es tut mir leid dass es so lang geworden ist. Aber ich hatte auch immer das Gefühl, dass mich niemand versteht. Ich war so traurig, weil ich immer das Gefühl hatte, dass etwas zwischen meinem Baby und mir steht. Ich weiß das Stillen das Beste ist, aber ich möchte dich dringend ermutigen, Deinen Weg zu gehen und zu überlegen, was das Richtige für dich und dein Baby ist. Ich weiß nicht ob meine Entscheidung richtig war, aber im Moment fühlt es sich richtig an, so wie es ist. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass ihr euren Weg als Familie findet und dass es dirbald besser geht. Liebe Grüße M.


Mamamaike

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Hallo, ich war zwar nicht in Deiner Läge, aber ich möchte Dich ermutigen, auf Deine Gefühle zu hören. Du bist keine schlechte Mutter, wenn Du nicht mehr voll stillst oder ganz aufhörst, es kann auch eine gesunde Entscheidung sein, da jetzt/schnellstens etwas zu ändern. Rede dringend mit Deinem Mann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Dich absichtlich unter Druck setzt, sondern womöglich gar nicht genau weiß, was das alles mit Dir macht. Viele Grüße


Mörchen17

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Hallo, dieses "fiese" Gefühl, wenn das Kind nach der Brust verlangt, kenne ich auch, allerdings war mein Kleiner da schon 20 Monate alt und nicht mehr auf Muttermilch angewiesen (er ging nur noch nachts an die Brust), ich habe ihn dann tatsächlich binnen weniger Tage bzw. Nächte abgestillt. Ich meinte zu meinem Mann, ich weiß jetzt, wie Katzenmamas sich fühlen, wenn sie ihre Kitten nicht mehr an die Zitzen lassen wollen, das ist einfach so ein extremes Unbehagen, obwohl sich doch "eigentlich" nichts geändert hat und das Stillen einfach weitergehen könnte. Bei meiner Schwester war es so, dass sie sich bei ihrem zweiten Kind, nachdem sie das erste 1,5 Jahre lang gestillt hatte, mit dem Stillen auch total überfordert fühlte. Sie hat im Grunde genommen exakt das beschrieben, was Du schreibst, und zwar schon kurz nach der Geburt. Und sie hat dann auch abgestillt und ihr Kind mit der Flasche ernährt, mit einigem Hadern, aber sie hat klar gesagt, stillen kann sie so einfach nicht. Und es war rückblickend das Beste, was sie machen konnte, sagt sie; das Verhältnis zu ihrem Kind hat sich total entkrampft (was sich auch aufs Kind positiv auswirkte, es wurde ebenfalls entspannter) und das Kind ist super entwickelt, es ist kein Unterschied zum lange Zeit gestillten großen Geschwister zu erkennen. Hör auf Dein Gefühl. Du musst mit Deinem Körper nichts machen (lassen), was Du nicht willst. Dein Mann und Dein Umfeld haben da auch wirklich kein Mitspracherecht, im Gegenteil, es ist übergriffig, wenn Dich jemand anders dazu drängen will, obwohl sich alles in Dir dagegen sträubt.


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