Frage: 40 Minuten Takt?

Hallo Biggi, ich bin neu hier... und eigentlich bin ich schon recht "selbstbewusst" in Sachen, wie ich mein Baby erziehe und ernähre. Mein Sohn ist jetzt 7 Monate alt, ich stille nach Bedarf. Trage ihn ausschliesslich (im Tuch, in der Trage, auf der Hüfte etc). Verbringe sehr viel schöne Zeit mit ihm (gehen schwimmen, Babymassage etc) und würde ihn KEINESFALLS auch nur eine Sekunde Weinen lassen. Auch beim Autofahren bleibe ich sofort stehen und tröste ihn. Nun bin ich aber irgendwie etwas überfordert im Moment. Seit er 6 Monate alt ist, habe ich mit dem Baby Led Weaning angefangen. Also er bestimmt das Abstillen und ich möchte doch sehr lange stillen. Er kommt seither nachts alle 40 Minuten, manchmal stündlich. Nur sehr selten schaffen wir alle 2 Stunden. Es ist doch sehr ermüdend. Ich weiss, dass es kein Hunger ist, sondern viel mehr Nähe suchen. Aber, er drückt auch die ganze Nacht ganz arg. Und erst morgens kommt dann ein Häufchen. Allerdings muss ich ihm dafür "helfen" (die Windel entfernen, Beine anziehen... dann kommt was, was aber nicht hart ist). Er hatte die 3 Monatskolik und wir haben ALLES versucht: Homöopathie, Osteopath, Cranio Sakral, Magnete kleben usw. Mein Sohn war eine BEL Geburt (aber eine natürlich, habe dafür gekämpft). Nun, seit 7 Monaten hatte ich höchstens ein- bis zweimal 3 Stunden Schlaf. Mich würde nur interessieren, ob ich mit alle 40 Minuten allein da stehe, oder ob das andere auch kennen? Mein Sohn ist tagsüber ein Traum!!! Er weint sehr selten, ist ein sehr sehr fröhliches und liebes Baby. Und tagsüber stillt er komischerweise nur alle 2, manchmal 3 oder sogar mal 4 Stunden. Ah, wir haben ein Familienbett, als er würde eigentlich genug Nähe bekommen ;). Ist ja auch tagsüber festgeklebt an mir oder meinem Mann ;). Kennst Du solche Geschichten? Ergibt sich das irgendwann? Kann ich damit rechnen, dass es besser wird, oder mache ich irgendwas falsch? Vielen Dank und liebe Grüße, Tina

von IrishHeart am 06.02.2012, 22:29



Antwort auf: 40 Minuten Takt?

Liebe TIna, wusstest du, dass dein Kleiner weinen DARF? Es ist nicht schlimm, wenn ein Baby weint, es ist nur schlimm, wenn dieses Weinen ignoriert wird, und auf die Bedürfnisse des Babys nicht eingegangen wird. Manchmal aber geht es gar nicht anders, als dass kleine Menschen ihren Unmut, ihre Unzufriedenheit, durch Weinen ausdrücken... Ja, wir kennen das, dass Babys nachts extrem häufig trinken wollen, und auch wenn das "normal" sein kann ist es doch so, dass es nicht nur ums Baby sondern auch um die Mutter geht. Mit 7 Monaten kann es schon möglich sein, dass dein Sohnemann lernt, ein wenig länger ohne Brust auszukommen. Versuche doch mal, eine "stillfreie" Zeit in der Nacht durchzusetzen. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 07.02.2012



Antwort auf: 40 Minuten Takt?

Hallo Kristina, vielen lieben Dank für Deine liebe Antwort :). Ich glaube ich habe meine Frage nicht richtig geschrieben :(. Mein Mann sagt mir schon immer, dass ich immer zu sehr ausschweife und nicht auf den Punkt komme :). 1. Natürlich weiss ich, dass ein Baby weinen darf. Doch finde ich, dass man dann das Bedürfnis des Babies stillen sollte. Und manchmal ist es eben einfach Nähe, was die Kleinen brauchen. Für mich gibt es nicht nur 3 Gründe des Weinens (Hunger, nasse Windel, Müde). Leider höre ich das viel zu oft von Eltern "er hat alles bekommen, jetzt weint er nur aus trotz!"... so ich drohe schon wieder auszuschweifen ... Also, ich möchte nicht das nächtliche Stillen aufgeben... und ich denke, dass er noch zu klein ist, um jetzt schon was zu machen. Meine Frage: Kann er sich von selbst umstellen, und irgendwann länger schlafen? Oder MUSS ich hier dann was tun? Wenn dann würde ich noch einige Monate warten, so bis er 10 - 11 Monate alt ist. Aber, stellt sich das nicht von selbst ein? Und: Warum drückt er so schlimm? Hängt das noch mit der Kolik zusammen? Ich lasse Brot und Kartoffeln und Bananen schon weg (wegen der Stärke)... Aber er hat wirklich Probleme mit seinem Stuhlgang. Obwohl dieser nicht hart ist. Sogar, wenn er mal gar nicht in Essenslaune ist, und ich ausschliesslich stille, drückt er wie verrückt. Vielen DANK :) und alles Liebe, Tina

von IrishHeart am 07.02.2012, 10:36



Antwort auf: 40 Minuten Takt?

Liebe Tina, die Fähigkeit längere Zeit in einem Stück zu schlafen entwickelt sich bei einem Baby mit zunehmender Reife, beim einen früher, beim anderen später. Es gibt kein Patentrezept, ein Baby dazu zu bringen durchzuschlafen, wenn es dazu noch nicht in der Lage ist. Auch der viel beschworene Brei oder die „reichhaltige“ Flasche am Abend tragen nicht zum längeren Schlafen bei. Es gibt sogar Untersuchungen, die das Gegenteil belegen. Ihr Baby wird von ganz alleine länger und auch durchschlafen, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Muttermilch enthält fast keine Ballaststoffe und wird fast restlos verwertet. Da so gut wie nichts übrig bleibt, haben viele Babys auch nur selten Stuhlgang. Das ist normal und kein Grund zum Eingreifen. Ein voll gestilltes Baby mit seltenem Stuhlgang ist nicht verstopft, sondern es verwertet die Muttermilch besonders gut. Verstopfung hat nichts damit zu tun, dass der Stuhlgang eher selten ist. Von Verstopfung spricht man bei harten, trockenen Stühlen. Voll gestillte Kinder haben so gut wie nie Verstopfung (es sei denn sie bekämen zu wenig Muttermilch), da Muttermilch genügend Wasser enthält. Allerdings gibt es Kinder, die sich mehr plagen müssen als andere. Dennoch sollte dann nicht massiv eingegriffen werden (z.B. mit der Fieberthermometermethode, Abführmitteln oder Klistieren). Manchen Babys fällt die Darmentleerung in Schräglage im Schoß der Mutter oder in einer Babywippe leichter. Andere stoßen sich gerne mit den Füßen an etwas ab. Wenn Ihr Baby an Ihrer Schulter liegt, dann stützen Sie es mit einer Hand seine Füße ab. Es kann Ihrem Baby womöglich helfen, wenn Sie ihm sanft mit Watte und warmem Wasser über seinen Darmausgang wischen oder ihm sanft den Bauch massieren. Ein Abstand von einer Woche bis zehn Tagen oder sogar noch länger zwischen zwei Stuhlentleerungen ist bei einem voll gestillten Kind keine Seltenheit. Ich habe auch schon drei Wochen erlebt. Solange das Kind dabei gut gedeiht und ausreichend nasse Windeln hat, besteht jedoch normalerweise kein Handlungsbedarf, außer dass frau immer genügend Feuchttücher (o.ä.) und Kleidung zum Wechseln dabei haben sollte. Wenn es dann nämlich so weit ist, dass das Kind die Windeln voll macht, dann sind sie meist so voll, dass es am besten wäre, wenn eine Badewanne in der Nähe zur Verfügung steht. Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 07.02.2012



Antwort auf: 40 Minuten Takt?

Hallo Biggi, vielen vielen vielen lieben Dank für Ihre liebe Antwort :). Ja, irgendwann wird auch er schlafen. Ich erwarte auch absolut nicht, dass er durchschläft. Das erwarte ich von ihm vielleicht, wenn er 5 ist. Aber ich finde es okay nachts wach zu werden und Durst zu haben oder einfach Nähe zu wollen. :) Manchmal braucht mal einfach nur Worte von Experten, die einem sagen, dass man nichts falsch macht :). DANKE!!! Und das mit der Stuhlentleerung bin ich auch froh. Ich helfe ihm einfach nur, in dem ich die Windel wegmache. Mir kommt vor, dass er es dann einfacher hat, wenn nichts vor dem Ausgang ist. So, dann auf zum Spaß: Babyschwimmen! :) DANKE und liebe Grüße aus Irland, Tina

von IrishHeart am 07.02.2012, 16:40



Antwort auf: 40 Minuten Takt?

Liebe Tina, danke für die nette Rückmeldung, die mich sehr freut. Wie schön, dass Sie so auf Ihr Herz hören und Ihre Mutterschaft so genießen können! Ganz herzliche Grüße Biggi

von Biggi Welter am 07.02.2012