Mitglied inaktiv
Hallo, ich mußte jetzt leider, obwohl ich noch stille, zwei Zähne mit Amalgam "reparieren" lassen, da die Gefahr bestand, daß sie mir sonst ganz kaputt gehen (hatte vor der Schwangerschaft einen nachlässigen Zahnarzt). Was bedeutet das für meine Kleine. Muß ich da was tun? Meine Tochter ist jetzt 11 1/2 Monate alt. Eigentlich wollte ich schon vor einem Monat abstillen, aber dann hatte sie so Probleme beim Zahnen, daß ich nachts wieder gestillt habe und auch tagsüber, um sie zu beruhigen. Jetzt ist es so, daß sie es ungemein genießt (und ich auch) gestillt zu werden. Ist das jetzt verwöhnen? Ich werde schon komisch angeguckt, wenn ich sage, daß ich noch stille. Aber irgendwie finde ich es ok, das es so ist. Wie merkt man, daß sich Kinder selbst abstillen? Danke und Gruß Susanne
? Liebe Susanne, Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines Weiheitszahnes erfordert KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Erfahrungen. Organisches (Methyl)Quecksilber wird vor allem oral aufgenommen (z.B. aus belasteten Meerestieren), elementares Quecksilber vorwiegend per Inhalation (z.B. aus Zahnamalgam). Amalgam wurde schon vor über 1000 Jahren in China als Füllmaterial für Zähne benutzt (zitiert in Drexler 1998). Der Quecksilbergehalt in der Muttermilch erreicht unter normalen Ernährungsbedingungen und auch bei zahlreichen Amalgamploben keine toxischen Werte. Empfehlung für die Praxis: Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu „Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belsatungd der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen - und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf quecksilberhaltiges Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer „toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter-Kind-Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet." Es wird also nur vom Legen/Entfernen von Amalgamfüllungen in dieser Zeit abgeraten, wenn diese Behandlung nicht unbedingt erforderlich ist. Bereits vorhandene Amalgamfüllungen sollten in der Stillzeit ruhen, ist deren Entfernung dringend notwendig, sollte der Zahnarzt dies in jedem Fall unter Anlegen eines Spanngummis (Cofferdam) durchführen. Auch eine lokale Betäubung in der Stillzeit ist kein Problem. „Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.). ... Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen: „Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Quelle: s.o. Informiere bitte deinen Zahnarzt, dass Du stillst, damit er für die Betäubungsspritze das richtige Mittel wählen kann. Sollten nach der Behandlung Schmerzmittel erforderlich sein, so können auch diese so gewählt werden, dass weiter gestillt werden kann. Es ist vollkommen normal, dass ein Kind in diesem Alter noch immer häufig gestillt werden will, das hat nichts mit „verwöhnen" zu tun. Nur ist es leider den wenigsten Menschen in unserer Kultur bewusst, dass das Stillen auch noch lange nach den ersten sechs Monaten normal und wichtig ist. Außerdem: Was bedeutet „verwöhnen"? Verwöhnen heißt „jemandem etwas Gutes tun" und das ist etwas absolut Positives und nichts dagegen einzuwenden. Leider verwechseln die meisten Menschen verwöhnen mit verziehen. Wenn dein Mann dir morgens eine Tasse Tee ans Bett bringt und dich mit einem Kuss weckt, dann verwöhnt er dich und niemand würde sagen „das soll er aber mal fein sein lassen", sondern im Gegenteil, eine ganze Menge Frauen würden dich um diesen Mann beneiden. Es geht außer dir und vielleicht noch deinem Partner niemanden etwas an, wie lange Du stillst und wenn Du dich dabei wohl fühlst, warum solltest Du dann etwas daran ändern? Wird dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann ist es in den meisten Fällen irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag so weit (Abweichungen nach oben und unten sind möglich). Dabei kann es ganz unterschiedlich sein, wie dieses Abstillen von statten geht. Es kann allmählich immer weniger werden, es gibt aber auch Kinder, die plötzlich beschließen, dass nun ihre Stillzeit zu Ende ist und dann auch aufhören an der Brust zu trinken. Wie es im Einzelfall sein wird, lässt sich nicht vorhersagen. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Vielen Dank. Besonders die Antwort wegen der Amalgamsache beruhigt mich doch ungemein.
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