Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

2 Fragen betr. Milchnahrung und zappeln beim Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 2 Fragen betr. Milchnahrung und zappeln beim Stillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi Welter, meine Tochter ist 20 Wochen alt uns ich stille sie voll. Ich hätte 2 Fragen, Ich habe ihr am 1. oder 2. Tag nach ihrer Geburt (ich weiss gar nicht mehr ob es der 1. oder 2. Tag war...) im Krankenhaus ein kleines Fläschchen mit Milchnahrung gefüttert (dürften ca. 20ml gewesen sein) Für dieses Fläschchen würde ich mich am liebsten heute noch Ohrfeigen und mich treibt seitdem folgende Frage um: Habe ich meiner Kleinen mit dieser Milch etwas Negatives zugefügt, bzw. habe ich dadurch die positiven Auswirkungen des Stillens geschmälert ? (klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, ich weiss nur nicht wie ich es anders ausdrücken soll) Die ersten ca. 8 Wochen habe ich auch noch Fencheltee zugefüttert, seitdem stille ich sie voll.Ich war am Anfang extrem verunsichert, ob sie satt wird mit "nur" Brust. Meine Kleine lässt sich auch manchmal nicht anlegen, obwohl ich mir sicher bin, das sie hungrig ist ( sie sucht die Brust, steckt den Daumen bis zum Anschlag in den Mund, wird quengelig..) Sie dreht den Kopf aber dann zur anderen SEite, lässt den Daumen aber im Mund. Falls sie vor lauter Zappeln doch die Brust "erwischt" , saugt sie kurz an und lässt wieder los. Manchmal schreit sie auch dabei. Ich weiss dann wirklich nicht was ich machen soll. Habe ich die Zeichen falsch gedeutet und sie hatte doch keinen Hunger, oder ist sie einfach überreizt ? Wenn ich sie am Tag stille, schlägt sie in der Regel wie wild um sich, trommelt mit den Fäusten auf meine Brust ein, zappelt mit den Beinen, etc. Sie ist mit ihren 20 Wochen natürlich mittlerweile extrem aktiv und entdeckt ihre Welt. Desweiteren ist sie tagsüber fast nicht zum Schlafen zu bewegen (ausser im Kinderwagen..) Sie schläft ein und ist nach ca. 30-45 Minuten wieder wach und fit wie ein Turnschuh.. Von einem Mittagsschlaf sind wir noch weit entfernt. Ich würde mich freuen, wenn sie mir ein paar Ratschläge geben könnten, bzw. eine Erklärung für ihr Verhalten haben. Ach ja, Nachts stille ich sie ca. alle 2-4 Std. Vielen Dank im voraus für Ihre Hilfe. LG Katja mit Emilia


Mitglied inaktiv

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Liebe Katja, ich kann dich schon gut verstehen, möchte dich aber beruhigen. Es lässt sich niemals sagen "eine Flasche andere Nahrung und das Stillen war für die Katz". Das wäre schlicht und ergreifend Blödsinn. Erstens hat das Stillen noch eine Vielzahl anderer Vorteile als nur die vorbeugende Wirkung gegen Allergien und zweitens lässt sich niemals für den Einzelfall vorhersagen, wie das jeweilige Kind reagieren wird. Theoretisch ist es möglich, dass sich das Allergierisiko für ein Kind durch eine einzige Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung erhöht, doch in der Praxis lässt sich aus dieser statistischen Wahrscheinlichkeit nichts Definitives für dein Kind oder das deiner Nachbarin oder irgend ein anderes individuelles Kind herauslesen. Es hat auch keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn es lässt sich ohnehin nicht mehr rückgängig machen, dass Ihr einmal andere Nahrung bekommen. Auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deiner Tochter. Zum einen erlebt deine Tochter jetzt ihre Umwelt immer bewusster und muss daher am Abend die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig "Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann "erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Als nächstes kannst Du einmal eine Stillzeit ganz genau beobachten. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit "Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deiner Tochter die von dir bevorzugte Haltung nicht. Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Auch wegen dem Mittagsschlaf solltest Du dir keine Sorgen machen. Babys sind individuelle Persönlichkeiten, auch was ihr Schlafverhalten angeht. Statistisch gesehen schlafen Babys während des 1. und 2. Monats 16 bis 19 Stunden, während des 3. und 4. Monats 15 bis 18 Stunden, während des 5. und 6. Monats 14 bis 16 Stunden, während des 7. und 8. Monats 13 bis 15 Stunden und während des 9. bis 12. Monats 12 bis 14 Stunden pro Tag (selbstverständlich nicht an einem Stück). Aber wie gesagt, das sind nur Durchschnittswerte. Es ist durchaus üblich, dass ein vier Monate altes Baby tagsüber kaum noch schläft, schließlich muss es seine Welt entdecken. LLLiebe Grüße Biggi


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