Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

14 Monate und immer noch stillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 14 Monate und immer noch stillen?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, seit dem unser kleiner Sonnenschein auf der Welt ist, habe ich mir schon viele Anregungen aus Deinem Forum geholt. Vielen Dank hierfür. Unser Julian ist jetzt fast 14 Monate und hat so gar keine Lust an das Abstillen zu denken. Ich werde schon regelrecht von den anderen Müttern belächelt und ich solle mein Kind nicht in so einer Abhängigkeit belassen. Das tut mir sehr weh, da ich noch ganz gerne stille. Ich mache zur Zeit auch ein Halbtagspraktikum und mein Sohn möchte, sobald er mich sieht an die Brust. Wenn Papa vormittag bei ihm ist, ist stillen uninteressant. Er trinkt noch ziemlich oft am Tag (ca. 4 bis 5 mal, manchmal auch mehr, gerade wenn eine Erkältung in Anmarsch ist). Er war seit seiner Geburt aber noch nie krank mit Fieber! Er ist 76 cm gross und 11 kg schwer und er isst auch ganz normal die Mahlzeiten mit. 7 Monate habe ich ihn voll gestillt (ohne Wasser oder sonstiges). Seit dem 13. Monat bekommt er auch normale Milch und verträgt alles sehr gut. Nun meine Frage: Julian ist so Brust fixiert, dass mir unsicher bin, wie lange ich ihn wohl noch stillen werde. Wie könnte ich ihn abstillen, ohne ihn schreien lassen zu müssen und ihm etwas "wegzunehmen"? (Flasche hat er nie bekommen und er trinkt auch ganz normal aus einem Becher)Julian nimmt auch noch sehr oft am Tag den Schnuller. Ich versuche ihn zeitweise wegzulassen. Geht dann auch ganz gut. Wie sehen Sie die Sache mit dem langen Stillen und dem Schnuller? Vielen Dank fürs Lesen und Ihre Antwort. Liebe Grüsse aus dem sonnigen München Kiara26


Biggi Welter

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? Liebe Kiara, wenn Sie länger in diesem Forum lesen, dann wissen Sie dass es für mich keineswegs außergewöhnlich ist, wenn ein Kind in diesem Alter gestillt wird und auch nicht, dass es mehrmals täglich (und nächtlich:-)) an der Brust trinkt. Ob das Kind dabei zusätzlich noch einen Schnuller hat oder nicht, muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Ob ein Kind sehr an seiner Mutter hängt („klammert") oder nicht, hängt nicht davon ab, ob das Kind gestillt wird, sondern ist Temperamentssache. Wenn Sie darauf warten wollen, dass sich Ihr Baby von alleine abstillen wird, werden Sie noch etwas Geduld aufbringen müssen. Statistisch gesehen findet das selbstbestimmte Abstillen eines Kindes irgendwann zwischen den zweiten und vierten Geburtstag statt und nur sehr selten stillt sich ein einjähriges Kind tatsächlich schon von selbst ab. Wenn Sie nun zu dem Schluss gekommen sind, dass für Sie die Stillzeit zu Ende gehen soll, dann werden Sie Ihre Kind aktiv abstillen müssen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal dem Kind zu, sondern Sie wechseln sich ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er Ihr Baby auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind spürt, dass Sie ihr zwar die Brust entziehen, nicht aber Ihre Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt und dem Kind einfach noch etwas Zeit lässt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Kiara, mein 15 1/2 Monate alter Sohn hängt mir gerade an der Brust, deswegen kann ich nur kurz schreiben ;o) M ö c h t e s t Du selbst denn unbedingt abstillen? Oder fühlst Du Dich nur durch die Meinung der anderen gestört? Es gibt viele Frauen, die Kleinkinder stillen - viel mehr als Du vielleicht denkst. Ich stille schon mein zweites Kind und ich habe die Absicht, das Abstillen ihm selbst zu überlassen - wenn er es nicht mehr braucht. Ich selbst finde es viel zu schön - das Stillen verändert sich ja auch, je älter das Kind wird, weil die Kinder es bewußter wahrnehmen und es Momente großer Zärtlichkeit dabei gibt. Wenn Du möchtest, kannst Du mich anmailen - und schau doch mal nebenan ins Stillforum. Da gibt es noch mehr Mütter, mit denen Du Dich austauschen kannst. Vorerst empfehle ich Dir noch das Buch von Nora Bumgarner, Wir stillen noch. Vom Leben mit gestillten Kleinkindern. Das gibt es nicht im Buchhandel, aber im Stillshop hier bei RuB. Mir hat es beim ersten Kind geholfen, eine eigene Position zum sogenannten "Langzeitstillen" zu finden. Damals glaubte ich panikartig, es abstillen zu müssen, als es 18 Monate alt war ... Außerdem findest Du viele interessante Artikel übers Stillen unter www.uebersstillen.org. Schau doch mal rein! Viele Grüße Oda


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