Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

11 Monate und schläft nicht durch!!!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 11 Monate und schläft nicht durch!!!

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Hallo Biggi, mein Sohn Moritz ist nun 11 Monate alt und ich stille ihn immer noch gern. Er hat sich angewöhnt mich auch nachts 2-3 mal zu Stillen zu wecken. Das ist mir seit einigen Wochen zu viel. Ich möchte nun endlich mal durchschlafen - bin machmal fix und alle. Wir haben es schon mit der "Ferber-Methode" geschafft eine Mahlzeit (2 Uhr) auszulassen, aber Moritz verschob anschließend eine Stillzeit (22 Uhr) nach hinten (bis 24 Uhr), bis ihm einfiel, dass es ja 22 Uhr mal die Brust gab. Somit war der alte Rythmus wieder hergestellt. Ich glaube das Beste wäre, ihm radikal und konsequent die Brust nachts zu entziehen. Wie ist deine Meinung?


Biggi Welter

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? Liebe Michaela, dein Kind hat sich nicht „angewöhnt" dich nachts zwei bis drei Mal zum Stillen zu wecken, sondern es verhält sich so, wie es für ein elf Monate altes Kind normal ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Stillen viel mehr als nur Nahrungsaufnahme ist und Du deinem Kind mit einem radikalen nächtlichen Brustentzug nicht nur die Nahrung entziehst. Meine Meinung zu Ferber und daraus abgeleiteten Schlaftrainingsprogrammen dürfte hier inzwischen hinlänglich bekannt sein. Wie fast alle Stillberaterinnen lehne ich diese Programme ab und setzt auf einen Erziehungsstil, der das Kind achtet und nicht als Feind sieht. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. Zu dem Buch „Jedes Kind kann ..." hänge ich dir eine Buchbesprechung von einer Stillberaterinnen-Kollegin aus Hamburg an. Ich denke, sie schreibt recht deutlich, was von dieser „Methode" zu halten ist. LLLiebe Grüße Biggi „Jedes Kind kann schlafen lernen" von A. Kast-Zahn und H. Morgenrot ISBN 3-9804493-0-0 DM 29,80 / ÖS 215,00 / SFR 29,80 Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern. Keine Familie wird gefragt, wie liebevoll sie mit den Bedürfnissen ihres Säuglings umgeht. Im Gegenteil, wenn das Baby gerade wenige Wochen alt ist, kommt die scheinbar wichtigste Frage: „Schläft es schon durch?" Für alle Eltern, die diese Frage mit „nein" beantworten müssen, stellt sich sofort die nächste Frage: „Was haben wir falsch gemacht?" Die ersten sechs Monate darf ein Kind nachts noch wach werden, aber dann muß es durchschlafen. So suggeriert es dieses Buch. Richtige Erkenntnisse über den kindlichen Schlaf werden mit Behauptungen vermischt: Kinder müssen ganz alleine einschlafen – ohne Mutterbrust, ohne die Eltern im Zimmer, ohne Schnuller und vielleicht auch noch ohne Schmusetier. Sie haben anscheinend keine Bedürfnisse (zu haben). Denn alles muß beim Aufwachen genauso vorgefunden werden – so die Autoren –, wie beim Einschlafen: die Brust würde aber weg sein, auch die Eltern würden nicht mehr im Zimmer neben dem Bett stehen, der Nuckel könnte aus dem Mund gerutscht und das Plüschtier vielleicht aus dem Bett gefallen sein. Deshalb darf auch nichts davon als Einschlafhilfe verwendet werden. Es kann natürlich sein, so meine ich, daß ein Kind, was so allein ist, auch schnell wieder in den Schlaf kommt, um dieser schrecklichen Situation zu entfliehen. Ist es das, was wir wollen? Die nächste fragwürdige Behauptung diese Buches: Kinder scheinen auch in den ersten Jahren ein Zeitgefühl zu haben. Denn es wird empfohlen, das Kind kontrolliert eine bestimmte Zeit (3, 5, 7, 10 Minuten) schreien zu lassen? Oder steht das deshalb so in dem Buch, weil es uns Eltern leichter fällt, das Kind schreien zu lassen, wenn wir nach einer bestimmten Zeit wieder zu ihm gehen dürfen? Ich denke, auf alle Fälle haben Kinder, die jünger als drei Jahre sind, kein Zeitgefühl. Selbst eine Minute kann für sie eine Unendlich-keit sein. Oft klappt das Ein- und Durchschlafen aber mit dieser Methode. Hat das Kind doch schlafen gelernt? Meiner Meinung nach hat es zumindest etwas anderes gelernt: Mir kann es schlecht gehen, und ich kann schreien: es kommt doch keiner. Es wird in einen depressiven und traumlosen Tiefschlaf fallen. Das bedeutet auch den Verlust des Urvertrauens mit Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Sollte dies vielleicht ein Grund für die vielen Schlafstörungen in unserer Generation oder der unserer Eltern sein? „Jedes Kind kann schlafen lernen" – ich meine: jedes Kind lernt schlafen. Und zwar dann, wenn es für das jeweilige Kind der richtige Zeitpunkt ist. Bis dahin brauchen die Kinder Begleitung in den Schlaf. Noch immer wissen wir nicht genau, was beim Einschlafen passiert, was sich in unserem Gehirn abspielt, daß wir am nächsten Morgen regeneriert aufwachen. Wir können unsere Gedanken bahnen, indem wir beim Einschlafen an beruhigende Dinge denken. Ein Kleinkind kann das jedoch nicht. Es ist auch nicht möglich, mit Absicht immer zu einer bestimmten Zeit wach zu werden. Wäre es so, bräuchte man keine Wecker auf dieser Welt. Natürlich benötigen viele Eltern Rat, Unterstützung und Begleitung, wenn sie ein schlecht schlafendes Kind haben. Aber ich bezweifle, daß dieses Buch diesen Eltern auf Dauer ernsthaft helfen kann. Einige Beispiele aus dem Buch sollen das deutlich machen: 1. „Erfahrungen aus der Kinderarzt-Praxis" (Seite 12) Die Eltern schlafen mit ihren Zwillingen in einem Raum und müssen jeden Abend für die Nacht 17 Fläschchen fertig machen. – Wie schrecklich, vielleicht hätte es geholfen, ein Familienbett zu organisieren? 2. „Welche Probleme können auftreten?" (Seite 90): Das Kind von 12 Monaten erbricht, um seine Eltern zu erpressen. – Welche massiven Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung müssen vorliegen, wenn ein Kind in dem Alter dazu in der Lage sein sollte? Dieses Buch allein kann den Eltern aus dieser Situation bestimmt nicht heraushelfen. 3. „Schmerzen" (Seite 140): Es wird den Eltern empfohlen, dem Kind zum Einschlafen ein Fieberzäpfchen zu geben. Es könnte ja Schmerzen haben, auch wenn nichts gefunden wurde. – Das ist der erste Schritt, alle Probleme mit Medikamenten beseitigen zu wollen und zu einer späteren Medikamenten-Abhängigkeit. Fazit: Schade für all diejenigen, die fast 30,– DM für dieses Buch ausgegeben haben. Die Investition in das Buch der La Leche Liga „Schlafen und Wachen" von W. Sears wäre weitaus lohnender gewesen, auch wenn darin keine Patentrezepte zu finden sind. Es gibt nämlich keine! Leider ist das Buch der La Leche Liga kaum in einer Buchhandlung zu finden. Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC


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Hallo Michaela, mein Sohn ist ein Jahr alt und hat auch noch nie durchgeschlafen. Er will, wie Deiner, nachts zwei- bis dreimal trinken. Mir macht das nichts aus, weil er bei uns im Familienbett schläft. So brauche ich ihn nachts nur zu mir rüberziehen :-). Vielleicht wäre das ja ein Tipp für Euch. Liebe Grüße Janina


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Hallo Michaela! Mir persönlich hat bei meinem großen Sohn das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" wertvolle Tips gegeben. Vielleicht probierst du es mal damit. Viel Erfolg Susann & Rebekka


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Ich kann mir schon so ungefähr Biggis Meinung vorstellen und schließe mich der schon mal im voraus an. Auf die Gefahr hin, daß Dich das jetzt völlig entsetzt: Mein Sohn ist 19 Monate alt und schläft, seit er 9 Monate ist, auch nur sporadisch durch. ABER: Fast alle Mütter, die Kinder in seinem Alter haben, geben zu, wenn ich es als erste tue, daß die Kleinen immer wieder nachts aufwachen, und ich kenne in meinem Umkreis eigentlich keine mehr die stillt. Will sagen: Das muß nicht die Ursache sein; und mit dem Stillen habe ich ein tolles Mittel, um Mathis innerhalb kürzester Zeit wieder zum Schlafen zu bringen, während die "Ferber"-Kinder immer wieder bis zu einer Stunde schreien müssen - möchtest Du das??? Viele Grüße von Katja


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Liebe Michaela, Dein Kind verhält sich so, wie ein Baby sich natürlicherweise verhält. Meins tut das auch, und die meisten Kinder, die ich kenne, auch (wenn die Eltern ehrlich sind). Was die Ferber Methode angeht: wenn Du diesen Buchtipp "Jedes Kind kann schlafen lernen" mal auf Amazon.de anschaust: KEIN BUCH hat kontroversere Diskussionen ausgelöst. Ich persönlich finde das Buch entsetzlich, und die Methode unnötig und grausam. Ein Gedanke dazu: die Langzeitwirkung auf die Psyche der Kinder (und es kann einem keiner erzählen, dass Schreienlassen und das Kind der Verzweiflung und Trostlosigkeit überlassen, KEINE Wirkung auf ein Baby hat) ist nicht erforscht. Wenn jemand zugeben würde, er würde seinem Baby ein Medikament geben aufgrund eines erfolgreichen Buches, und das Medikament wäre nicht erforscht, würden alle ZETER UND MORDIO schreien. Was ist mit der Ferber-Methode? Kein Mensch weiss, was sie in der kleinen Seele anrichtet. Einen Vorgeschmack kann man bekommen, wenn man von einer betroffenen Mutter, die sowas ähnliches als Kind durchgemacht hat, den Artikel liest "Nestwärme gesucht" auf www.uebersstillen.org. Ich muss zugeben: da ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen, und ich bin froh, dass ich meiner Tochter diese entsetzliche Tour ersparen darf. Ein paar Gedanken und die rein persönliche Meinung von Doro


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hallöchen, endlich, endlich frauen, die mir aus der seele reden, das buch, obwohl ich´s noch nie in der hand hatte ist grauslig- entspricht wirklich der gesellschaft, parieren und arbeiten- mein sohn ist 8,5 monate und von anfang an schläft er in meinen armen ein und ich habe immer größten wert darauf gelegt, daß ich da bin, wenn er wach wird, nachts und tagsüber, deswegen komme ich kaum zu etwas, weil er tagsüber eher kurze, intensive nickerchen macht, ABER nicht umsonst freuen sich alle menschen, die meinem sohn begegnen, weil er so freundlich ist und mit ungequältem blick die menschen ansehen kann. frau muß abwägen zwischen notwendikeit und nötigung!! grüße andrea


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Auch wir haben einen Sohn der immer schon unruhig schläft. Tobias ist jetzt 25 Monate alt und ein sehr aufgewecktes Kerlchen. Er spricht sehr gut und ist insgesamt schon sehr weit für sein Alter. Inzwischen denke ich, dass er einfach viel aufnimmt am Tag und er muss dies in der Nacht verarbeiten. Sein "großer" Bruder Lucas (er ist gerade 4) schläft nachts tief und fest neben ihm. Bei Tobias müssen wir Eltern einfach mehr Zeit investieren, weil er nachts oft Angst hat. Und das Schrecklichste fände ich, wenn wir ihn dann alleine ließen. So kommt es, dass in manchen Nächten mein Mann oder ich einen Teil der Nacht bei den Kindern im Zimmer auf einer Matraze schlafen, um Tobias ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Ich hoffe natürlich, dass Tobias eines Tages auch seine Ängste überwunden hat und besser schäft. Bei unserem jüngsten Sohn Nicolas (8 Wochen alt) scheint sich abzuzeichnen, dass er eher ruhiger ist, denn er schläft nachts schon ca. 4 Stunden am Stück. Interessant für uns Eltern ist dabei, dass sich doch jedes Kind anders entwickelt. Und in hoffentlich spätestens 3 Jahren kommen auch für uns mal wieder komplette Nächte voll Schlaf. Schlaf ist, wenn man kleine Kinder hat, doch auch ein Luxus. Viele Grüße Tania


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