11,5 Wochen altes Baby nimmt nicht zu

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 11,5 Wochen altes Baby nimmt nicht zu

Hallo, Ich bin verzweifelt. Mein kleiner Mann mit 11,5 Wochen (Geburtsgewicht 3300g, Kaiserschnitt) hat in der letzten Woche nur 80g zugenommen (akuelles Gewicht 6100g). In der Woche wurde er allerdings auch das erste mal geimpft (6 Fach Impfung). Er war dann 2 Tage etwas fiebrig und hat viel geschlafen. Seit der Impfung ist leider alles durcheinander. Letzten Donnerstag abend wollte er dann nicht mehr an die Brust. Hat geschrien wie am Spieß und sich nach hinten überdehnt. Ich habe dann Milch abgepumpt da die letzte Mahlzeit 3 Stunden her war. Leider habe ich erschreckender weiße aus beiden Brüsten nur 60ml raus bekommen. Das Fläschchen mit abgepumpter Milch hat er dann auch ausgetrunken. Danach hat er gleich wieder geweint. Aus lauter schreck bin ich dann noch schnell kurz vor Ladenschluss PRE Nahrung kaufen gegangen (Hipp). In der ganzen Zeit hat er weiter geschrien. Als ich dann versucht habe ihm die PRE Nahrung zu geben hat er diese verweigert. Er ist dann vor lauter Erschöpfung um 21Uhr eingeschlafen und hat dann untypischer weise bis 3 Uhr nachts geschlafen (normal kommt er Nachts alle 3-4 Stunden) Ich habe dann um Mitternacht nochmal Milch abgepumpt (100ml). Als er um 3 Uhr wach wurde habe ich ihn wieder versucht anzulegen (bis dato war Stillen nie ein Problem. Hat immer gut getrunken und zugenommen). Er hat erneut die Brust verweigert und geschrien. Ich habe ihm dann versucht die abgepumpte Muttermilch zu geben. Leider hat er diese dann auch verweigert. Habe ihm dann den Schnuller gegeben weil er sich anderst nicht hat beruhigen lassen ( Schnuller bekommt er normalerweise nur 1-2mal kurz nachts nach dem stillen wenn er alleine nicht in den Schlaf findet. Ist nicht immer der Fall. Manchmal geht es komplett ohne). Er ist dann wieder eingeschlafen bis am nächsten Morgen gegen 7 Uhr. Dann wieder das gleiche. Versucht anzulegen....ohne Erfolg. Ich habe dann um 8 Uhr beim Kinderarzt angerufen. Die sagten ich solle gleich vorbei kommen. Das Ergebnis: Alles in Ordnung. Dort war er natürlich auch das liebste Baby. Die Ärztin meinte aber ich solle nicht abpumpen und er würde schon wieder trinken wenn er Hunger hat. Ich habe aber Angst das dann die Milch weg geht. Mache mir deswegen eh auch Sorgen da die Brüste sich seit vergangenen Mittwoch nicht mehr "prall" anfühlen. Eher leer und schlaff. Sie hat ihn dann noch gewogen und er hatte über Nacht die 80g die er die Woche zuvor zugenommen hatte, abgenommen. Nach dem Arzttermin bin ich dann mit ihm ne runde spazieren gegangen. Musste erstmal durchatmen. Danach als er noch nicht richtig wach war habe ich ihn erneut angelegt. Er hat dann 3-4Minuten getrunken und dann wieder geschrien (denke er ist in der Brustschimpfphase). Allerdings ist das jetzt nach wie vor immer noch so. Wir haben eine Waage daheim. Er hat bis jetzt nicht wieder zugenommen. Auch schläft er seit gestern sehr viel über den Tag. Er ist max. 30 Minuten "wach" eher etwas verträumt und schläft dann wieder für 1-2Stunden ein. Da dazwischen immer der Versuch zu stillen. Er trinkt meist, eher nuckelt, dann 4/5 Minuten und schläft an der Brust wieder ein. Versuche ihn schon immer wach zu halten (Wechselseitig anlegen, kitzeln etc.). Aber keine Chance. Ich bin wirklich ratlos. Meine Hebamme ist mir leider keine große Hilfe. Ich lebe auf dem Dorf und es war schwer überhaupt eine zu bekommen (ich habe damals über 35 Hebammen angerufen). Die wo ich jetzt habe ist eigentlich schon in Rente und hat dementsprechend auch noch alte Ansichten (z.b. Baby in den Stubenwagen legen wenn es schreit und in ein anderes Zimmer stellen). Was wir nie machen würden. Auch Stillberaterinnen gibt es hier in der Umgebung keine. Habe ich alles schon versucht zu bekommen. Nun hoffe ich das Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Vielen Dank.

von Gertra am 03.05.2022, 10:50



Antwort auf: 11,5 Wochen altes Baby nimmt nicht zu

Liebe Gertra, ich befürchte, dass dein Baby saugverwirrt ist! Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Im Moment würde ich keinen Schnuller geben und mit einer alternativen Fütterungsmethode zufüttern. Du kannst mit einem Becher zufüttern oder einer Tasse, einem Löffel. Schau mal bei YouTube nach Becherfütterung, da kannst Du sehen, wie einfach das geht. Es wäre auch sehr sinnvoll, wenn du dich an eine kompetente Stillberaterin vor Ort wenden könntest. Die Kollegin kann das Saugverhalten sehr viel besser beurteilen und kann Dir Tipps geben, wie es besser klappen könnte. Auch wenn Du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis dahin kannst du weiterhin versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 03.05.2022