Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Nahrungsergänzung

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Nahrungsergänzung

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin in der 16 SSW und habe die ersten drei Monate der Schwangerschaft Femibion 800 eingeommen, um den Folsäurebedarf zu decken. Mein Frauenarzt meint, dass ich jetzt keine Nahrungsergänzungsmittel mehr einnehmen müsste, weil nur die Folsäure am Anfang wirklich wichtig ist und alles weitere nur Geldmacherei wäre. Jetzt bin ich etwas verunsichert, da ich gesehen habe, dass im Forum auch schon öfter darüber gesprochen wurde und viele Frauen bis zum Ende der Schwangerschaft etwas einnehmen z.B. Femibion + DHA etc. Was ist nun richtig bzw. wie ist Ihre Meinung dazu? Vielen lieben Dank für Ihre Antwort. Jessi


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

Liebe Jessi, da hat Ihr Frauenarzt sichr das Jodid vergessen. Denn dessen Substitution ist ebenso, wie die der Folsäure keine Geldschneiderei, sondern in vielen internationalen Studien anerkannt sinnvoll! Was die Frage nach einer Substitution von Nahrungsergänzungsstoffen & Vitaminen bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft angeht, so ist dieses für die sich normal ernährende und gesunde Mitteleuropäerin und Nordamerikanerin auf Folsäure und Jodid beschränkt. Eine darüber hinausgehende Vitaminsubstitution ist nach bisheriger Datenlage nicht zwingend notwendig, auch, wenn es für einige Substanzen einen gewissen Nachholbedarf gibt. Eine sinnvolle Substitution betrifft vor allem Folsäure, Jodid, Magnesium und/oder Eisen (bei nachgewiesenem Eisenmangel). 2. die neuesten Empfehlungen sprechen sich dafür aus, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 100 (–150) μg Jod pro Tag in Tablettenform für die Schwangerschaft und Stillzeit zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Bei Verdacht auf eine bestehende Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf. Die Vorteile einer Jodidsubstitution sind wissenschaftlich in vielen Studien erwiesen: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Jod. Ein Jodmangel kann sich nicht nur an einer Vergrößerung der Schilddrüse zeigen, sondern kann für die schwangere Frau auch bedeutende Folgen haben. Ein Jodmangel des ungeborenen Kindes beeinträchtigt seine Entwicklung weitreichend. Die Neugeborenen können eine verlängerte Neugeborenengelbsucht zeigen und trinkfaul und bewegungsarm sein. Wenn die Diagnose nicht frühzeitig gestellt wird, kann sich dieses auf die weitere körperliche und neurologische Entwicklung auswirken. Die prophylaktische Einnahme von Folsäure ist schon bei Kinderwunsch bzw. in den ersten 3-4 Monaten der Schwangerschaft ratsam und sinnvoll. Für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) werden 0,4 mg/Tag empfohlen, ansonsten 5 mg. Untersuchungen belegen, dass eine gute Versorgung mit Folsäure in der Frühschwangerschaft das Risiko für Neuralrohrfehlbildungen des Kindes (z.B. offener Rücken ) um bis zu 70% mindert. Es ist richtig: es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Schwangere,die diese langkettigen Fettsäuren konsumieren: als Fisch oder in Pillenform, zu einer besseren neurologischen Entwicklung der Kinder beitragen können. Ob diese einzelnen Untersuchungen aber aussagekräftig genug sind, eine entsprechende Substitution zu befürworten, möchte ich zumindest bezweifeln, da es offiziell seitens der Fachgesellschaften oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (www.dge.de) hier keine Empfehlung zur Substitution gibt. Auch seitens internationaler Fachgesellschaften gibt es bis heute keine Empfehlung zu einer Substitution. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.