Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Bluni, ich hätte da mal ein paar Fragen: Vor 2 Jahren habe ich (jetzt 38) mein erstes Kind per Not-Sectio bekommen. Fuer mich waren die Umstände und der Verlauf VOR dem KS sehr traumatisch. Wir wuerden gerne aber noch ein Kind bekommen wollen. Meine Frage: 1. wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Narben NICHT halten (in der SS)? Wenn da was passieren wuerde, ab welcher SSW und was macht man dann da??? 2. ich wuerde gerne lieber (aufgrund meiner Ängste und der Panik durch die Geburt vor 2 Jahren) per Kaiserschnitt entbinden. Ist das vertretbar? Wie gross ist das Risiko, dass bei (oder nach) einem KS was passiert? 3. Ich hatte sehr lange sehr grosse Schmerzen nach dem KS....sind Frauen nach einem GEPLANTEN KS schneller wieder fit und schmerzfrei? Wenn ja, warum? Wird die OP anders gemacht? 4. Ist das Risiko hoeher bei einem KS, wenn man schon einen hatte? 5. In meinem Alter (jetzt fast 38,5), wie hoch ist das Risiko fuer eine Fehlgeburt? Und das Missbildungen, Gendefekte auftreten? Kann man was tun, um solche Risiken so gering wie moeglich zu halten? 6. Ich hatte bei meiner ersten SS bis zur 16ten Woche Uebelkeit und Erbrechen, konnte fast nichts essen oder trinken. Lässt sich daraus ableiten, dass man dazu neigt und das wieder so wird oder koennte es auch (was cool wäre) komplett ohne solche Sachen ablaufen? 7. Spielt es eine Rolle fuer die Gesundheit des Embryos, wann man zuletzt geroentgt wurde. Gibt es da "Wartezeiten"? Ich glaube, das wars erstmal. Bedanke mich herzlich, wenn Sie etwas Licht ins Dunkel brigen koennten und mir meine Unsicherheiten nehmen koennten. Danke. VG Valerie
Liebe Valerie, zunächst bitte ich Sie, die Anzahl der Fragen, die Sie auf einmal stellen, entweder zu begrenzen oder die Fragen jeweils einzeln ins Forum zu stellen. In jedem Fall werden wir versuchen, all Ihre Fragen auch zeitnahe zu beantworten. Deshalb im Folgenden meine Antwort auf Ihre ersten Fragen: 1. bei einer Schwangerschaft/Geburt nach einem oder mehreren Kaiserschnitten ergeben sich besondere Risiken im Wesentlichen durch die mögliche Ruptur der Gebärmutter. Dieses kann während der Gravidität (sehr selten) als auch unter der Geburt eintreten. Man spricht von einer kompletten Ruptur, wenn es zur Zerreißung des Bauchfells über der Gebärmutter (viszerales Peritoneum) mit teilweisem Vorfall fetaler Anteile in die Bauchhöhle kommt. Dies bringt eine akute Gefährdung von Mutter und Kind mit sich. Geht die Naht ein wenig auseinander (Nahtdehiszenz), kann dieses ohne Symptome verlaufen. Die Ruptur der Gebärmutter noch während der Schwangerschaft bei regelmäßiger Wehentätigkeit ist offensichtlich so selten, dass es hierzu keine Zahlen in der Literatur gibt, auch wenn die Anzahl der Kaiserschnitte deutlich zugenommen hat. Das Risiko einer Uterusruptur für Frauen nach einem Kaiserschnitt liegt nach Informationen der WHO bei etwa 0,32% (Spong CY et al. Risk of uterine rupture and adverse perinatal outcome at term after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007;110: 801-7). Das Risiko für eine Ruptur nach Kaiserschnitt ist bei der Spontangeburt mit 0,74% am größten verglichen mit einem primären oder sekundären erneuten Kaiserschnitt. In einer Situation nach Kaiserschnitt, bei dem (z.B. wegen einer Frühgeburt) die Gebärmutter längs eröffnet wurde, ist das Risiko mit 4-9% bedeutend höher. Das Wiederholungsrisiko für eine Uterusruptur nach einmaliger Ruptur in der Vorgeschichte wird mit 4% angegeben und steigt mit der Anzahl der vorhergehenden Rupturen weiter an. Ein ca. 8% Risiko besteht für ein drittes Reißen der Gebärmutter. In einer Studie (Stamilio DM et al. Short interpregnancy interval: risk of uterine rupture and complications of vaginal birth after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007; 110:1075-82) zum Einfluss des Zeitintervalls zwischen dem Kaiserschnitt und der darauffolgenden Schwangerschaft auf das Rupturrisiko konnte gezeigt werden, dass alle Zeitintervalle über 6 Monate inklusive des überdurchschnittlich langen Schwangerschaftsintervalls über 60 Monate kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko einer Gebärmutterruptur unter der Geburt mit sich bringen Aus einem Bericht der WHO geht hervor, dass es für Frauen ohne vorherige Operationen an der Gebärmutter (inklusives Kaiserschnitt) nur einen einzigen Report zur Uterusruptur am wehenlosen Uterus gibt und der gibt ein extrem geringes Risiko von (0.006%) an. (Quelle: http://www.who.int/reproductive-health/global_monitoring/articles/uterinerupture.pdf ) Weltweit wurden in den letzten 30 Jahren knapp 40 Fälle beschrieben. (Cisse, CT, Faye EO, de Baernis L (2002):Uterine rupture in Senegal. Med Trop 62, 619-622. Ansonsten tritt die Uterusruptur bei Erstgebärenden im Vergleich zu Mehrgebärenden in einem Verhältnis von 1:16 auf (Pan, HS, Huang LW,(2002)Uterine rupture in an unscarred uterus after application of fundal pressure.J Reprod Med 47, 1044-106). Für die Dicke der Gebärmutterwand gibt es keine Daten, da aus ihr alleine keine Rückschlüsse zu ziehen sind. 2. selbstverständlich ist dieses möglich, wenn Sie hier zusammen mit der Klinik nach entsprechender Abwägung dieses so entscheiden. Wir können für Sie kaum vorhersagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass "irgendetwas bei einem wiederholten Kaiserschnitt passiert." Aber: der Kaiserschnitt stellt nach wie vor die Entbindungsform mit den höheren Risiken dar. 3. zwar kann auch eine Frau, die 40 Jahre und älter ist, noch auf natürliche Weise schwanger werden, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben deutlich geringer, als bei jüngeren Frauen. Fakt ist, dass die Fruchtbarkeit bei der Frau schon mit 35 Jahren nur noch ca. 50% derjenigen einer 27jährigen beträgt. Bei der 39jährigen ist sie noch ein wenig geringer. Gleiches gilt für den "älteren" Vater, wie man mittlerweile weiß. Und so finden wir bei der "älteren" Frau nicht nur die Situation, dass es viel seltener zu einem Eisprung und damit zu einer Schwangerschaft auf natürliche Weise kommt. Was die Frage nach der Chance einer Schwangerschaft in diesem Alter angeht, kann man einer aktuellen Studie zufolge sagen: Für die Altersgruppe der 35-39 jährigen Frauen mit einem Partner des etwa gleichen Alters ist die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft bei Verkehr an den fruchtbarsten Tagen bei etwa 29% anzusiedeln. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt auf etwa 18% für eine 35jährige Frau mit einem 40jährigen Partner. Für die Frau im Alter von 42 Jahren sind es Untersuchungen zufolge weniger als 10%. Das führt dann dazu, dass wir in den heutigen Tagen der immer älter werdenden Paare eine zunehmende Anzahl in "Spezialpraxen" vorstellen müssen. Und die Chancen für das Eintreten unter befruchtenden (künstlichen) Maßnahmen sind sicher für Frauen dieses Alters ebenso reduziert. 2. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu Blutungen, Fehlgeburten, Frühgeburten (mit allen Konsequenzen), vorzeitige Wehen, Schwangerschaftsdiabetes, Gestose, Probleme unter der Geburt, häufigere, operative Entbindungen u.a. gehören, an. Mit 35 Jahren liegt das Fehlgeburtsrisiko in etwa bei 20%.Genauere Zahlen und Tabellen finden sich in einem Artikel aus dem British medical Journal "maternal age and fetal loss" unter http://bmj.com/cgi/content/full/320/7251/1708 Nicht zu vergessen ist, die Tatsache, dass das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 ("mongoloide Störung" oder Down-Syndrom) oder ähnlicher genetischer Störungen bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97 und mit 42 Jahren bei etwa 1:55 und mit 44 Jahren bei nur noch 1:30 liegt. All dieses muss man zwingend mit der Frau/dem Paar im Vorfeld erörtern, damit diese sich Gedanken darüber machen können, ob sie dieses Risiko auf sich nehmen möchten. VB
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