Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Brustkrebs Risikobewertung

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Brustkrebs Risikobewertung

Mitglied inaktiv

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Hallo! Macht es hinsichtlich Brustkrebs einen Unterschied für die Kinder einer Frau, wenn der Brustkrebs bei der Frau (Mutter) vor dem 50. Lebensjahr (vor dem Wechsel), oder erst aber mit 75-80 Jahren diagnostiziert wurde. Ich meine, ist das ein Unterschied in der Risikobewertung für die Kinder dieser Frau oder bleibt sich das gleich???? Danke


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Susanna, wir wissen, dass es viele Enstehungsfaktoren für den Brustkrebs gibt, wobei wir nicht alle genau kennen und auch deren Zusammenspiel nicht. Wir können davon ausgehen, dass nur 5% der entstandenen Brustkrebse auf eine familiäre Belastung zurückzuführen sind, anders, als vielleicht manche glauben mögen. Was die familiäre Belastung angeht, lässt sich dazu folgendes sagen: Frauen mit Angehörigen 1. Grades (Schwester, Mutter, Tochter) die an Brustkrebs erkrankt sind, haben ein etwa doppelt so hohes Risiko an Brustkrebs zu erkranken als Frauen ohne familiäre Belastung. Sofern die Betroffene unter 50 Jahren alt ist, würde man dem sicher eine andere Bedeutung beimessen und hier steht auch immer der Verdacht im Raum, dass es eine familiäre Anlage dafür gibt. Für eine 40jährige Frau würde das bedeuten, dass bei Vorliegen einer entsprechenden familiären Belastung in den nächsten 10 Jahren nicht 1 von 80, sondern etwa 1 von 40 an Brustkrebs erkranken wird. Die meisten Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wird, haben, wie gesagt, keine familiäre Belastung und die meisten Frauen mit familiärer Belastung erkranken nicht an Brustkrebs. Das sonstige zahlenmäßige Risiko für eine z.B. 30jährige kann wie folgt beschrieben werden: Für die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre : Anzahl der Frauen, bei denen in der jeweiligen Altersgruppe Brustkrebs diagnostiziert wird pro 100.000 Frauen: = 353 oder 1 von 283. Es ist also als sehr gering einzustufen. Was die Diagnostik bei Frauen aus Risikofamilien angeht, gibt es keine internationalen Standards. Dennoch würde man der Tochter/Schwester anbieten, frühzeitig eine Basismammographie durchzuführen und im Intervall neben der Tastuntersuchung auch eine Ultraschall-Untersuchung durchzuführen. Eine regelmäßige Mammographie, solange die Frau noch nicht Mitte 40 oder 50 Jahre alt ist und das Erkrankungsalter der Mutter nicht unter 50 Jahren ist, würde eigentlich nicht berechtigt sein. Jedoch gibt es hier sehr unterschiedliche Auffassungen. Sehr ausführlich kann die Frau sich auf der Seite http://www.mammographie-screening-online.de/ informieren. Mit liebem Gruß VB


Mitglied inaktiv

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Hallo, weil meine Oma mit etwa 70 Jahren Brustkrebs bekam, habe ich meiner Ärztin dieselbe Frage gestellt. Ich schreibe Dir hier auf, was sie gesagt hat, dann hast Du noch eine weitere Meinung, huh? Also, sie sagt, es macht tatsächlich einen großen Unterschied, in welchem Alter der Krebs auftrat. Aber nicht wegen der Wechseljahre oder so. Sondern weil bei einer alten Frau der Brustkrebs unter die Kategorie Alterskrebs fällt. Da die Immunsituation im Alter schlechter wird, ist die Wahrscheinlichkeit, im Alter irgendeine Krebsart zu bekommen, sehr hoch. WELCHE Art Krebs dies ist, ist dabei nicht so wichtig. Bekommt dagegen eine jüngere Frau Brustkrebs, kann man dies nicht aufs Alter schieben. Wenn diese Frau der einzige Fall in der Familie ist, ist das nicht so dramatisch. Trotzdem ist das Brustkrebsrisiko ihrer Nachkommen etwas erhöht. Gibt es aber in der näheren und weiteren Verwandtschaft zwei oder mehr Fälle von Frauen, die in jüngeren Jahren Brustkrebs bekommen, könnte eine familiäre Belastung vorhanden sein und es empfiehlt sich eine Untersuchung auf das berühmte Brustkrebs-Gen. Da generell jede 7. Frau Brustkrebs bekommt, ob mit oder ohne familiäre Veranlagung, ist hohe Wachsamkeit aber immer und für absolut jede Frau extrem wichtig! Man sollte einmal im Monat, und zwar am besten während der Regel (so 5. Tag), die Brust selbst abtasten. Der Zeitpunkt ist deshalb so günstig, weil dann die Hormone am wenigsten aktiv sind, sich also die wenigsten hormonell bedingten Knubbel und Verdickungen bilden. Die allermeisten Brustkrebsfälle werden so entdeckt, weil frau ihre eigene Brust eben am besten kennt - mit etwas Erfahrung. Zusätzlich sollte man, sagt meine Ärztin, unbedingt alle sechs Monate zur Vorsorge, und nicht nur einmal im Jahr, wie von vielen Ärzten gehandhabt. Ein Krebs, der ein Jahr Zeit hatte zu wachsen, ist meist nicht mehr heilbar. Wachsamkeit ist auch für jüngere Frauen also höchstes Gebot. Liebe Grüße, Bab


Mitglied inaktiv

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Danke für Deine super ausführliche Antwort. Noch eine Frage wg. der Vorsorge beim Frauenarzt. Gehst Du wirklich alle 6 Monate? Meine Frauenärztin gibt mir jährlich 1 Termin. Deshalb habe ich selbst entschlossen, daß ich halbjährlich eine Ultraschalluntersuchung der Brust aus eigener Kasse bezahle und machen lasse. Was wird bei der halbjährlichen Untersuchung jeweils alles untersucht???? Danke!


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